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Kom­pe­tenz­ras­ter Dia­logana­ly­se

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

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Kri­te­ri­um

As­pek­te der Lö­sung: Kom­pe­tenz­stu­fen

A

B

C

Si­tua­ti­ver Kon­text des Ge­sprächs

Nach dem Un­fall und Sa­beths Ein­lie­fe­rung in die Kli­nik be­geg­nen sich Faber und Hanna wie­der. Hanna will in einer Art Ver­hör wis­sen, wie es zur Be­geg­nung Fa­bers mit Sa­beth kam und ob sie schon mit einem Mann (Faber?) zu­sam­men war. Neben dem Essen und Trin­ken be­rich­ten die bei­den aus ihrem Leben. „Ich kleis­te­re Ver­gan­gen­heit zu­sam­men.“ (139) Im Dia­log geht es um die Ver­gan­gen­heit der bei­den Ge­sprächs­part­ner selbst.

Der Dia­log wird in die Rah­men­hand­lung ein­ge­bet­tet, indem deut­lich wird, dass das Ge­spräch in Han­nas Woh­nung in Athen statt­fin­det, nach­dem Sa­beth ins Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert wurde.

Zu­sam­men­hang zum Un­fall und der Wie­der­be­geg­nung von Faber und Hanna in deren Woh­nung in Athen ist her­ge­stellt.

Die Frage, wer Sa­beths Vater ist, wird the­ma­ti­siert.

Zu­sam­men­hang zum Un­fall und der Wie­der­be­geg­nung von Hanna und Faber ist her­ge­stellt.

Die Frage, wer Sa­beths Vater ist, wird aus Fa­bers und Han­nas Per­spek­ti­ve the­ma­ti­siert. Dar­über­hin­aus wird die Re­kon­struk­ti­on der Lie­bes-Ver­gan­gen­heit der Ge­sprächs­part­ner er­kannt.

Ab­sich­ten, In­ter­es­sen, Ziele

Hanna möch­te er­fah­ren, ob Faber ein li­bi­di­nö­ses Ver­hält­nis mit Sa­beth hatte, ohne zu viel von ihrem Wis­sens­mo­no­pol über Sa­beths Vater preis­zu­ge­ben. Sa­beth be­trach­tet sie als „mein Kind, nicht dein Kind“ (138) und will weder die Sorge um ihre Ge­sund­heit noch die Er­in­ne­rung an die Ver­gan­gen­heit mit Faber tei­len. Faber will ei­gent­lich wis­sen, ob er Sa­beths Vater ist, ohne der Zeit­rech­nung allzu ernst­haft nach­zu­ge­hen (Z 13f). Gleich­zei­tig will er sich im Kon­sens mit Hanna an die ge­mein­sa­me li­bi­di­nö­se Er­fah­rung – da­mals – er­in­nern.

Han­nas und Fa­bers Ab­len­kungs­ma­nö­ver (Ge­schirr­wa­schen, Kaf­fee­ko­chen, Frau Op­pik­o­fer) sind an­satz­wei­se er­kannt, aber nicht be­legt. Er­fasst, dass jeder Ge­sprächs­teil­neh­mer an­de­re Ziele ver­folgt.

Han­nas und Fa­bers Ab­len­kungs­ma­nö­ver (Ge­schirr­wa­schen, Kaf­fee­ko­chen, Frau Op­pik­o­fer) sind er­kannt und am Text be­legt. Er­fasst, dass jeder Gesprächs­teilnehmer an­de­re Ziele ver­folgt und an einem Bei­spiel be­legt .

Han­nas und Fa­bers Ab­len­kungs­ma­nö­ver (Ge­schirr­wa­schen, Kaf­fee­ko­chen, Frau Op­pik­o­fer) sind er­kannt und am Text de­tail­liert be­legt . Er­fasst, dass jeder Gesprächs­teilnehmer an­de­re Ziele ver­folgt und an Text-Bei­spie­len be­legt. The­ma­wech­sel, Hand­lun­gen und Reden als Ab­len­kun­gen vom Ziel des an­de­ren identi­fiziert. Wenn diese Stra­te­gi­en als Ab­len­kun­gen von der Wahr­heits­su­che auch Han­nas er­kannt wer­den, stellt dies eine be­son­de­re Leis­tung dar (C+).

Thema des Ge­sprächs

Faber will sich – beim Ge­schirrab­trock­nen - an die schö­ne ge­mein­sa­me Zeit  mit Hanna er­in­nern. Den In­di­zi­en, dass er Sa­beths Vater ist (20 oder 21 Jahre her?), geht er wei­ter aus dem Weg: „Eine hüb­sche Küche“ (Z 15).  Hanna redet lie­ber über Joa­chim und lenkt von der Er­in­ne­rung an da­mals mit Ge­schirr­wa­schen und Kaf­fee­ko­chen ab.

Ver­gan­gen­heit als Thema iden­ti­fi­ziert.

Ver­gan­gen­heit als Thema aus der Per­spek­ti­ve bei­der Dia­log­part­ner iden­ti­fi­ziert.

Ver­gan­gen­heit als Thema aus der Per­spek­ti­ve bei­der Dia­log­part­ner iden­ti­fi­ziert. Am Text be­legt, dass die Ge­sprächs­part­ner nur ihrer ei­ge­nen Verganheits­rekonstruktion nach­ge­hen.

Kom­mu­ni­ka-ti­ons­struk­tur

Die un­ter­schied­li­chen Ab­sich­ten der Ge­sprächs­part­ner las­sen sich mit Ka­te­go­ri­en Schulz v. Thuns be­schreiben. Da­nach kann man z.B. Fa­bers Er­in­ne­rung an das Leben mit Hanna in der Bude vor 20/21 Jah­ren (Z 22f) als Selbstof­fen­ba­rung kenn­zeichnen. Das Er­leb­nis mit Sa­beth lädt die Er­in­ne­rung an Hanna se­xu­ell auf. Faber tauscht hier nicht zum ers­ten Mal in sei­ner Selbstkonstruk­tion Toch­ter und Mut­ter aus. Han­nas Frage nach „Kaf­fee“ ent­hält über die sach­li­che Ebene hin­aus die Selbst­offenbarung Ich will mich jetzt nicht daran er­in­nern, wei­ter den Bezie­hungsaspekt An­ge­sichts des vermu­teten In­zes­tes will ich nicht mit dir über un­se­re ero­ti­sche Verg­angenheit reden und ent­hält schließ­lich den Ap­pell Lass uns das Thema wech­seln!

Die miss­lun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on wird an­satz­wei­se er­kannt.

In einem Dia­log­aus­schnitt wer­den 2-3 Sei­ten der Bot­schaft er­kannt und mit kor­rek­ten Be­grif­fen be­schrie­ben.

Die miss­lun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on wird als den Dia­log konstituie­rende Er­schei­nung er­kannt und be­schrie­ben.

In einem Dia­log­aus­schnitt wer­den alle 4 Sei­ten der Bot­schaft aus der Per­spek­ti­ve eines Part­ners er­kannt und be­schrie­ben.

Die miss­lun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on wird als den Dia­log kon­sti­tu­ie­ren­de Er­schei­nung er­kannt und als Nicht­kon­gru­enz von di­gi­ta­ler und ana­lo­ger Kom­mu­ni­ka­ti­on (Watz­la­wick) mit Fach­vo­ka­bu­lar be­schrie­ben.

In einem Dia­log­aus­schnitt wer­den alle 4 Sei­ten der Bot­schaft aus der Per­spek­ti­ve eines Part­ners er­kannt und be­schrie­ben. Dar­über­hin­aus wer­den Schulz von Thuns Ka­te­go­ri­en an­satz­wei­se auch auf den an­de­ren Ge­sprächs­part­ner an­ge­wandt.

(C+)

Charakteri­sierung der Fi­gu­ren durch das Gesprächs­verhalten

Beide Fi­gu­ren, lei­den nicht nur unter einer „défor­ma­ti­on pro­fes­sio­nel­le“ (Z 3), son­dern unter auch unter einer „défor­ma­ti­on privée“: Faber will von Han­nas Zeit­rech­nung, die seine Va­ter­schaft of­fen­ba­ren würde, nichts wis­sen, er redet lie­ber „von ir­gend etwas“ (Z 20) oder aus­wei­chend von der „hüb­sche(n) Küche (Z 15), Hanna will „keine Er­in­ne­run­gen hören“ (Z  32), weil es ero­ti­sche Er­in­ne­run­gen sind. Die Aus­weich­ma­nö­ver sind sprach­li­cher (The­ma­wech­sel) und ex­tra­ver­ba­ler Art (Ge­schirr­wa­schen und Kaf­fee­ko­chen).

An­knüp­fen an be­reits er­ar­bei­te­ter Personencha­rakter­sierung.

Brü­che im Dia­log durch The­ma­wech­sel und for­ma­le Be­trieb­sam­keit an­satz­wei­se er­fasst. Faber als Dia­log­do­mi­na­tor im zwei­ten Teil er­kannt.

Er­fasst, dass Faber den Dia­log zum Schluss hin lei­tet und do­mi­niert, Hanna nur eine sub­stan­zi­el­le Frage (nach Joa­chim) stellt, an­sons­ten aber der Er­in­ne­rung aus­weicht. Dass Faber der ero­ti­schen Er­in­ne­rung nach­geht , wird an sei­nem In­sis­tie­ren auf dem „Da­mals“ fest­ge­macht.

Han­nas Aus­weich­ma­nö­ver exakt an ihrem Hand­lun­gen und nichts­sa­gen­den Nach­fra­gen nach­ge­wie­sen.

Die miss­lun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on nach­ge­wie­sen z.B. durch Fa­bers Ant­wort auf die Frage nach dem Kaf­fee mit der „lus­ti­gen Er­in­ne­rung“ an da­mals (vgl. Z 29).

Er­zäh­ler

Er­zähl­stra­te­gie

Wie im gan­zen Roman er­zählt Faber als Ich-Er­zäh­ler aus sei­ner Per­spek­ti­ve das Ge­sche­hen und be­wer­tet dabei stark die Si­tua­ti­on und den Ge­sprächs­part­ner (Z 4, 32). Die Rede der Ge­sprächs­part­ner wird im Er­zähl­be­richt neben der di­rek­ten Rede auf eine be­son­de­re Weise auch in­di­rekt wie­der­ge­ge­ben (Z 3, 9f, 13). Wäh­rend dem Leser zu­nächst Be­deu­tungs­lo­sig­keit sug­ge­riert wird ( „Ich re­de­te von ir­gend etwas –“ Z 20), zielt der Ich-Er­zäh­ler auf die Er­in­ne­rung an die ge­mein­sa­me ero­ti­sche Ver­gan­gen­heit (Z 21ff). Die - wegen der damit zu­sam­men­hän­gen Va­ter­schaft Fa­bers - be­deu­ten­de Frage, ob das Er­in­ner­te vor 20 oder 21 Jah­ren war, wird als bei­läu­fig be­rich­tet (Z 10, 13f). Damit pro­du­ziert Frisch eine Leer­stel­le, die der Leser mit Be­deu­tung auf­lädt. Dass diese De­bat­te of­fen­sicht­lich in­ten­siv und ite­ra­tiv ge­führt wurde, ver­schlei­ert der Ich-Er­zäh­ler mit sei­nem üb­li­chen Verdrängungsmecha­nismus. Er gibt aber la­pi­dar zu, sich an Han­nas Rech­nung ge­hal­ten zu haben, „ damit sie mich nicht jedes Mal ver­bes­ser­te“ (Z 14). Frisch lässt also den Ich-Er­zäh­ler so agie­ren, wie es für ihn cha­rak­te­ris­tisch ist, indem er der Wahr­heit stra­te­gisch aus dem Wege geht. Dem Leser er­mög­licht es der Autor aber, dem un­zu­ver­läs­si­gen Er­zäh­ler auf die Schli­che zu kom­men, indem sich im Leser die Ah­nung wei­ter ver­dich­tet, dass Faber Sa­beths Vater ist.

Der aus dem Ro­man­g­an­zen be­kann­te Ver­drän­gungs­me­cha­nis­mus des Ich-Er­zäh­lers wird auch an die­ser Pas­sa­ge iden­ti­fi­ziert, aber nicht be­legt.

Der aus dem Ro­man­g­an­zen be­kann­te Verdrängungsmechanis­mus des Ich-Er­zäh­lers wird auch an die­ser Pas­sa­ge iden­ti­fi­ziert und am Text be­legt.

(Wie­der­ho­lend) er­kannt, dass Faber ein unzuver­lässiger Er­zäh­ler ist. Die be­son­de­re in­di­rek­te Re­de­wie­der­ga­be wird be­schrie­ben.

Der aus dem Ro­man­g­an­zen be­kann­te Verdrängungsmecha­nismus des Ich-Er­zäh­lers wird auch an die­ser Pas­sa­ge iden­ti­fi­ziert und am Text be­legt.

(Wie­der­ho­lend) er­kannt, dass Faber ein un­zu­ver­läs­si­ger Er­zäh­ler ist. Die be­son­de­re in­di­rek­te Re­de­wie­der­ga­be wird be­schrie­ben und an 1-2 Pas­sa­gen be­legt .

Autor und Ich-Er­zäh­ler wer­den in ihrer je un­ter­schied­li­chen In­ten­ti­on und Er­zähl­stra­te­gie an­satz­wei­se dif­fe­ren­ziert be­trach­tet.

Das Kri­te­ri­um „Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tur“ kann nur an­ge­wen­det wer­den, wenn Schulz von Thuns Mo­dell im Un­ter­richt be­han­delt wurde. Nach un­se­rem Vor­schlag eines Kom­pe­tenz­ver­tei­lungs­plans wird diese Grund­la­ge zu Be­ginn von K1 in der Ein­heit „Kurz­pro­sa“ ge­legt. Selbst­ver­ständ­lich kön­nen auch die Mo­del­le Watz­la­wicks oder das äl­te­re von Büh­ler ver­wen­det wer­den. Schulz von Thun hat den Vor­teil, dass er unter den Au­to­ren der jüngs­te ist und die bei­den an­de­ren quasi in sich auf­hebt.

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Kom­pe­tenz­ras­ter Dia­logana­ly­se: Her­un­ter­la­den [doc] [44 KB]