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In­halt­li­che Er­schlie­ßung II

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Der Um­gang mit dem Tod in den drei Ver­gleichs­wer­ken
Kri­te­ri­um

„Dan­tons Tod“

„Homo faber“

„Agnes“

In wel­chen Zu­sam­men-hän­gen kommt der Tod vor?

  • Tod als Zei­chen und In­stru­ment der Schre­ckens­herr­schaft
  • be­las­tet Dan­tons Ge­wis­sen (vgl. II.5)
  • Er­zäh­lung Ma­ri­ons (vgl. I.5)
  • Hin­rich­tung Dan­tons und sei­ner An­hän­ger
  • Dis­kus­sio­nen: erst Le­bens­über­druss (vgl. z.B. II.1), dann Ver­zweif­lung an­ge­sichts des be­vor­ste­hen­den Todes (vgl. III.7, IV.3, IV.5)
  • Auf­op­fe­rung Ju­lies (IV.6) und Lu­ci­les (IV.9)
  • Ver­blüf­fen­de „Bild­kor­re­spon­denz“ (Olaf Hil­de­brand) der To­des­er­eig­nis­se in I.5 und IV.6
  • Dan­ton und seine An­hän­ger füh­len sich als his­to­ri­sche Fi­gu­ren ver­stei­nert („Wir stan­ken bei Leb­zei­ten schon hin­läng­lich“, IV.5)
  • Tod als Me­ta­pher in der poe­to­lo­gi­schen Po­le­mik gegen den Klas­si­zis­mus: Ca­mil­les Klage über „höl­zer­ne[ ] Ko­pi­en“, Dan­tons Ge­dan­ken an Da­vids Zeich­nun­gen von Ge­mor­de­ten; Pyg­ma­li­on-Motiv (vgl. jew. II.3)
  • Faber er­fährt die Natur als ster­bend, ver­we­send, z.B. durch Geier (vgl. S. 53, 68)
  • der tote Joa­chim
  • Sa­beths Tod und Wal­ters Schuld
  • Wal­ters Tod
  • Auf­ar­bei­tung / Be­wäl­ti­gung die­ser To­des­er­fah­run­gen im „Be­richt“
  • Faber schei­tert mit dem Ver­such, den Tod durch Fil­men zu über­win­den oder we­nigs­tens zu do­ku­men­tie­ren
  • Me­ta­pho­rik: Fäul­nis, Ver­we­sung
  • Der zwei­te Aus­gang der Er­zäh­lung (S. 150-152)
  • Agnes’ ver­mut­li­cher Sui­zid (S. 9, S. 153)
  • Pyg­ma­li­on-Motiv: Autor er­schafft seine Figur und kann ihr das Leben neh­men
  • Selbst­mord­ge­dan­ken des Er­zäh­lers (S. 9)
  • die tote Frau und das Ge­spräch über den Tod, den Agnes fürch­tet (S. 23)
  • in­ter­tex­tu­el­le An­spie­lun­gen auf Todes-Texte, z.B. Ge­dicht von Ro­bert Frost (S. 24), Ko­kosch­ka-Stück „Mör­der, Hoff­nung der Frau­en“ (S. 39)
  • ver­las­se­ne Sied­lung und Fried­hof im Na­tio­nal­park (vgl. Kap. 15 und 16)
  • Agnes er­zählt von totem Mäd­chen in Zelt­la­ger, vgl. S. 32f.
  • das ver­lo­re­ne Kind (S. 111): „es ist in mir ge­stor­ben“ (S. 131)
  • Traum des Er­zäh­lers, in dem Agnes flüs­tert: „Du bist tot.“ (S. 81)

Funk­ti­on des Todes in der Ge­samt-/Hand­lungs-struk­tur des Wer­kes

  • Er­wäh­nung im Titel lenkt Auf­merk­sam­keit vom ‚Was?’ auf das ‚Wie?’
  • „Das ganze Drama ist fünf­ter Akt.“ (H. Mayer)
  • löst phi­lo­so­phi­sche, re­li­giö­se Re­fle­xio­nen und Ge­sprä­che aus
  • Faber schreibt zwi­schen zwei Toden, dem Sa­beths und sei­nem ei­ge­nen
  • Aus­ein­an­der­set­zung mit der Schuld an Sa­beths Tod prägt den ge­sam­ten Roman
  • Ich-Er­zäh­lung wohl aus­ge­löst durch Agnes’ Ver­schwin­den (vgl. Rah­mung durch Kap. 1 und 36)
  • Tod als Leit­mo­tiv des Ro­mans

Um­gang der Haupt­fi­gur mit dem Tod

  • s.o.: erst Le­bens­über­druss (z.B. II.1: „Ich habe es satt“), dann Angst und Ver­zweif­lung an­ge­sichts des be­vor­ste­hen­den Todes (vgl. III.7, IV.3, IV.5)
  • zu­nächst: Ver­drän­gung und Ver­such, durch Tech­nik und Ra­tio­na­li­tät das Na­tür­li­che (und damit den Tod) zu leug­nen; ide­al­ty­pisch durch Sta­tis­tik zur „Mor­ta­li­tät bei Schlan­gen­biß“, S. 130
  • spä­ter: eu­pho­ri­sche Be­ja­hung des Le­bens, geht ein­her mit ech­ter Aus­ein­an­der­set­zung mit Sa­beths Tod, der ei­ge­nen Schuld und dem er­war­te­ten Tod
  • Durch Fil­men will sich Faber zu­nächst (auch) den Tod vom Leib hal­ten; spä­ter stellt er fest, dass dies nicht geht.
  • Ich-Er­zäh­ler schreibt Agnes’ Tod in sei­ner Ge­schich­te vor: lenkt Agnes, führt sie wie eine Figur: ver­ant­wor­tungs­lo­ser Um­gang mit der zwei­ten, töd­li­chen Ver­si­on (S. 139, 150)
  • Schuld­ge­füh­le wg. Agnes’ Sui­zid er­kenn­bar (z.B. Kap. 1, 36), aber ohne aus­drück­li­ches Ein­ge­ständ­nis
  • Rück­kehr zu den Er­in­ne­run­gen an Agnes, z.B. An­se­hen des Films (Kap. 1, 36)
  • Kein emo­tio­nal in­tel­li­gen­ter Zu­gang des Er­zäh­lers zum Tod (vgl. Ge­spräch in Kap. 4)

Um­gang an­de­rer Fi­gu­ren mit dem Tod

  • Ro­bes­pierre / St. Just glau­ben an die ge­sell­schaft­lich heil­sa­me Kraft der Hin­rich­tun­gen (vgl. z.B. I.6)
  • Julie / Lu­ci­le fol­gen ihren Gat­ten in den Tod: „Es ist so hübsch Ab­schied neh­men“ (Julie, IV.6); Lu­ci­les exis­ten­zi­el­le Ver­zweif­lung: „ich will [...] schrei­en“ (IV.8)
  • Tod des Jüng­lings ist für Ma­ri­on „der ein­zi­ge Bruch in mei­nem Wesen“ (I.5), d.h. der ein­zi­ge Mo­ment der Ver­un­si­che­rung in ihrem un­be­ding­ten Sen­sua­lis­mus
  • Mar­cel als Ge­gen­fi­gur, der die Krea­tür­lich­keit des Men­schen auch im Tod ak­zep­tiert: „Tu sais que la mort es femme! [...] et que la terre est femme!“ (S. 69)
  • Hanna als Ge­gen­fi­gur, die Faber vor­wirft, als ty­pi­scher Tech­ni­ker die Welt und den Tod zu leug­nen (vgl. S. 169f.)
  • Agnes hat Angst vor dem Tod, „ein­fach, weil dann alles zu Ende ist“ (S. 24)
  • Den­noch hält Agnes das Er­frie­ren für einen „schö­ne[n] Tod“ (S. 78) – der Er­zäh­ler greift dies in sei­nem zwei­ten Ende der Ge­schich­te auf (vgl. S. 152)
  • Agnes lie­fert sich selbst aus, indem sie sich dem Er­zäh­ler als Figur sei­ner Ge­schich­te zur Ver­fü­gung stellt (z.B. S. 63f.)
  • Agnes lehnt es ab, auf einem Fried­hof zu fil­men (vgl. S. 77)
  • Agnes’ Be­las­tung durch das ver­lo­re­ne Kind: „Ein Kind ist in mir ge­stor­ben [...]. Es ist in mir ge­wach­sen, und es ist in mir ge­stor­ben. Weißt du, was das heißt?“ (S. 131)

Aus­wir­kun­gen

  • Ni­hi­lis­mus, Fa­ta­lis­mus (z.B. IV.3, IV.5) als Er­geb­nis des ei­ge­nen Schick­sals
  • Ver­drän­gung („sie wer­den’s nicht wagen“, II.4)
  • Sa­beths Tod und die an­schlie­ßen­de Kon­fron­ta­ti­on mit Hanna sind Schlüs­sel­er­leb­nis­se für Faber auf sei­nem Weg zur Ver­än­de­rung / Öff­nung / Ein­sicht
  • Am Ende: Hin­wen­dung zum Leben und Be­wusst­sein des Todes, was zur Auf­wer­tung des Au­gen­blicks führt: „Ewig­keit im Au­gen­blick. Ewig sein: ge­we­sen sein.“ (S. 199)
  • Er­zäh­ler ar­bei­tet sich an der Er­in­ne­rung an Agnes ab: Die­ser Pro­zess und jener der Ein­sicht in seine Schuld sind aber noch nicht ab­ge­schlos­sen (vgl. z.B. Kap. 1, 36)

 

In­halt­li­che Er­schlie­ßung II: Her­un­ter­la­den [doc] [44 KB]