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Um­set­zungs­bei­spiel Kom­pRU mit einem Ju­gend­buch

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Die Ge­schich­te


In „Mo­ritz und der liebe Gott“ von J. H. Claus­sen geht es um den 13jäh­ri­gen Mo­ritz, der durch die sich an­bah­nen­de Tren­nung sei­ner El­tern in eine Le­bens­kri­se gerät. Weil er nicht dabei sein will, wäh­rend sein Vater die letz­ten per­sön­li­chen Ge­gen­stän­de zu­sam­men­packt, um an­schlie­ßend aus der ge­mein­sa­men Woh­nung aus­zu­zie­hen, fährt Mo­ritz ziel­los mit sei­nem Kick­board durch die Ge­gend und lan­det zu­fäl­lig in einer Kir­che. Dort trifft er auf Frau Schmidt, eine Be­woh­ne­rin des nahe ge­le­ge­nen Al­ten­heims, die sich an die­sem für Mo­ritz reich­lich frem­den Ort hei­misch zu füh­len scheint. Ohne lange zu über­le­gen, hat Mo­ritz für seine El­tern, seine Schwes­ter und sich selbst vier Ker­zen an­ge­zün­det, die den düs­te­ren Raum hel­ler und freund­li­cher ma­chen. Frau Schmidt weist ihn dar­auf hin, dass man die Ker­zen auch be­zah­len muss! Sie legt das Geld für ihn aus.

An einem der nächs­ten Tage macht sich Mo­ritz auf den Weg zu Frau Schmidt ins Al­ten­heim, um seine Schul­den zu­rück­zu­zah­len. In ihrem Zim­mer fällt ihm ihre alte Fa­mi­li­en­bi­bel auf, die Frau Schmidt auf der Flucht ge­ret­tet hat; die bei­den kom­men dar­über ins Ge­spräch. Er fragt, warum die­ses alte Buch einen so gro­ßen Wert für sie hat, und sie er­zählt ihm von ihrem Leben und ihrem Glau­ben, von ihrem ganz per­sön­li­chen Ver­hält­nis zu Gott und wie ihr die Bibel in ver­schie­de­nen Le­bens­la­gen ge­hol­fen hat.
Durch die Be­geg­nung mit Frau Schmidt wer­den in Mo­ritz Er­in­ne­run­gen an seine ei­ge­ne Groß­mut­ter ge­weckt, die vor we­ni­gen Jah­ren starb; er be­ginnt, sich für ihr Leben zu in­ter­es­sie­ren.
Es ent­wi­ckelt sich eine merk­wür­di­ge Freund­schaft zwi­schen der alten Frau und dem Jun­gen. Und in ganz nor­ma­len Ge­sprä­chen über „Gott und die Welt“ wer­den immer wie­der bi­bli­sche In­hal­te the­ma­ti­siert.

Weil Mo­ritz in Kin­der­ta­gen oft mit sei­nem Vater eine Bi­blio­thek be­sucht hat, weil er den Vater dort ganz für sich hatte und weh­mü­tig an diese Zeit zu­rück denkt, sucht er die­sen Ort er­neut auf und lernt eine junge Bi­blio­the­ka­rin, Sa­bi­ne, ken­nen, die Theo­lo­gie stu­diert hat. Sie ist ge­ra­de dabei, ver­schie­de­ne Bi­bel­aus­ga­ben in Re­ga­le ein­zu­sor­tie­ren, als Mo­ritz auf­taucht ... Mit ihr kann er die Ge­sprä­che über die Bibel und die Re­li­gi­on auf einer an­de­ren Ebene fort­setzen: Von ihr er­fährt er etwas über die Ge­schich­te des Chris­ten­tums, sie sur­fen zu­sam­men im In­ter­net, la­chen bei der Lek­tü­re von Bi­bel­co­mics, stö­bern im Ar­chiv und blät­tern in alten Fo­li­an­ten. Mo­ritz lernt, was „To­hu­wa­bo­hu“ und „Mo­no­the­is­mus“ heißt, er hört etwas von wil­den Ker­len, die sich „Pro­phe­ten“ nen­nen, be­trach­tet Je­sus­bil­der und Iko­nen, er­fährt etwas von Chris­ten­ver­fol­gun­gen und Kreuz­zü­gen und davon, wie Mar­tin Lu­ther die Frei­heit des Glau­bens wie­der­ent­deck­te, sieht nach, wie die Zehn Ge­bo­te lau­ten und beich­tet on­line ...

Wäh­rend sich Mo­ritz in der Schu­le oft nicht traut, etwas zu sagen, weil er plötz­lich ins Stot­tern gerät und Angst hat, aus­ge­lacht zu wer­den, kann er sich in den Ge­sprä­chen mit den bei­den Frau­en frei und ohne Scheu äu­ßern, weil sie ihm gerne zu­hö­ren und ihn und seine Fra­gen ernst neh­men. Sa­bi­ne be­ach­tet sein Stot­tern nicht und ihm hilft, sei­nen Satz ein­fach fort­zu­set­zen. Seine Un­si­cher­heit ver­schwin­det, seine Trau­rig­keit wird ver­stan­den und sein Selbst­ver­trau­en Schritt für Schritt wie­der auf­ge­baut. Lang­sam be­ginnt er, sich selbst, sein Leben und die Welt in einem an­de­ren Licht zu sehen: Auch wenn vie­les un­ver­ständ­lich und un­ge­recht zu sein scheint, muss doch nicht alles au­to­ma­tisch sinn­los sein.
Aber auch für Frau Schmidt und Sa­bi­ne ist die Be­zie­hung zu Mo­ritz ein Ge­winn: Frau Schmidt hat keine Ver­wand­ten und er­lebt die Ge­sprä­che mit Mo­ritz als ein Ge­schenk, das sie aus ihrer Ein­sam­keit im Al­ters­heim her­aus­holt; Sa­bi­ne war frü­her Leh­re­rin, hatte aber so viele Pro­ble­me mit Schü­lern, dass sie den Beruf auf­ge­ben muss­te; Mo­ritz davon zu er­zäh­len, der sie mag und als Adres­sa­tin sei­ner Fra­gen schätzt, stellt für sie eine Art Ent­las­tung und Be­frei­ung dar.

Die bei­den Frau­en wer­den für Mo­ritz so wich­tig, weil er mit ihrer Hilfe der be­drü­cken­den Rea­li­tät sei­nes El­tern­hau­ses ent­kom­men kann. Indem er sich in Ge­schich­ten hin­ein­denkt, die von Jesus, Pau­lus, Jo­seph und Mose han­deln – sie alle ste­hen in dem „alten Buch“, das er nicht gut kennt –, wird er immer neu­gie­ri­ger.
Er staunt, wie auf­re­gend diese Ge­schich­ten sind und wie sie manch­mal genau zum ei­ge­nen Leben zu pas­sen schei­nen und mal völ­lig da­ne­ben­lie­gen. Klar ist je­den­falls, dass sie ihn so schnell nicht mehr los­las­sen wer­den, auch wenn bis zum Schluss offen bleibt, ob er sich wei­ter mit der Bibel be­schäf­ti­gen und je­mals so glau­ben oder beten kön­nen wird wie Frau Schmidt ...


Ka­pi­tel­über­sicht
1

Ka­pi­tel   1:   In der Fa­mi­lie      
Ka­pi­tel   2:   In der Kir­che     
Ka­pi­tel   3:   Im Al­ten­heim     
Ka­pi­tel   4:   In der Bü­che­rei      
Ka­pi­tel   5:   In Ägyp­ten     
Ka­pi­tel   6:   Im Ar­chiv      
Ka­pi­tel   7:   Im Ge­spräch mit Gott      
Ka­pi­tel   8:   Im In­ter­net     
Ka­pi­tel   9:   Im Land der Sa­ma­ri­ter      
Ka­pi­tel 10:   Im Pa­ra­dies    
Ka­pi­tel 11:   Im Land der Ver­lo­re­nen  
Ka­pi­tel 12:   Im Got­tes­dienst   
Ka­pi­tel 13:   In Ge­sund­heit und Krank­heit    
Ka­pi­tel 14:   In Angst und Hoff­nung: Pas­si­on und Os­tern    
Ka­pi­tel 15:   Im Tod und im Leben - Du bist bei mir: Psal­men 
 


An­for­de­rungs­si­tua­ti­on (Ka­pi­tel 3)


Um­set­zungs­bei­spiel Kom­pRU mit einem Ju­gend­buch:
Her­un­ter­la­den [pdf] [80 KB]

 


1   Die Ka­pi­tel im Buch sind le­dig­lich num­me­riert; die Über­schrif­ten stam­men von der Ver­fas­se­rin die­ses Un­ter­richts­ma­te­ri­als.