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(4) Lernpsychologische Hintergründe



Der kompetenzorientierte Unterricht wie ihn Weinert und Klieme vorschlagen konvergiert mit dem Modell der kognitiven Lerntheorie, die konstruktivistische und neurologische Er­kenntnisse einbezieht. Lernen besteht danach in der Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung sowie der Anwendung von Informationen in unterschiedlichen Anforderungssituationen. 1 Im Zentrum dieser Lerntheorie steht die Konstruktion mentaler Modelle oder sog. „Schemata“ 2 (von subjektiven Theorien) durch das lernende Subjekt.

Diese „Schemata“. repräsentieren im Gehirn das in vielfältigen Einzelerfahrungen erworbene Wissen einer Person mit Personen, Objekten, Situationen oder Handlungen 3 . Solche Schema­ta haben können einfacher (Grundriss einer Kirche) oder abstrakter (Gerechtigkeit) sein und haben deshalb unterschiedliche Reichweite. Sie sind als Wissens- oder Gedächtniseinheiten zu verstehen. Sie dienen der Wahrnehmung, Erkenntnis, Deutung Beurteilung und Gestal­tung der Wirklichkeit, indem sie die Aufmerksamkeit steuern, neue Informationen in Leer­stellen integrieren (Assimilation), zu Schlussfolgerungen befähigen 4 , aber auch die Konstruk­tion neuer mentaler Modelle anregen (Akkommodation) 5 .

Solche mentale Modelle betreffen die Welt als Ganzes (Gottes Schöpfung, Wunder), das Selbst (der Mensch als Ebenbild Gottes und als Sünder, der Mensch als Nächster), das Leben (als Geschenk, Chaos), handlungsleitende Begriffe (wie Gerechtigkeit, Glück, Frieden u.a.) aber auch Handlungen (der Ablauf einer Taufe, Schritte zur Deeskalation). Alle diese mentalen Modelle sind immer auch emotional gefärbt. Das Schema Hund ist für den einen angstbesetzt, für andere mit guten Erinnerungen versehen.

Der Aufbau solcher mentaler Modelle ist auf klare Instruktionen angewiesen, insbesondere auf die Präsentation didaktischer Modelle. Sie sind auf Verknüpfung mit dem eigenen Vor­wissen angewiesen, auf eine eigenständige Auseinandersetzung, auf erprobende Anwen­dung und selbständige Darstellung sowie auf Wiederholung und Übung. Mentale Modelle sind neurologisch gesehen keine fertigen Vorstellungen, die wie ein Paket in einem Regal bereit liegen, sondern Verknüpfun­gen, die im Gehirn aktuell immer wieder neu hergestellt werden. Diese Verknüpfung gelingt umso sicherer, je öfter es dazu kommt. Sie gelingen vor allem dann leichter, wenn sie mit weiteren Schemata vernetzt werden und in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder „situativ“ gebraucht werden.

Aus dem Konzept der mentalen Modelle kann man den Ansatz nachhaltigen Lernens ablei­ten. Nachhaltig ist ein Lernen dann, wenn die aufgebauten Schemata im Langzeitgedächtnis fest verankert sowie mit möglichst vielen Aspekten verknüpft sind und so verlässlich zur Verfügung stehen. Es geht um ein „kumulatives Lernen“, “bei dem Inhalte und Prozesse auf­einander aufbauen, systematisch vernetzt, immer wieder angewandt und aktiv gehalten werden“ 6 .


Guter Unterricht


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1   Norbert M. Seel, Psychologie des Lernens, München 2003, 21
2   Seel 51ff., vgl. auch Gerd Mietzel, Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens, Göttingen 1998, 194-213
3   Schemata können in Objektschemata, Ereignisschemata (Skripte), Situationsschemata (Rahmen) und Handlungsschemata (Pläne) bis hin zu Grammatiken (Struktur von Erzählungen) differenziert werden, Seel 54
4   Seel 55f.
5   Seel 58
6   E. Klieme u.a., Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards, Bonn/Berlin 2007, 27