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Diagnose/ Test

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

9.1.3 Diagnose/ Test

[Diesen Teil unterteilen in Niveaustufen oder Schüler entscheiden lassen, was ihnen schwer, nicht sehr schwer, leicht fällt.]

Aufgabe : Suchen Sie Beispiele für die Merkmale, und unterstreichen Sie die Realisation im Textbeispiel. Beschreiben Sie anschließend den Dialogausschnitt.

Georg Büchner: Dantons Tod

Dialoge können folgende Merkmale aufweisen, z. T. auch mehrere gleichzeitig:

 

Erläuterung der Merkmale und Typen

 

Erster Akt

Hérault-Séchelles, einige Damen am Spieltisch.
Danton, Julie etwas weiter weg, Danton auf einem Schemel zu den Füßen von Julie.

DANTON. Sieh die hübsche Dame, wie artig sie die Karten dreht! Ja wahrhaftig, sie versteht's; man sagt, sie halte ihrem Manne immer das cœur und anderen Leuten das carreau hin. – Ihr könntet einen noch in die Lüge verliebt machen.

JULIE. Glaubst du an mich?

DANTON. Was weiß ich! Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab, – wir sind sehr einsam.

JULIE. Du kennst mich, Danton.

DANTON. Ja, was man so kennen heißt. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber Er deutet ihr auf Stirn und Augen. da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren. –

[…]

DANTON. Nein, Julie, ich liebe dich wie das Grab.

JULIE sich abwendend. O!

DANTON. Nein, höre! Die Leute sagen, im Grab sei Ruhe, und Grab und Ruhe seien eins. Wenn das ist, lieg ich in deinem Schoß schon unter der Erde. Du süßes Grab, deine Lippen sind Totenglocken, deine Stimme ist mein Grabgeläute, deine Brust mein Grabhügel und dein Herz mein Sarg. –

[…]

Camille Desmoulins und Philippeau treten ein.

HÉRAULT. Philippeau, welch trübe Augen! Hast du dir ein Loch in die rote Mütze gerissen? Hat der heilige Jakob ein böses Gesicht gemacht? Hat es während des Guillotinierens geregnet? Oder hast du einen schlechten Platz bekommen und nichts sehen können?

[…]

CAMILLE. Der göttliche Epikur und die Venus mit dem schönen Hintern müssen statt der Heiligen Marat und Chalier die Türsteher der Republik werden. – Danton, du wirst den Angriff im Konvent machen!

DANTON. Ich werde, du wirst, er wird. Wenn wir bis dahin noch leben! sagen die alten Weiber. Nach einer Stunde werden sechzig Minuten verflossen sein. Nicht wahr, mein Junge?

CAMILLE. Was soll das hier? Das versteht sich von selbst.

DANTON. O, es versteht sich alles von selbst. Wer soll denn all die schönen Dinge ins Werk setzen?

PHILIPPEAU. Wir und die ehrlichen Leute.

DANTON. Das ›und‹ dazwischen ist ein langes Wort, es hält uns ein wenig weit auseinander; die Strecke ist lang, die Ehrlichkeit verliert den Atem, eh wir zusammenkommen. Und wenn auch! – den ehrlichen Leuten kann man Geld leihen, man kann bei ihnen Gevatter stehn und seine Töchter an sie verheiraten, aber das ist alles!

CAMILLE. Wenn du das weißt, warum hast du den Kampf begonnen?

DANTON. Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte dergleichen gespreizte Katonen nie ansehn, ohne ihnen einen Tritt zu geben. Mein Naturell ist einmal so.

Er erhebt sich.

JULIE. Du gehst?

DANTON zu Julie. Ich muß fort, sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf. – Im Hinausgehn. Zwischen Tür und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit ist noch nicht gegossen, der Ofen glüht, wir alle können uns noch die Finger dabei verbrennen.
Ab.

[…]

Georg Büchner: Dantons Tod.

1. Inhalts- und Beziehungsaspekt der Kommunikation

 

 

Ein kommunikativer Akt enthält immer eine Beziehungs-
komponente und einen Inhaltsaspekt. Diese bewirken, dass sich Sprecher und Hörer nicht immer einig sind, was wie gemeint und verstanden werden soll.

 

 

2. Symmetrische oder komplementäre/ asymmetrische Kommunikation

Kommunikation zwischen gleichberechtigten Positionen oder zwischen überlegener Stellung einerseits und unterlegener Stellung andererseits.

 

 

3. Handlungs-
zwänge

Sie wirken sich auf die Kommunikation aus oder werden durch die Kommunikation (z. B. in Form von Einschüchterung) ausgeübt.

 

 

4. Verhörgespräche und Verteidigungs-
reden (forensisches Sprechen)

 

 

 

5. Enthüllungs-
gespräche

Kommunikative Akte können der Demaskierung von Figuren oder Zuständen dienen. Sie sind vom Autor/ von der Autorin aus diesem Zweck so kontruiert, dass sich der Adressat (Zuschauer/ Leser) ein bestimmtes Bild machen soll.

 

6. Entscheidungs-
gespräche

Die Dialoge haben Auswirkungen auf das weitere Handeln und/ oder Verhalten der Figuren oder setzen dieses fest.

 

 

 

 

7. Reflexions-
dialoge/ Diskurse

Vorhergehendes oder Zukünftiges wird überdacht

 

 

 

 

8. Sprechgesten

Beiseitesprechen, Mauerschau, Botenbericht, Monologe

 

 

 

9. Sprüche machen, sich Redewendungen bedienen, Zitate verwenden, Lieder rezitieren

Die Figuren verwenden vorgefertigtes Sprachmaterial.

 

10. Uneigentliches Sprechen

Gesagtes und Gemeintes stimmen nicht überein.

 

 

 

 

 

 

11. Komik

Entweder unfreiwillig oder bewusst bloßstellend und entlarvend.

 

 

 

12. Plötzliche Gefühlsausbrüche (bewusst, ungewollt)

Die Figuren zeigen bewusst Emotionen, die mit dem Sprechakt in Übereinstimmung sind oder im Kontrast zu ihm stehen können.

 

 

13. Gelungene und nicht gelungene Sprechakte

Taktisch bewusst eingesetzt/ unbewusst/ in der gesellschaftlichen Situation begründet/ dem individuellen Verhalten der Figur(en) geschuldet.

 

 

 

(C) Text " Georg Büchner, Dantons Tod: Erster Akt" Text mit freundlicher Genehmigung der Zenodot Verlagsgesellschaft mbH

  http://www.zeno.org/Literatur/M/B%C3%BCchner,+Georg/Dramen/Dantons+Tod/1.+Akt

  Übung, Niveaustufe B

 

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