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6. Der aufbauende Lernprozess in Klasse 9/10

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

 

Der aufbauende Lernprozess berücksichtigt auch in Klasse 9/10 das Durchleben moralisch relevanter Situationen. Dies wird hier exemplarisch an einem Sozialpraktikum mit Portfolio-Arbeit gezeigt:

Das Sozialpraktikum bietet eine lebensweltliche Anforderungssituation, in der die Frage nach dem Nächsten und die Begründung eigenen Handelns zentral sind. Moralisches Handeln anderer wird wahrgenommen und eigenes eingeübt. Hier ist insbesondere auf das Compassion-Projekt, eine durch die Freien Katholischen Schulen in Deutschland angestoßene Initiative, hinzuweisen: „Pädagogischer Kerngedanke des Compassion-Projekts ist also die Über­zeugung, dass Sozialpraktika langfristig zu veränderten Verhaltensbereitschaften und Haltungen im Bereich des Sozialen führen können, wenn sie mit Fachunterricht verknüpft sind, der informierend, reflektierend und bewer­tend auf Erfahrungen in den Praktika vorbereitet und nachträglich eingeht.“. 1 Das Praktikum wird durch die Arbeit mit Portfolio reflektierend begleitet. Planung, Durchführung und Reflexion des Sozialprakti­kums finden auf der Grundlage des Leitmediums Lk 10 und Lk 15 statt.

Ferner nimmt der Lernprozess in Klasse 9/10 das zunehmend komplexer werdende moralisch-ethische Argumentieren mit einem Advance Organizer (siehe Material 6.4) in den Blick.

Da am Ende von Klasse 10 die SuS laut Bildungsplan „zwei gegenwärtig relevante ethische Ansätze darstellen“ können sollen, wird auch in einer Unterrichtseinheit „Philosophische Ethik“ das moralisch-ethische Argumentieren eingeübt. 2

Ziel ist es, dass die SuS in der normenkritischen Urteilsbildung zur Anwendung utilitaristi­scher (und evtl. in Ansätzen deontologischer) Argumentationsmuster gelangen können.

Insgesamt wird im aufbauenden Lernprozess hier in Klasse 9/10 die anvisierte Ziel­kompetenz der normenkritischen Urteilsbildung zentral in den Blick genommen:

  1. SuS können eine Situation als moralisches Problem erkennen.
  2. SuS können eine Situation hinsichtlich der beteiligten Personen, der Umstände etc. analysieren.
  3. SuS können mögliche Handlungsoptionen entwickeln und deren Folgen gedank­lich entwickeln sowie argumentativ gegeneinander abwägen.
  4. SuS können Handlungsoptionen und unter Berücksichtigung zentraler mora­lischer Aussagen der Bibel (d.h. biblisch-ethischer Normen) kritisch prüfen.
  5. SuS können auf der Grundlage der Überlegungen entscheiden und ggf. handeln.

Mit Hilfe einer Lernstandserhebung (siehe 6.3) wird erhoben, auf welchem Niveau die SuS die anvisierte Zielkompetenz erreicht haben, um ggf. (auch individuelle) Wiederholungen anzgehen. Die Lernstandserhebung kann auch als Schlussevaluation dienen und Gelegenheit zum gemeinsamen Nachdenken über den gesamten Lernprozess zur ethischen Kompetenz ab Klasse 5/6 bieten. Das Erreichte kann gewürdigt und wertgeschätzt werden.


6.1 Schritte der normenkritischen Urteilsbildung
6.2 Sozialpraktikum als authentische Lernsituation
6.3 Lernstandserhebung

Erzählwerkstatt


Aufbauendes Lernen in der Sekundarstufe I: Ethische Kompetenz
Moralisches und ethisches Reflektieren: Herunterladen [pdf] [441 KB]



1   Lothar Kuld, Compassion, in: N. Mette und F. Rickers (Hg.), Lexikon der Religionspädagogik, Neukirchen-Vluyn 2001, Bd. 1, S. 293.
2   Die Unterrichtseinheit „Philosophische Ethik“ kann hier nicht vorgeführt werden, eine altersgemäße Aufbe­rei­tung bietet: Tuija Binder, Einführung in die philosophische Ethik, Arbeits­hilfen für den Religions­unterricht ab Klasse 9/10, Vandenhoeck & Ruprecht 2011, Download als E-Book.