Kriterium
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„Dantons Tod“
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„Homo faber“
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„Agnes“
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Worin besteht die Schuld?
a): vor der Handlung des Textes (d.h. Hauptfigur
ist
schuldig)
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Septembermorde (vgl. II.5)
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Unbegründete Vorwürfe an frühere Partnerin nach Verlust des Kindes
(vgl. S. 92f.)
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Worin besteht die Schuld?
b): in der Handlung des Textes (d.h. Hauptfigur
wird / macht sich
schuldig)
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Evtl. zu wenig Einsatz für die eigene Sache: Wird der Verantwortung
gegenüber seinen Gefolgsleuten nicht gerecht (z.B. „Ich werde,
du wirst, er wird.“, I.1)
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Betrügt Julie mit Prostituierten (I.5)
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Hedonismus (I.5)
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Sucht keinen Zugang zum Volk
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Fehleinschätzungen („sie werden’s nicht wagen“,
II.4)
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Umgang mit Ivy
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Unterlässt genauere Fragen nach Sabeths Herkunft
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Schläft mit seiner Tochter (Ödipus-Motiv)
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Überheblichkeit gegenüber anderen Lebensentwürfen
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Ignoranz im Umgang mit Agnes’ Geschichte (vgl. S. 42f.), Eigensinn
(vgl. S. 140)
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Reaktion auf Schwangerschaft ungenügend (vgl. S. 89f.)
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Betrügt Agnes mit Louise (vgl. Kap. 23).
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„Mord“ an Agnes durch die geänderte, nicht genügend gesicherte
und damit Agnes zugängliche Geschichte (vgl. S. 139 und Kap. 35)
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Umgang der Hauptfigur mit ihrer Schuld
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Alpträume (vgl. II.5)
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Fluchtversuch (II.4)
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Philosophische Begründungs- / Rechtfertigungs-versuche durch Determinismus
(z.B. IV.3, IV.5)
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Politische Begründungs- / Rechtfertigungs-versuche durch Notlage: „wir
mussten“ (II.5)
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Verdrängung
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Unbewusste Rechtfertigungs-versuche
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Einsicht im zweiten Teil: ändert seine Ansichten, Schuldbekenntnis
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„Bericht“ als Beichte und Bekenntnis
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Selbstmordgedanken („nur ein Zentimeter Glas trennt mich von
Agnes, nur ein Schritt“, S. 9)
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Erinnerung, Rückkehr zum Film, zur Geschichte (vgl. S. 10, S. 153)
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Weiterhin Verdrängung: zwar Schuldbewusstsein („Ausgerechnet
an mich.“, S. 12), aber kein ausdrückliches Eingeständnis; dennoch
nur teilweise Rechtfertigungs-versuche („ich konnte nicht anders“,
S. 14)
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Umgang anderer Figuren mit dieser Schuld
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Julie: Trost, Zuspruch, Verständnis (vgl. II.5)
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Dantons Anhänger: Aufrufe zum Handeln (z.B. I.1, I.5)
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Dantons Gegner: Schuld (Heuchelei, Missbrauch von Privilegien) als
Argument im politischen Disput / auf der Bühne der Öffentlichkeit; moralisches
Argument als politisches: „Danton, das Laster ist zu gewissen
Zeiten Hochverrat.“ (I.6, vgl. auch III.10)
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Hanna: Vorwürfe, Hilfe auf dem Weg zur Einsicht („Auch mich
fand sie stockblind.“ S. 144)
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Konfrontation durch Agnes, zwischenzeitliche Trennung (vgl. S. 94)
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Auswirkungen
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Äußere Handlung:
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Politisches Scheitern, Hinrichtung, zieht Anhänger mit in den Tod
Innere Handlung:
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Resignation, Fatalismus (vgl. z.B. IV.3, IV.5)
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Äußere Handlung:
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Tod als poetische Gerechtigkeit(?), Kuba-Reise, Unzufriedenheit mit
Film, Wiederholung des Vergleichs-Spiels auf dem letzten Flug
Innere Handlung:
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Jähe Hinwendung zu Gefühl und Erlebnis („Ich preise das Leben!“
S. 181)
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Äußere Handlung:
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Wiederholtes Ansehen des Films (Kap. 1, 36)
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Lähmung (Kap. 36)
Innere Handlung:
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einsetzendes Schuldbewusstsein, Verzweiflung (vgl. z.B. S. 9)
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