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7. Stundenverlauf (Doppelstunde)

 

Standard: Die Schülerinnen und Schüler können zentrale ethische Aussagen der Bibel (Dekalog; wichtige Abschnitte der Bergpredigt, z.B. Goldene Regel; Doppelgebot der Liebe) in eine normenkritische Urteilsbildung einbeziehen.

Unterrichts-
phase

Unterrichtsverlauf

Methoden / Medien

Fokus „Kompetenzorientierung“

I. Anbahnung / Hinführung

 

 

Lehrer/in stellt die Anforderungssituation vor.
Euer Klassenlehrer betritt den Raum und fragt deinen Mitschüler, ob es wahr sei, dass sein Vater oft betrunken nach Hause komme.
Dieser errötet und sagt nach kurzem Zögern: „Nein.“ Du weißt aber, dass sein Vater Alkoholiker ist und hast selbst erlebt, wie er randaliert und herumschreit. Du weißt auch, dass die Nachbarn deswegen schon oft die Polizei gerufen haben.
Dein Nebensitzer spricht dich in der Pause an und sagt empört: „Der hat doch gelogen! Wie findest du das?“

Was antwortest du?
Begründe deine Antwort.
Stelle dar, was ein Christ nach deiner Ansicht dazu sagen müsste. 1

Schülerinnen und Schüler schreiben auf Kärtchen.

OHP / LI

Kärtchen
Magnete / Kreppband
 
Einzelarbeit

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorarbeit I:
Lernstandserhebung
Um gezielt kompetenzfördernd zu unterrichten, wird bei der Einheit „Ethik“ vor der Behandlung christlicher Ethik der Lernstand erhoben, um den Unterricht daran auszurichten.

Vorarbeit II
Kompetenzanalyse
Ausgehend von der im Bildungsplan als Standard ausgewiesenen Kompetenz werden unter Berücksichtigung der Lernausgangslage Unterrichtsziele formuliert.

Anforderungssituation
Die Anforderungssituation führt in die Fragestellung der Stunde ein und knüpft an die Lebenswirklichkeit der Schüler/innen an.

Kärtchen werden an der Tafel sortiert (z.B. nach Pro und Contra) Clustern / UG

II. Erarbeitungs-
phase

 

Aufgabe 1

Sicherung im UG

M1 Aufgaben 1+2
Einzelarbeit / Textarbeit

Aufgabenkultur
Aufgabe 1 zielt auf eine Sicherung der zentralen These Bonhoeffers. Der Operator bezieht sich auf Anforderungsbereich I, 2 obwohl die Textarbeit sicherlich bereits anspruchsvoll ist.
Aufgabe 2 bezieht die These Bonhoeffers auf den Dekalog (siehe Standard) und zielt auf die Einordnung des ethischen Ansatzes Bonhoeffers in einen biblischen Zusammenhang. Der Operator verortet die Aufgabe im Anforderungsbereich II (Transfer).

Aufgabe 2

PA

Sicherung im UG

u.U. TA M2

III. Vertiefung

Überleitung:
LI Entstehungskontext des Buches und Zusammenhang mit historischer-/biographischer Situation.

LI M3

 

IV. Erarbeitungs-
phase 2

 

 

Filmsequenz
Dialog über Ethik zwischen Maria von Wedemeyer und Bonhoeffer:
Beobachtungsaufgabe: Achtet auf Sätze, die mit Bonhoeffers Verständnis von Wahrheit zusammenhängen.

Filmausschnitt
Bonhoeffer – Die letzte Stufe,
Min. 26, 15-32, 11
u.U. Folie M4

 

 

 

Vierergruppen arbeiten mit Placemat 3 an Arbeitsfragen 4
Zitat in Mitte des Placemat.

„Schlimmer als die böse Tat ist das böse Sein.“

„Schlimmer ist es, wenn ein Lügner die Wahrheit sagt, als wenn ein Freund der Wahrheit lügt.“

„Die Sünde zu vermeiden, kann die größte Schuld sein.“

AA:
Erkläre den Satz und nimm dazu Stellung.

Gruppenarbeit
siehe M5.1-3

 

 

 

u.U. TA M2

 

 

 

Lernwege
Das Arbeiten mit einem Placemat bedient in hohem Maße die Anforderungen an Lernaufgaben im kompetenzorientierten Unterricht, indem es

  • Differenzierung ermöglicht
  • Zusammenarbeit effektiv anleitet
  • Selbstverantwortlichkeit stärkt
  • den Arbeitsprozess gliedert und transparent gestaltet
  • das Strukturieren von Gedankengängen/Themen unterstützt.

 

Gruppensprecher präsentieren die Ergebnisse 5 aus der Mitte des Placemat.
Schülerinnen tragen offene Fragen im Plenum vor und diskutieren Unterschiede in der Interpretation von Bonhoeffers Sätzen.
Präsentations-
phase
UG

V. Vertiefung/ Festigung

Transfer auf die Alltagswelt der Schülerinnen und Schüler durch Rollenspiel

Rollenspiel siehe M1 Aufgabe 3
Vorbereitung und Präsentation in Gruppen

Aufgabenkultur
Aufgabe 3 zielt entsprechend einer Aufbaulogik auf Anforderungsbereich III. Auf kreative Weise wird in einem Transfer die Auseinandersetzung mit Bonhoeffers ethischem Ansatz mit der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler anvisiert. Zugleich ermöglicht die Aufgabe der Lehrkraft eine sehr greifbare Lernstandserhebung .

Wie alltagstauglich und überzeugend ist ein solcher ethischer Ansatz?
Inwiefern handelt es sich um einen christlichen Ansatz?
Ausblick: Wo besteht Klärungsbedarf?
UG
→ Kriterien einer Ordnung, die auch durch eine Lüge geschützt werden darf, gegen eine leichfertige Rechtfertigung der Notlüge. u.U. HA: eigenes Beispiel zu einem der drei Sätze aus dem Film beschreiben.



M1 Dietrich Bonhoeffer über die Wahrheit

M2 Vorschlag für einen Tafelanschrieb

M3 Zusatzinformation zur Ethik Bonhoeffers

M4 Filmprotokoll Dialog

M5.1-3 Placemats

M6 Schüleräußerungen zur Lernstandserhebung


Umsetzungsbeispiel Doppelstunde: Herunterladen [pdf] [120 KB]


1   Ein sinnvoller Zwischenschritt, der helfen könnte, die Situation anschaulich und differenziert zu erfassen könnte ein Hineindenken der Schüler/innen in die verschiedenen Rollen sein, u.U. gepaart mit einer entsprechenden Inszenierung. Dies würde allerdings den Rahmen der Doppelstunde sprengen.
2   Vgl. Beschlüsse der Kultusministerkonferenz: Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Evangelische Religionslehre, www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/1989/1989_12_01-EPA-Evang-Religion.pdf (06.12.2006). S. 11-15.
3   Das Arbeiten mit einem Placemat ist dem Kooperativen Lernen entlehnt. Das Kooperative Lernen folgt gerne dem Prinzip think - pair - share :Schülerinnen und Schüler gehen nicht gleich in eine Gruppenarbeit hinein, sondern bearbeiten einen Arbeitsauftrag zunächst still und alleine ( think ). In einem zweiten Arbeitsschritt werden die Überlegungen und Ergebnisse der anderen still gelesen ( pair ) und erst im dritten Arbeitsschritt kommt die Gruppe zu gemeinsamen Ergebnissen ( share ). Das Placemat (engl. Platzdeckchen) ist eine den Schülerinnen und Schülern vorliegende Grundstruktur der Ergebnissicherung. Die Schülerinnen und Schüler tragen zuerst in einem äußeren Abschnitt ihre Ergebnisse ein. Beim Drehen des Placemat soll nun jeder die Ergebnisse der anderen lesen. Darauf folgen Rückfragen im Hinblick auf das Verständnis. Im abschließenden Schritt überlegen die Schülerinnen und Schüler, was sie als gemeinsames Ergebnis in die Mitte eintragen. Die Lehrkraft gibt ein klares Zeitraster vor (in vorliegendem Unterricht: 1. Schritt: ca. 3 Min., 2. Schritt: ca 3 Min., 3. Schritt: ca 6 Min.).
4   alternativ: Schreibgespräch als „Gruppenchat“: In diesem Schreibgespräch wird die den Schülerinnen und Schülern vertraute Methode des Chattens aufgegriffen und für den Unterricht nutzbar gemacht. Auf einem DinA3-Blatt steht einer der drei Sätze. Die Schülerinnen und Schüler sind in Gruppen von max. vier Personen zusammengefasst. Pro Gruppe gibt es ein Blatt. Sprechen ist verboten. Zum Chat wird die Methode nur, wenn die Gruppe klein ist. Dann kann diese Methode sehr effektiv sein. Interessant ist es, die Blätter zwischen den Gruppen auszutauschen, eine Weile den Chat dort weiter laufen zu lassen und das Blatt dann wieder in die ursprüngliche Gruppe zurückzugeben.
5   Ergebnis ist das, was auf dem Placemat gemeinsam formuliert wurde. Schüler/innen formulieren aber als Ergebnis u.U. auch Unterschiede und reflektieren den Weg zu einem gemeinsamen Ergebnis. Im gehaltenen Unterricht kam es u.a. zu folgenden Ergebnissen: Es gibt Sünden, die gut sind. - Wenn man einen Massenmörder umbringt, dann hat man zwar eine Sünde begangen, aber eine größere Sünde verhindert. - Lieber einmal etwas Böses tun (und dann wieder gut machen), als von Grund auf böse zu sein und sich nicht ändern zu können.