Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

4. Der auf­bau­en­de Lern­pro­zess in Klas­se 5/6

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

 

Um mo­ra­li­sches Ler­nen grund­le­gend auf­zu­bau­en, geht es, ent­wick­lungs­psy­cho­lo­gi­sche Grund­ge­ge­ben­hei­ten be­rück­sich­ti­gend, zu­nächst um das Durch­le­ben von mo­ra­lisch re­le­van­ten Si­tua­tio­nen, mensch­li­chen Pro­ble­men und Kon­flik­ten. Das kann in den Klas­sen 5/6 z.B. durch Rol­len­spie­le, aber auch und ins­be­son­de­re durch das Er­zäh­len von bi­bli­schen Ge­schich­ten und Gleich­nis­sen er­fol­gen, in denen so­zi­al wich­ti­ge Werte the­ma­ti­siert und ver­an­schau­licht wer­den, z.B. Ver­zei­hen, Mit­leid, Barm­her­zig­keit, Hilfs­be­reit­schaft ohne An­se­hen der Per­son, To­le­ranz ge­gen­über Frem­den, sich dem Klei­nen und Ver­lo­re­nem zu­wen­den.


Die Aus­gangs­kom­pe­ten­zen im Stan­dard­zeit­raum 5/6 lau­ten:

  1. SuS kön­nen drei Gleich­nis­se nach­er­zäh­len [...].
  2. SuS kön­nen Gleich­nis­se als Er­zäh­lun­gen deu­ten, die auf ein ver­än­der­tes Ver­hal­ten in der Ge­sell­schaft zie­len.


Das Etap­pen­ziel für Ende Klas­se 6 lau­tet:

  1. SuS kön­nen die Si­tua­ti­on be­schrei­ben.
  2. SuS kön­nen das Pro­blem er­ken­nen und ana­ly­sie­ren.
  3. SuS kön­nen die Pro­blem­lö­sung be­schrei­ben.
  4. SuS kön­nen die Hand­lung(en) be­wer­ten.


Als di­dak­ti­sches Leit­me­di­um wer­den be­gin­nend mit Klas­se 5/6 das Gleich­nis vom ver­lo­re­nen Sohn und vom barm­her­zi­gen Sa­ma­ri­ter mit dem Dop­pel­ge­bot der Liebe (Lk 15,11-32 und Lk 10, 25-37) eta­bliert und bis Klas­se 10 immer wie­der her­an­ge­zo­gen.

In An­leh­nung an die „Er­zähl­werk­statt“ von Man­fred Hil­kert 1 ler­nen die SuS in Klas­se 5/6 Gleich­nis­se (und an­de­re bi­bli­sche Ge­schich­ten) selbst zu er­zäh­len: So wer­den sie hinein­genommen in die jü­disch-christ­li­che Tra­di­ti­on des Er­zäh­lens und ma­chen die bi­bli­schen Ge­schich­ten somit zu ihren ei­ge­nen Ge­schich­ten, die ihnen im Ge­dächt­nis blei­ben. Sie in­ter­na­li­sie­ren (so die neu­ro­phy­sio­lo­gi­sche Sicht) auf diese Weise Werte und er­wünsch­te Kon­flikt­lö­sungs­stra­te­gi­en, die spä­ter das ei­ge­ne Ver­hal­ten be­ein­flus­sen wer­den – und die es ihnen spä­ter auch er­mög­li­chen (ab etwa Ende Klas­se 10), auch an­hand von abs­trak­ten Prin­zi­pi­en über Werte nach­zu­den­ken und diese zu re­flek­tie­ren.

Das Ein­üben des Er­zäh­lens im RU im All­ge­mei­nen und in der Klas­sen­stu­fe 5/6 im Be­son­de­ren kann also der Grund­le­gung eines nach­hal­ti­gen mo­ra­li­schen Ler­nens und ethi­schen Re­flek­tie­rens die­nen, denn neben dem Durch­le­ben (Er­zäh­len, Rol­len­spiel) einer mo­ra­lisch re­le­van­ten Si­tua­ti­on be­ginnt auch die ethi­sche Re­fle­xi­on: Warum nimmt der Vater den Sohn wie­der auf? Wel­che Ar­gu­men­te hätte der Vater und wel­che der Bru­der? Warum hilft der Sa­ma­ri­ter? Wie würde ich han­deln? Wel­che Ar­gu­men­te könn­ten der Sa­ma­ri­ter, der Pries­ter und der Levit nen­nen und warum?

Die Frage nach dem Nächs­ten wird durch­lebt, aber auch auf einer ent­wick­lungs­ge­mä­ßen theo­re­ti­schen Ebene re­flek­tiert, so dass be­reits in Klas­se 5/6 auf einem ba­sa­len Ni­veau erste Schrit­te des ethi­schen Ar­gu­men­tie­rens ein­ge­übt wer­den: „Ich lasse den Men­schen in Not nicht lie­gen, denn ich will auch nicht so lie­gen ge­las­sen wer­den.“ Aus neu­ro­bio­lo­gi­scher Sicht reift und ent­wi­ckelt sich so all­mäh­lich der or­bito­fron­ta­le Kor­tex und Werte wer­den in­ter­na­li­siert. 2


4.1 Schrit­te der mo­ra­li­schen Ur­teils­bil­dung
4.2 Er­zäh­len im Re­li­gi­ons­un­ter­richt
4.3 Lern­stands­er­he­bung
4.3.2 Eva­lua­ti­on

5. Der auf­bau­en­de Lern­pro­zess in Klas­se 7/8


Auf­bau­en­des Ler­nen in der Se­kun­dar­stu­fe I: Ethi­sche Kom­pe­tenz
Mo­ra­li­sches und ethi­sches Re­flek­tie­ren: Her­un­ter­la­den [pdf] [441 KB]



1   Man­fred Hil­kert, Ein­bli­cke in die Er­zähl­werk­statt oder: Prak­ti­sche Tipps für eine ge­lun­ge­ne Er­zähl­pra­xis, in: Ent­wurf 2/2003, 57-60. Der Ar­ti­kel fin­det sich im Ma­te­ri­al­an­hang.
2   Siehe Ka­pi­tel 4.2 Er­zäh­len im Re­li­gi­ons­un­ter­richt als Bei­trag zum mo­ra­li­schen Ler­nen in Klas­se 5/6
.