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Anforderungssituationen

 

Guter Religionsunterricht sollte die Schülerinnen und Schüler immer wieder dazu auffordern, bereits erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Bewältigung neuer Herausforderungen phantasievoll und eigenständig einzusetzen. Für den kompetenzorientierten Unterricht gilt dies in besonderer Weise, weil sich Kompeten­zen bei der Bearbeitung unbekannter Anforderungssituationen sowohl zeigen als auch ent­wickeln und fördern lassen. Anforderungssituationen sind immer auch Anwendungssitu­ationen: Hier können Schülerinnen und Schüler zeigen, was sie (schon) können, was sie (noch) lernen und entdecken wollen, welche Lernwege und Lösungsstrategien sie bevorzugen und wie sie diese darstellen und reflektieren können. Der Einsatz von Anforderungssituationen betrifft nicht nur die Phase des Unterrichts, in der Ergebnisse geprüft werden (z. B. in einer Klassenarbeit), sondern ist auch für die Erhebung der Lernausgangslage hilfreich: In keiner Phase des Unterrichts kann es sinnvoll sein, kogni­tives Wissen lediglich mit Routineaufgaben abzufragen; es müssen vielmehr anwendungsbe­zogene Aufgaben formuliert werden, die dazu anregen, eigene und neue Lösungswege auszu­probieren. Die unmittelbare Umgebung und Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler hält hier eine Fülle an Situationen und Herausforderungen bereit. Sich in Aufgabenstellungen auf diese Lebenswelt zu beziehen, ist für Schülerinnen und Schüler motivierend, weil auf diese Weise deutlich wird, dass Schule und Leben nicht getrennt voneinander existieren.

Angesichts der vielbeschworenen Bildungskrise, der wortreich vorgetragenen Kritik an un­gerechten Schulsystemen, die nicht das „bringen“, was Wirtschaft und Gesellschaft erwarten, sollten wir uns gelegentlich darauf besinnen, was aus Kindern und Jugendlichen wird, wenn wir sie lediglich als etwas begreifen, das „funktionstüchtig“ werden muss.

Das Leben beginnt nicht bei Null, sondern jede und jeder bringt von Anfang an etwas mit, weshalb es gerade in der Erziehung weniger darauf ankommt, den Menschen zu trimmen und zu trainieren, als vielmehr darauf, ihn sich entfalten zu lassen. Die Schule muss noch etwas anderes lehren, nämlich wie ich aus der Fülle der Informationen das für mich Relevante he­rausfinde, das mich „entzündet“, das meine Neugierde weckt, das mir ermöglicht, meine ei­genen Quellen zu entdecken und das meine Urteilskraft stärkt.

An der Bearbeitung von Anforderungssituationen kann sich zeigen, von welchen Vorausset­zungen Schülerinnen und Schüler einer Religionsgruppe ausgehen, weil ihre religiöse Prä­gung höchst unterschiedlich ist, und welche Lernstrategien sie kennen, d. h. sie erlauben einen genauen Blick auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler und eine davon ausgehende Unter­richtsplanung, die nicht nur bestimmte Inhalte („Stoff“) abarbeiten will.

Literatur

  • Andreas Feindt / René Herbig: Hosentaschen-Skript zum kompetenzorientierten Religions­unterricht, Bad Wildbad 2011.
  • Hartmut Rupp: Worin zeigt sich kompetenzorientierter Religionsunterricht?, Karlsruhe 2011.
  • Andreas Feindt u. a. (Hg.): Kompetenzorientierung im Religionsunterricht. Befunde und Per­spektiven, Münster 2009.
  • Gabriele Obst: Kompetenzorientiertes Lehren und Lernen im Religionsunter­richt, Göttingen 2008.


Aufbauendes Lernen


Anforderungssituationen: Herunterladen [pdf] [10 KB]