Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

(4) Lern­psy­cho­lo­gi­sche Hin­ter­grün­de

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.



Der kom­pe­tenz­ori­en­tier­te Un­ter­richt wie ihn Wei­nert und Klie­me vor­schla­gen kon­ver­giert mit dem Mo­dell der ko­gni­ti­ven Lern­theo­rie, die kon­struk­ti­vis­ti­sche und neu­ro­lo­gi­sche Er­kenntnisse ein­be­zieht. Ler­nen be­steht da­nach in der Auf­nah­me, Ver­ar­bei­tung, Spei­che­rung sowie der An­wen­dung von In­for­ma­tio­nen in un­ter­schied­li­chen An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen. 1 Im Zen­trum die­ser Lern­theo­rie steht die Kon­struk­ti­on men­ta­ler Mo­del­le oder sog. „Sche­ma­ta“ 2 (von sub­jek­ti­ven Theo­ri­en) durch das ler­nen­de Sub­jekt.

Diese „Sche­ma­ta“. re­prä­sen­tie­ren im Ge­hirn das in viel­fäl­ti­gen Ein­zel­erfah­run­gen er­wor­be­ne Wis­sen einer Per­son mit Per­so­nen, Ob­jek­ten, Si­tua­tio­nen oder Hand­lun­gen 3 . Sol­che Schema­ta haben kön­nen ein­fa­cher (Grund­riss einer Kir­che) oder abs­trak­ter (Ge­rech­tig­keit) sein und haben des­halb un­ter­schied­li­che Reich­wei­te. Sie sind als Wis­sens- oder Ge­dächt­nis­ein­hei­ten zu ver­ste­hen. Sie die­nen der Wahr­neh­mung, Er­kennt­nis, Deu­tung Be­ur­tei­lung und Gestal­tung der Wirk­lich­keit, indem sie die Auf­merk­sam­keit steu­ern, neue In­for­ma­tio­nen in Leer­stellen in­te­grie­ren (As­si­mi­la­ti­on), zu Schluss­fol­ge­run­gen be­fä­hi­gen 4 , aber auch die Konstruk­tion neuer men­ta­ler Mo­del­le an­re­gen (Ak­kom­mo­da­ti­on) 5 .

Sol­che men­ta­le Mo­del­le be­tref­fen die Welt als Gan­zes (Got­tes Schöp­fung, Wun­der), das Selbst (der Mensch als Eben­bild Got­tes und als Sün­der, der Mensch als Nächs­ter), das Leben (als Ge­schenk, Chaos), hand­lungs­lei­ten­de Be­grif­fe (wie Ge­rech­tig­keit, Glück, Frie­den u.a.) aber auch Hand­lun­gen (der Ab­lauf einer Taufe, Schrit­te zur De­es­ka­la­ti­on). Alle diese men­ta­len Mo­del­le sind immer auch emo­tio­nal ge­färbt. Das Sche­ma Hund ist für den einen angst­be­setzt, für an­de­re mit guten Er­in­ne­run­gen ver­se­hen.

Der Auf­bau sol­cher men­ta­ler Mo­del­le ist auf klare In­struk­tio­nen an­ge­wie­sen, ins­be­son­de­re auf die Prä­sen­ta­ti­on di­dak­ti­scher Mo­del­le. Sie sind auf Ver­knüp­fung mit dem ei­ge­nen Vor­wissen an­ge­wie­sen, auf eine ei­gen­stän­di­ge Aus­ein­an­der­set­zung, auf er­pro­ben­de Anwen­dung und selb­stän­di­ge Dar­stel­lung sowie auf Wie­der­ho­lung und Übung. Men­ta­le Mo­del­le sind neu­ro­lo­gisch ge­se­hen keine fer­ti­gen Vor­stel­lun­gen, die wie ein Paket in einem Regal be­reit lie­gen, son­dern Verknüpfun­gen, die im Ge­hirn ak­tu­ell immer wie­der neu her­ge­stellt wer­den. Diese Ver­knüp­fung ge­lingt umso si­che­rer, je öfter es dazu kommt. Sie ge­lin­gen vor allem dann leich­ter, wenn sie mit wei­te­ren Sche­ma­ta ver­netzt wer­den und in ver­schie­de­nen Zu­sam­men­hän­gen immer wie­der „si­tua­tiv“ ge­braucht wer­den.

Aus dem Kon­zept der men­ta­len Mo­del­le kann man den An­satz nach­hal­ti­gen Ler­nens ablei­ten. Nach­hal­tig ist ein Ler­nen dann, wenn die auf­ge­bau­ten Sche­ma­ta im Lang­zeit­ge­dächt­nis fest ver­an­kert sowie mit mög­lichst vie­len As­pek­ten ver­knüpft sind und so ver­läss­lich zur Ver­fü­gung ste­hen. Es geht um ein „ku­mu­la­ti­ves Ler­nen“, “bei dem In­hal­te und Pro­zes­se auf­einander auf­bau­en, sys­te­ma­tisch ver­netzt, immer wie­der an­ge­wandt und aktiv ge­hal­ten wer­den“ 6 .


Guter Un­ter­richt


Vor­trag Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt Kurz­fas­sung:
Her­un­ter­la­den [pdf] [175 KB]

Vor­trag Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt:
Her­un­ter­la­den [pdf] [200 KB]

Vor­trag Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt Prä­sen­ta­ti­on:
Her­un­ter­la­den [pptx] [101 KB]



1   Nor­bert M. Seel, Psy­cho­lo­gie des Ler­nens, Mün­chen 2003, 21
2   Seel 51ff., vgl. auch Gerd Miet­zel, Päd­ago­gi­sche Psy­cho­lo­gie des Ler­nens und Leh­rens, Göt­tin­gen 1998, 194-213
3   Sche­ma­ta kön­nen in Ob­jekt­sche­ma­ta, Er­eig­nissche­ma­ta (Skrip­te), Si­tua­ti­ons­sche­ma­ta (Rah­men) und Hand­lungs­sche­ma­ta (Pläne) bis hin zu Gram­ma­ti­ken (Struk­tur von Er­zäh­lun­gen) dif­fe­ren­ziert wer­den, Seel 54
4   Seel 55f.
5   Seel 58
6   E. Klie­me u.a., Zur Ent­wick­lung na­tio­na­ler Bil­dungs­stan­dards, Bonn/Ber­lin 2007, 27