Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Fa­bers Selbst­in­sze­nie­rung

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

64 Fa­bers Selbst­in­sze­nie­rung:

Dem un­zu­ver­läs­si­gen Er­zäh­ler auf die Schli­che kom­men

„Was sonst nicht meine Art ist“

Text 1 S. 16 f

    Zeit 10.25 Uhr.

    Ohne un­se­re Ver­spä­tung wegen Schnee­sturm in den nörd­li­chen

Staa­ten wären wir jetzt in Me­xi­co-City ge­lan­det, ich sagte es

mei­nem Düs­sel­dor­fer - bloß um zu reden. Ich hasse Fei­er­lich­keit.

    Keine Ant­wort.

    Ich frag­te nach sei­ner ge­nau­en Zeit -

    Keine Ant­wort.

    Die Mo­to­ren, die drei an­de­ren, lie­fen in Ord­nung, von Aus­fall nichts zu spü­ren, ich sah, daß wir die Höhe hiel­ten, dann Küste im Dunst, eine Art von La­gu­ne, da­hin­ter Sümp­fe. Aber von Tam­pi­co noch nichts zu sehen. Ich kann­te Tam­pi­co von frü­her, von einer Fisch­ver­gif­tung, die ich nicht ver­ges­sen werde bis ans Ende mei­ner Tage.

    »Tam­pi­co«, sagte ich, »das ist die dre­ckigs­te Stadt der Welt. Öl­ha­fen, Sie wer­den sehen, ent­we­der stinkt's nach Öl oder nach Fisch -«

    Er fin­ger­te an sei­ner Schwimm­wes­te.

    »Ich rate Ihnen wirk­lich«, sagte ich, »essen Sie kei­nen Fisch, mein Herr, unter kei­nen Um­stän­den -«

    Er ver­such­te zu lä­cheln.

    »Die Ein­hei­mi­schen sind na­tür­lich immun«, sagte ich, »aber un­ser­ei­ner -«

    Er nick­te, ohne zu hören. Ich hielt ganze Vor­trä­ge, scheint es, über Amö­ben, be­zie­hungs­wei­se über Ho­tels in Tam­pi­co. So­bald ich merk­te, daß er gar nicht zu­hör­te, mein Düs­sel­dor­fer, griff ich ihn am Ärmel, was sonst nicht meine Art ist, im Ge­gen­teil, ich hasse diese Manie, ein­an­der am Ärmel zu grei­fen. Aber an­ders hörte er ein­fach nicht zu. Ich er­zähl­te ihm die ganze Ge­schich­te mei­ner lang­wei­li­gen Fisch­ver­gif­tung in Tam­pi­co, 1951, also vor sechs Jah­ren - Wir flo­gen in­des­sen, wie sich zeig­te, gar nicht der Küste ent­lang, son­dern plötz­lich land­ein­wärts. Also doch nicht Tam­pi­co! Ich war sprach­los, ich woll­te mich bei der Ste­war­deß er­kun­di­gen.

Text 2 S. 88

    Wenn ich mir vor­stell­te, wie man sich in vier­und­zwan­zig Stun­den ver­ab­schie­den wird, Leb­wohl nach allen Sei­ten, Leb­wohl mit lau­ter guten Wün­schen und Humor, Mis­ter Lewin: Viel Glück in der Land­wirt­schaft! und unser Bap­tist: Viel Glück im Lou­vre! und das Mäd­chen mit dem röt­li­chen Roß­schwanz und mit sei­ner un­be­schrie­be­nen Zu­kunft: Viel Glück! - es mach­te mir Mühe, wenn ich daran dach­te, daß man nie wie­der von­ein­an­der hören wird.

    Ich saß in der Bar -

    Rei­se­be­kannt­schaf­ten!

    Ich wurde sen­ti­men­tal, was sonst nicht meine Art ist, und es gab einen gro­ßen Ball, wie of­fen­bar üb­lich, es war der letz­te Abend an Bord, zu­fäl­lig mein fünf­zigs­ter Ge­burts­tag; davon sagte ich na­tür­lich nichts.

Es war mein ers­ter Hei­rats­an­trag.

Text 3 S. 135 f

(…) Ich frös­tel­te, aber ich hatte keine Lust, mein blu­ti­ges Hemd noch­mals an­zu­zie­hen - ich ant­wor­te­te nicht, als Hanna mich rief.

    Was mit mir los sei?

    Ich wußte es selbst nicht.

    Ob Tee oder Kaf­fee?

    Ich war er­schöpft von die­sem Tag, daher meine Ent­schluß­lo­sig­keit, was sonst nicht meine Art ist, und daher die Spin­ti­sie­re­rei (die Ba­de­wan­ne als Sar­ko­phag; etrus­kisch!), ge­ra­de­zu ein De­li­ri­um von frös­teln­der Ent­schluß­lo­sig­keit -

    »Ja«, sage ich, »ich komme.«

    Ei­gent­lich hatte ich nicht im Sinn ge­habt, Hanna wie­der­zu­se­hen; nach uns­rer An­kunft in Athen woll­te ich so­fort auf den Flug­platz hin­aus -

    Meine Zeit war ab­ge­lau­fen.

Auf­ga­ben: (in der ABC-Grup­pe)

  • Ver­tei­len Sie in der Grup­pe die Text­aus­schnit­te zur Be­ar­bei­tung.
  • Stel­len Sie Ihre Text­pas­sa­ge kurz in den Er­zähl­zu­sam­men­hang.
  • Be­schrei­ben Sie Wal­ter Fa­bers Ver­hal­ten bzw. seine Ge­fühls­la­ge. In­ter­pre­tie­ren Sie die Selbst­deu­tung des Prot­ago­nis­ten „Was sonst nicht meine Art ist“ .
  • Be­ach­ten Sie bei Text 1 vor allem auch die Ge­sprächs­an­tei­le und das Ge­sprächs­ver­hal­ten.
  • Tau­schen Sie die Er­geb­nis­se un­ter­ein­an­der aus und hal­ten Sie Ge­mein­sam­kei­ten fest.
  • Ver­fas­sen Sie nun in Ein­zel­ar­beit einen Text zum Thema

„Fa­bers Selbst­in­sze­nie­rung“ .

Va­ri­an­te

Neben die­sem in­duk­ti­ven Er­schlie­ßen des un­zu­ver­läs­si­gen Er­zäh­lens sei auf die An­re­gun­gen von Jan-Arne Sohns ver­wie­sen, der das un­zu­ver­läs­si­ge Er­zäh­len eher de­duk­tiv er­ar­bei­ten lässt. 1


1 Werke in Kon­tex­ten: Un­ter­richts­vor­schlä­ge und Ma­te­ria­li­en zu „Dan­tons Tod“, „Homo faber“ und „Agnes“, Lan­des­in­sti­tut für Schul­ent­wick­lung Stutt­gart 2011 – D 115, S. 169 f

  Dia­logana­ly­se: Faber - Sa­beth

 

Fa­bers Selbst­in­sze­nie­rung: Her­un­ter­la­den [doc] [43 KB]