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Station 5 C: das Gesprächsverhalten analysieren

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

„Dantons Tod“ – Dialoganalyse 3 – Station 5:
das Gesprächsverhalten analysieren

C → C*

Ausschnitt aus I.5





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(Lacroix, Adelaide, Rosalie treten ein.)
Lacroix ( bleibt in der Tür stehn ). Ich muß lachen, ich muß lachen.
Danton ( unwillig ). Nun?
Lacroix . Die Gasse fällt mir ein.
Danton . Und?
Lacroix . Auf der Gasse waren Hunde, eine Dogge und ein Bologneser
Schoßhündlein, die quälten sich.
Danton . Was soll das?
Lacroix . Das fiel mir nun grade so ein, und da mußt' ich lachen. Es sah erbaulich
aus! Die Mädel guckten aus den Fenstern; man sollte vorsichtig sein und sie nicht
einmal in der Sonne sitzen lassen. Die Mücken treiben's ihnen sonst auf den
Händen; das macht Gedanken. Legendre und ich sind fast durch alle Zellen
gelaufen, die Nönnlein von der Offenbarung durch das Fleisch hingen uns an den
Rockschößen und wollten den Segen. Legendre gibt einer die Disziplin, aber er
wird einen Monat dafür zu fasten bekommen. Da bringe ich zwei von den
Priesterinnen mit dem Leib.
Marion . Guten Tag, Demoiselle Adelaide! guten Tag, Demoiselle Rosalie!
Rosalie . Wir hatten schon lange nicht das Vergnügen.
Marion . Es war mir recht leid.
Adelaide . Ach Gott, wir sind Tag und Nacht beschäftigt.
Danton ( zu Rosalie ). Ei, Kleine, du hast ja geschmeidige Hüften bekommen.
Rosalie . Ach ja, man vervollkommnet sich täglich.
Lacroix . Was ist der Unterschied zwischen dem antiken und einem modernen
Adonis?
Danton . Und Adelaide ist sittsam-interessant geworden; eine pikante
Abwechslung. Ihr Gesicht sieht aus wie ein Feigenblatt, das sie sich vor den ganzen
Leib hält. So ein Feigenbaum an einer so
gangbaren Straße gibt einen erquicklichen Schatten.
Adelaide . Ich wäre ein Herdweg, wenn Monsieur...
Danton . Ich verstehe; nur nicht böse, mein Fräulein!
Lacroix . So höre doch! Ein moderner Adonis wird nicht von einem Eber, sondern
von Säuen zerrissen; er bekommt seine Wunde nicht am Schenkel, sondern in den
Leisten, und aus seinem Blut sprießen nicht Rosen hervor, sondern schießen
Quecksilberblüten an.
Danton . O laß das, Fräulein Rosalie ist ein restaurierter Torso, woran nur die
Hüften und Füße antik sind. Sie ist eine Magnetnadel: was der Pol Kopf abstößt,
zieht der Pol Fuß an; die Mitte ist ein Äquator, wo jeder eine Sublimattaufe bekömmt,
der die Linie passiert.
Lacroix . Zwei Barmherzige Schwestern; jede dient in einem Spital, d. h. in ihrem
eignen Körper.
Rosalie . Schämen Sie sich, unsere Ohren rot zu machen!
Adelaide . Sie sollten mehr Lebensart haben! ( Adelaide und Rosalie ab .)
Danton . Gute Nacht, ihr hübschen Kinder!
Lacroix . Gute Nacht, ihr Quecksilbergruben!
Danton . Sie dauern mich, sie kommen um ihr Nachtessen.
Lacroix . Höre, Danton, ich komme von den Jakobinern.
Danton . Nichts weiter?
Lacroix . Die Lyoner verlasen eine Proklamation; sie meinten, es bliebe ihnen
nichts übrig, als sich in die Toga zu wickeln. Jeder macht ein Gesicht, als wollte er zu
seinem Nachbar sagen: Paetus, es schmerzt nicht! - Legendre rief, man wolle
Chaliers und Marats Büsten zerschlagen. Ich glaube, er will sich das Gesicht wieder
rot machen; er ist ganz aus der Terreur herausgekommen, die Kinder zupfen ihn auf
der Gasse am Rock.
Danton . Und Robespierre?
Lacroix . Fingerte auf der Tribüne und sagte: die Tugend muß durch den
Schrecken herrschen. Die Phrase machte mir Halsweh.
Danton . Sie hobelt Bretter für die Guillotine.
Lacroix . Und Collot schrie wie besessen, man müsse die Masken abreißen.
Danton . Da werden die Gesichter mitgehen.
( Paris tritt ein .)
Lacroix . Was gibt's, Fabricius?
Paris . Von den Jakobinern weg ging ich zu Robespierre; ich verlangte eine
Erklärung. Er suchte eine Miene zu machen wie Brutus, der seine Söhne opfert. Er
sprach im allgemeinen von den Pflichten, sagte: der Freiheit gegenüber kenne er
keine Rücksicht, er würde alles opfern, sich, seinen Bruder, seine Freunde.
Danton . Das war deutlich; man braucht nur die Skala herumzukehren, so steht er
unten und hält seinen Freunden die Leiter. Wir sind Legendre Dank schuldig, er hat
sie sprechen gemacht.
Lacroix . Die Hebertisten sind noch nicht tot, das Volk ist materiell elend, das ist
ein furchtbarer Hebel. Die Schale des Blutes darf nicht steigen, wenn sie dem
Wohlfahrtsausschuß nicht zur Laterne werden soll; er hat Ballast nötig, er braucht
einen schweren Kopf.
Danton . Ich weiß wohl - die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eignen Kinder.
( Nach einigem Besinnen :) Doch, sie werden's nicht wagen.
Lacroix . Danton, du bist ein toter Heiliger; aber die Revolution kennt keine
Reliquien, sie hat die Gebeine aller Könige auf die Gasse und alle Bildsäulen von
den Kirchen geworfen. Glaubst du, man würde dich als Monument stehen lassen?
Danton . Mein Name! das Volk!
Lacroix . Dein Name! Du bist ein Gemäßigter, ich bin einer, Camille, Philippeau,
Héraults. Für das Volk sind Schwäche und Mäßigung eins; es schlägt die Nachzügler
tot. Die Schneider von der Sektion der roten Mütze werden die ganze römische
Geschichte in ihrer Nadel fühlen, wenn der Mann des September ihnen gegenüber
ein Gemäßigter war.
Danton . Sehr wahr, und außerdem - das Volk ist wie ein Kind, es muß alles
zerbrechen, um zu sehen, was darin steckt.
Lacroix . Und außerdem, Danton, sind wir lasterhaft, wie Robespierre sagt, d. h.
wir genießen; und das Volk ist tugendhaft, d. h. es genießt nicht, weil ihm die Arbeit
die Genußorgane stumpf macht, es besäuft sich nicht, weil es kein Geld hat, und es
geht nicht ins Bordell, weil es nach Käs und Hering aus dem Hals stinkt und die
Mädel davor einen Ekel haben.
Danton . Es haßt die Genießenden wie ein Eunuch die Männer.
Lacroix . Man nennt uns Spitzbuben, und (s ich zu den Ohren Dantons neigend ) es
ist, unter uns gesagt, so halbwegs was Wahres dran. Robespierre und das Volk
werden tugendhaft sein. St. Just wird einen Roman schreiben, und Barère wird eine
Carmagnole schneidern und dem Konvent das Blutmäntelchen umhängen und - ich
sehe alles.
Danton . Du träumst. Sie hatten nie Mut ohne mich, sie werden keinen gegen mich
haben; die Revolution ist noch nicht fertig, sie könnten mich noch nötig haben, sie
werden mich im Arsenal aufheben.
Lacroix . Wir müssen handeln.
Danton . Das wird sich finden.
Lacroix . Es wird sich finden, wenn wir verloren sind.
Marion ( zu Danton ). Deine Lippen sind kalt geworden, deine Worte haben deine
Küsse erstickt.
Danton ( zu Marion ). So viel Zeit zu verlieren! Das war der Mühe wert! - ( Zu
Lacroix
:) Morgen geh ich zu Robespierre; ich werde ihn ärgern, da kann er nicht
schweigen. Morgen also! Gute Nacht, meine Freunde, gute Nacht! ich danke euch!
Lacroix . Packt euch, meine guten Freunde, Packt euch! Gute Nacht, Danton! Die
Schenkel der Demoiselle guillotinieren dich, der Mons Veneris wird dein
Tarpejischer Fels. ( Ab mit Paris .)

(C) Text "Dantons Tod" Text mit freundlicher Genehmigung der Zenodot Verlagsgesellschaft mbH
  http://www.zeno.org/Literatur/M/B%C3%BCchner,+Georg/Dramen/Dantons+Tod

Wählen Sie zwei zentrale Stellen aus diesem Ausschnitt aus, beschreiben Sie genau, wie Sie sich eine Realisierung dieser Stellen vorstellen, und vergleichen Sie das Gesprächsverhalten der Personen.

Der Operator „beschreiben“ verlangt hier eine genaue, sachliche Darstellung Ihrer Realisierungsidee. Der Operator „vergleichen“ verlangt, dass Sie das Gesprächsverhalten der Personen mit Hilfe geeigneter Aspekte gegenüberstellen und in einem Ergebnis bündeln.


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  Lösungsvorschläge

 

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