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(6) Ein Blick auf den Religionsunterricht

 

Ganz formal kann man sagen: Ziel des Religionsunterrichtes ist die Fähigkeit, unterschiedli­che „Anforderungssituationen“ im Alltag des Lebens eigenständig und mithilfe religiösen „Wissens“ bewältigen zu können.
Das bedarf aber einer Erläuterung. Was ist religiöses Wissen? 1 In welchen Situationen wird ein solches gebraucht? Und was sind religiöse Kompetenzen? Kurz: Worin besteht der Bei­trag des Religionsunterrichts zu einer Allgemeinbildung, die eine eigenständige und verant­wortungsbewusste Lebensführung zum Ziel hat?

Jürgen Baumert und damit die PISA-Forschung unterscheidet vier grundlegende Modi der Weltbegegnung. Die ersten drei zeigen sich in den Aufgabenfelder der Kursstufe: Es geht zunächst um das sprachlich-musische Aufgabenfeld und damit um die ästhetisch-expressive Gestaltung der Welt (Sprachen, Literatur, Kunst, Musik). Es geht dann um das mathematisch naturwissenschaftliche Aufgabenfeld und damit um die kognitiv-instrumentelle Modellie­rung der Welt. Es geht drittens um das gesellschaftswissenschaftliche Aufgabenfeld und damit um die normativ-evaluative Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Gesellschaft (Ge­schichte, Politik, Recht, Ökonomie). Daneben gibt es jedoch noch ein viertes Aufgabenfeld, auf das Schule nicht verzichten kann. Hier geht es um Probleme konstitutiver Rationalität und damit um Grundfragen und Grunddeutungen des Lebens. Wer bin? Wohin gehen wir? Wozu lebe ich? 2

Hier haben wir unseren Ort. Im Religionsunterricht geht es darum, sich mit elementaren Lebensfragen und darauf bezogenen grundlegenden Vorstellungen von dem eigenen Selbst (Selbstkonzept), der Welt (Weltkonzept), einem guten Leben (Wertekonzept) und dem, worauf ich mich verlasse (Gotteskonzept) auseinander zu setzen und vor allem in Begegnung mit dem evangelischen Christentum aber auch mit anderen Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen „religiöse Kompetenz“ zu erwerben.

Im Bildungsplan haben wir dazu formuliert: „Religiöse Kompetenz ist zu verstehen als Fähig­keit, (1) die Vielgestaltigkeit von Wirklichkeit wahrzunehmen und (2) theologisch zu reflek­tieren, (3) christliche Deutungen mit anderen zu vergleichen,(4) die Wahrheitsfrage zu stel­len und (5) eine eigene Position zu vertreten sowie sich (6) in Freiheit auf religiöse Aus­drucks- und Sprachformen (z. B. Symbole und Rituale) einzulassen und sie mitzugestalten.“ Die EPA haben eine eigene, aber verwandte Sicht entwickelt: Im Religionsunterricht geht es darum (1) religiös bedeutsame Phänomene wahrnehmen, (2) deuten, (3) beurteilen, (4) dar­über mit anderen sprechen und schließlich auch (5) gestalten bzw. mitvollziehen zu können. Der Anspruch ist, dass dies einer eigenständigen und verantwortlichen Lebensführung bei­trägt, ja sogar an deren Fundamenten arbeitet.


Die Unterrichtsstunde


Vortrag Kompetenzorientierter Religionsunterricht Kurzfassung:
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Vortrag Kompetenzorientierter Religionsunterricht:
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Vortrag Kompetenzorientierter Religionsunterricht Präsentation:
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1   Verwendet wird hier ein offener Wissensbegriff, der deklaratives (Jerusalem ist eine heilige Stadt für Juden, Muslime und Christen), prozedurales (Bibel aufschlagen und auslegen können) und episodisches Wissen (mein Besuch in Jerusalem) einbezieht.
2   Jürgen Baumert, Deutschland im internationalen Bildungsvergleich, in: Nelson Killius u.a. Die Zukunft der Bildung, Frankfurt 2002, 100-150 .