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An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

 

Guter Re­li­gi­ons­un­ter­richt soll­te die Schü­le­rin­nen und Schü­ler immer wie­der dazu auf­for­dern, be­reits er­wor­be­ne Fä­hig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten bei der Be­wäl­ti­gung neuer Her­aus­for­de­run­gen phan­ta­sie­voll und ei­gen­stän­dig ein­zu­set­zen. Für den kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Un­ter­richt gilt dies in be­son­de­rer Weise, weil sich Kompeten­zen bei der Be­ar­bei­tung un­be­kann­ter An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen so­wohl zei­gen als auch ent­wickeln und för­dern las­sen. An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen sind immer auch Anwendungssitu­ationen: Hier kön­nen Schü­le­rin­nen und Schü­ler zei­gen, was sie (schon) kön­nen, was sie (noch) ler­nen und ent­de­cken wol­len, wel­che Lern­we­ge und Lö­sungs­stra­te­gi­en sie be­vor­zu­gen und wie sie diese dar­stel­len und re­flek­tie­ren kön­nen. Der Ein­satz von An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen be­trifft nicht nur die Phase des Un­ter­richts, in der Er­geb­nis­se ge­prüft wer­den (z. B. in einer Klas­sen­ar­beit), son­dern ist auch für die Er­he­bung der Lern­aus­gangs­la­ge hilf­reich: In kei­ner Phase des Un­ter­richts kann es sinn­voll sein, kogni­tives Wis­sen le­dig­lich mit Rou­ti­ne­auf­ga­ben ab­zu­fra­gen; es müs­sen viel­mehr anwendungsbe­zogene Auf­ga­ben for­mu­liert wer­den, die dazu an­re­gen, ei­ge­ne und neue Lö­sungs­we­ge auszu­probieren. Die un­mit­tel­ba­re Um­ge­bung und Le­bens­welt der Schü­le­rin­nen und Schü­ler hält hier eine Fülle an Si­tua­tio­nen und Her­aus­for­de­run­gen be­reit. Sich in Auf­ga­ben­stel­lun­gen auf diese Le­bens­welt zu be­zie­hen, ist für Schü­le­rin­nen und Schü­ler mo­ti­vie­rend, weil auf diese Weise deut­lich wird, dass Schu­le und Leben nicht ge­trennt von­ein­an­der exis­tie­ren.

An­ge­sichts der viel­be­schwo­re­nen Bil­dungs­kri­se, der wort­reich vor­ge­tra­ge­nen Kri­tik an un­gerechten Schul­sys­te­men, die nicht das „brin­gen“, was Wirt­schaft und Ge­sell­schaft er­war­ten, soll­ten wir uns ge­le­gent­lich dar­auf be­sin­nen, was aus Kin­dern und Ju­gend­li­chen wird, wenn wir sie le­dig­lich als etwas be­grei­fen, das „funk­ti­ons­tüch­tig“ wer­den muss.

Das Leben be­ginnt nicht bei Null, son­dern jede und jeder bringt von An­fang an etwas mit, wes­halb es ge­ra­de in der Er­zie­hung we­ni­ger dar­auf an­kommt, den Men­schen zu trim­men und zu trai­nie­ren, als viel­mehr dar­auf, ihn sich ent­fal­ten zu las­sen. Die Schu­le muss noch etwas an­de­res leh­ren, näm­lich wie ich aus der Fülle der In­for­ma­tio­nen das für mich Re­le­van­te he­rausfinde, das mich „ent­zün­det“, das meine Neu­gier­de weckt, das mir er­mög­licht, meine ei­genen Quel­len zu ent­de­cken und das meine Ur­teils­kraft stärkt.

An der Be­ar­bei­tung von An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen kann sich zei­gen, von wel­chen Vorausset­zungen Schü­le­rin­nen und Schü­ler einer Re­li­gi­ons­grup­pe aus­ge­hen, weil ihre re­li­giö­se Prä­gung höchst un­ter­schied­lich ist, und wel­che Lern­stra­te­gi­en sie ken­nen, d. h. sie er­lau­ben einen ge­nau­en Blick auf die ein­zel­nen Schü­le­rin­nen und Schü­ler und eine davon aus­ge­hen­de Unter­richtsplanung, die nicht nur be­stimm­te In­hal­te („Stoff“) ab­ar­bei­ten will.

Li­te­ra­tur

  • An­dre­as Feindt / René Her­big: Ho­sen­ta­schen-Skript zum kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Religions­unterricht, Bad Wild­bad 2011.
  • Hart­mut Rupp: Worin zeigt sich kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt?, Karls­ru­he 2011.
  • An­dre­as Feindt u. a. (Hg.): Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung im Re­li­gi­ons­un­ter­richt. Be­fun­de und Per­spektiven, Müns­ter 2009.
  • Ga­brie­le Obst: Kom­pe­tenz­ori­en­tier­tes Leh­ren und Ler­nen im Religionsunter­richt, Göt­tin­gen 2008.


Auf­bau­en­des Ler­nen


An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen: Her­un­ter­la­den [pdf] [10 KB]