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(6) Ein Blick auf den Re­li­gi­ons­un­ter­richt

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

 

Ganz for­mal kann man sagen: Ziel des Re­li­gi­ons­un­ter­rich­tes ist die Fä­hig­keit, unterschiedli­che „An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen“ im All­tag des Le­bens ei­gen­stän­dig und mit­hil­fe re­li­giö­sen „Wis­sens“ be­wäl­ti­gen zu kön­nen.
Das be­darf aber einer Er­läu­te­rung. Was ist re­li­giö­ses Wis­sen? 1 In wel­chen Si­tua­tio­nen wird ein sol­ches ge­braucht? Und was sind re­li­giö­se Kom­pe­ten­zen? Kurz: Worin be­steht der Bei­trag des Re­li­gi­ons­un­ter­richts zu einer All­ge­mein­bil­dung, die eine ei­gen­stän­di­ge und verant­wortungsbewusste Le­bens­füh­rung zum Ziel hat?

Jür­gen Bau­mert und damit die PISA-For­schung un­ter­schei­det vier grund­le­gen­de Modi der Welt­be­geg­nung. Die ers­ten drei zei­gen sich in den Auf­ga­ben­fel­der der Kurs­stu­fe: Es geht zu­nächst um das sprach­lich-mu­si­sche Auf­ga­ben­feld und damit um die äs­the­tisch-ex­pres­si­ve Ge­stal­tung der Welt (Spra­chen, Li­te­ra­tur, Kunst, Musik). Es geht dann um das ma­the­ma­tisch na­tur­wis­sen­schaft­li­che Auf­ga­ben­feld und damit um die ko­gni­tiv-in­stru­men­tel­le Modellie­rung der Welt. Es geht drit­tens um das ge­sell­schafts­wis­sen­schaft­li­che Auf­ga­ben­feld und damit um die nor­ma­tiv-eva­lua­ti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit Wirt­schaft und Ge­sell­schaft (Ge­schichte, Po­li­tik, Recht, Öko­no­mie). Da­ne­ben gibt es je­doch noch ein vier­tes Auf­ga­ben­feld, auf das Schu­le nicht ver­zich­ten kann. Hier geht es um Pro­ble­me kon­sti­tu­ti­ver Ra­tio­na­li­tät und damit um Grund­fra­gen und Grund­deu­tun­gen des Le­bens. Wer bin? Wohin gehen wir? Wozu lebe ich? 2

Hier haben wir un­se­ren Ort. Im Re­li­gi­ons­un­ter­richt geht es darum, sich mit ele­men­ta­ren Le­bens­fra­gen und dar­auf be­zo­ge­nen grund­le­gen­den Vor­stel­lun­gen von dem ei­ge­nen Selbst (Selbst­kon­zept), der Welt (Welt­kon­zept), einem guten Leben (Wer­te­kon­zept) und dem, wor­auf ich mich ver­las­se (Got­tes­kon­zept) aus­ein­an­der zu set­zen und vor allem in Be­geg­nung mit dem evan­ge­li­schen Chris­ten­tum aber auch mit an­de­ren Kon­fes­sio­nen, Re­li­gio­nen und Welt­an­schau­un­gen „re­li­giö­se Kom­pe­tenz“ zu er­wer­ben.

Im Bil­dungs­plan haben wir dazu for­mu­liert: „Re­li­giö­se Kom­pe­tenz ist zu ver­ste­hen als Fähig­keit, (1) die Viel­ge­stal­tig­keit von Wirk­lich­keit wahr­zu­neh­men und (2) theo­lo­gisch zu reflek­tieren, (3) christ­li­che Deu­tun­gen mit an­de­ren zu ver­glei­chen,(4) die Wahr­heits­fra­ge zu stel­len und (5) eine ei­ge­ne Po­si­ti­on zu ver­tre­ten sowie sich (6) in Frei­heit auf re­li­giö­se Aus­drucks- und Sprach­for­men (z. B. Sym­bo­le und Ri­tua­le) ein­zu­las­sen und sie mit­zu­ge­stal­ten.“ Die EPA haben eine ei­ge­ne, aber ver­wand­te Sicht ent­wi­ckelt: Im Re­li­gi­ons­un­ter­richt geht es darum (1) re­li­gi­ös be­deut­sa­me Phä­no­me­ne wahr­neh­men, (2) deu­ten, (3) be­ur­tei­len, (4) dar­über mit an­de­ren spre­chen und schließ­lich auch (5) ge­stal­ten bzw. mit­voll­zie­hen zu kön­nen. Der An­spruch ist, dass dies einer ei­gen­stän­di­gen und ver­ant­wort­li­chen Le­bens­füh­rung bei­trägt, ja sogar an deren Fun­da­men­ten ar­bei­tet.


Die Un­ter­richts­stun­de


Vor­trag Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt Kurz­fas­sung:
Her­un­ter­la­den [pdf] [175 KB]

Vor­trag Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt:
Her­un­ter­la­den [pdf] [200 KB]

Vor­trag Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt Prä­sen­ta­ti­on:
Her­un­ter­la­den [pptx] [101 KB]



1   Ver­wen­det wird hier ein of­fe­ner Wis­sens­be­griff, der de­kla­ra­ti­ves (Je­ru­sa­lem ist eine hei­li­ge Stadt für Juden, Mus­li­me und Chris­ten), pro­ze­du­ra­les (Bibel auf­schla­gen und aus­le­gen kön­nen) und epi­so­di­sches Wis­sen (mein Be­such in Je­ru­sa­lem) ein­be­zieht.
2   Jür­gen Bau­mert, Deutsch­land im in­ter­na­tio­na­len Bil­dungs­ver­gleich, in: Nel­son Kil­li­us u.a. Die Zu­kunft der Bil­dung, Frank­furt 2002, 100-150 .