Lösungsvorschläge
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
„Dantons Tod“ – Dialoganalyse 3 – Station 5:
Lösungsvorschläge
A → B
Individuelle Lösungen. Hinweise auch bei Station 4 (A → B).
In Z. 1 bis 6 fragt Camille ein wenig von oben herab, was Lucile von dem vorangegangenen Gespräch zwischen Danton und Lucile verstanden hat. Lucile gibt einfache, naive Antworten, die ihre unbedingte Hingabe und Liebe für Camille sowie ein völliges Desinteresse an politischen Inhalten verdeutlichen. Vielleicht ist es aber genau das, was Camille hören will. Dann würde er die Naivität von Lucile keineswegs bloßstellen, sondern nur eine Art Liebesbeweis hören wollen. Für die Darstellung der jeweiligen Lesart sind Stimmführung und Elemente der nonverbalen Kommunikation von besonderer Bedeutung, die in der Textvorlage allerdings fehlen.
In Z. 22 – 38 ändert sich das Gesprächsverhalten. Nun ergreift Lucile die Initiative und Camille reagiert. Luciles Sprechakte schwanken zwischen Ausdruck – hier zeigen sich ihre Ängste, ihre Verzweiflung und auch schon ihr beginnender Wahnsinn – und Appellen: Sie fragt halb Camille und halb sich selbst, was für einen Sinn die Verhaftung Camilles haben könnte. Und sie bittet Camille, sich mit Robespierre auszusprechen. Camille reagiert mit Sprechakten der Beruhigung und scheinbar sachlichen Argumenten (Darstellungsfunktion), warum er nicht mit einer Verhaftung rechne. Inwieweit er selbst daran glaubt, wird in der Textvorlage nicht deutlich. Allerdings verlässt er Lucile auffallend schnell, was für eine gewisse Nervosität spricht. Welche Lesart bevorzugt wird, müsste wieder durch entsprechende Mittel in einer szenischen Umsetzung verdeutlicht und begründet werden.
B → C und C → C*
Sehr auffällig ist der Unterschied im Gesprächsverhalten, wie Danton und Lacroix mit den beiden Grisetten sprechen, wie die drei Frauen miteinander sprechen und wie Danton und seine beiden Freunde untereinander sprechen.
Im Gespräch zwischen Männern und Frauen dominiert eine uneigentliche Sprechweise voller Anzüglichkeiten und ironischer Wortspiele. Dabei reagieren die Frauen auf die Anzüglichkeiten der Männer und spielen eine Weile mit. Als sie merken, dass kein „Geschäft“ zustande kommt, brechen sie enttäuscht ab, indem sie auf eine andere Sprachebene, die des bürgerlichen Anstands, wechseln. Sie entrüsten sich scheinheilig über den anzüglichen Ton der Männer. Die Männer dominieren dieses Gespräch deutlich, indem sie die Initiative ergreifen, den ironisch-anzüglichen Tonfall vorgeben und untereinander und an den Frauen vorbei ihre Witze erzählen (Lacroix), was die Frauen teilweise zu Objekten herabsetzt, mit denen man seine Späßchen treiben kann. Im Gegensatz zu den Frauen, die ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, suchen Lacroix und Danton die Gesellschaft des anderen Geschlechts zu ihrem Vergnügen.
Die Frauen untereinander kommunizieren in ihrem kurzen Dialog auf einer höflichen, distanzierten und gleichberechtigten Ebene, obwohl sie ja eigentlich Rivalinnen in geschäftlicher Hinsicht sind.
Danton, Lacroix und Paris sprechen auf einer gleichberechtigten Ebene offen und sachlich, wenn auch auf einem hohen Niveau, das sich in einer originellen Bildersprache und Elementen aus dem Inventar des gebildeten Bürgertums zeigt. Sie reden miteinander und nicht aneinander vorbei. Trotz der emotionalen Betroffenheit wegen der dramatischen Situation tauschen sie Argumente aus und bewegen sich somit auf der Ebene eines sachlichen Entscheidungsgesprächs. Während Paris nur die Rolle des berichtenden Boten spielt und ansonsten zuhört, versucht Lacrois auch mit Appellen, Danton zum Handeln zu ermutigen. Danton bestätigt und verstärkt Lacrois Bewertung der Situation, aber wirkt beschwichtigend, was die Notwendigkeit zum Handeln betrifft.
In der Art, wie sie ihre eigene Gruppe und die von Robespierre beschreiben, wird ein deutlicher Kontrast zwischen den beiden politischen Lagern gezeichnet. Insgesamt drückt dieser Dialog ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl der Dantonisten aus.
Fortbildungsmaterial zum standardbasierten und kompetenzorientierten Unterricht im Fach Deutsch (Sek. I, Gym.)
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