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Um­set­zungs­bei­spiel Dop­pel­stun­de

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Christ­li­che Ethik: Wahr­heit und Lüge (Klas­se 10)


In­halts­ver­zeich­nis


A - Ein­lei­tung: Fokus der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung

  1. Ori­en­tie­rung am Bil­dungs­plan
  2. Lern­stands­er­he­bung durch An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen
  3. Wie­der­ho­len, Üben, Ver­net­zen: Das Prin­zip der Nach­hal­tig­keit
  4. Lern­we­ge: Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Sub­jek­te des Ler­nens

B - Christ­li­che Ethik – Wahr­heit und Lüge - Un­ter­richts­ent­wurf

  1. Bezug zu den Kom­pe­ten­zen des Bil­dungs­plans
  2. Be­din­gungs­ana­ly­se
    1. Lern­stands­er­he­bung
    2. Das Thema in der Le­bens­wirk­lich­keit der Schü­le­rin­nen und Schü­ler
  3. An­for­de­rungs­si­tua­ti­on
  4. Sach­ana­ly­se
  5. Wege und Ziele im Un­ter­richt
  6. Un­ter­richts­ein­heit
  7. Stun­den­ver­lauf (Dop­pel­stun­de)

C - Ma­te­ria­li­en

  • M1 Diet­rich Bon­hoef­fer über die Wahr­heit
  • M2 Vor­schlag für einen Ta­fel­an­schrieb
  • M3 Zu­satz­in­for­ma­ti­on zur Ethik Bon­hoef­fers
  • M4 Film­pro­to­koll Dia­log
  • M5.1-3 Pla­ce­mats
  • M6 Schü­le­r­äu­ße­run­gen zur Lern­stands­er­he­bung


Ein­lei­tung: Fokus der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung


Will man ver­mit­teln, was Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung heißt und in­wie­fern sie einen Zu­wachs an Qua­li­tät für den Re­li­gi­ons­un­ter­richt be­deu­ten kann, tut man gut, sich dies an­hand kon­kre­ter Bei­spie­le zu ver­an­schau­li­chen. Der vor­lie­gen­de Ent­wurf einer Dop­pel­stun­de soll ein Bei­spiel für Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung in der Pra­xis sein. Dabei ist es kei­nes­wegs un­um­strit­ten, ob man Kompetenz­orientierung über­haupt am Bei­spiel von Ein­zel- und Dop­pel­stun­den dar­stel­len kann; ei­ni­ges spricht dafür, auf län­ger­fris­ti­gen Kom­pe­ten­z­er­werb im Sinne eines auf­bau­en­den Ler­nens zu ver­wei­sen. Kom­pe­ten­zen las­sen sich nicht in einer ein­zel­nen Stun­de oder Dop­pel­stun­de ein­fach so ver­mit­teln. Es ist beim Kom­pe­ten­z­er­werb zwei­fel­los in län­ge­ren Pe­ri­oden zu den­ken. Al­ler­dings wäre es auch fahr­läs­sig, die Kon­kre­ti­on des Kom­pe­ten­z­er­werbs im rea­len Un­ter­richt – und der fin­det all­täg­lich eben in Ein­zel- und Dop­pel­stun­den statt – aus dem Blick zu ver­lie­ren.

Daher soll nun am Bei­spiel einer Dop­pel­stun­de ge­zeigt wer­den, wie kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Un­ter­richt aus­se­hen könn­te. Dabei geht es aber kei­nes­falls um eine Nor­mie­rung von Un­ter­richt. Denn die Viel­falt ist ein wich­ti­ges Merk­mal kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Un­ter­rich­tens.


I. Ori­en­tie­rung am Bil­dungs­plan


Aus­gangs­punkt kom­pe­tenz­ori­en­tier­ten Re­li­gi­ons­un­ter­richts in Baden-Würt­tem­berg ist der Bil­dungs­plan von 2004, der die Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung vor­gibt. Die ein­zel­nen Stan­dards müs­sen so aus­ge­legt wer­den, dass im kon­kre­ten Un­ter­richt schritt­wei­se Kom­pe­ten­zen er­wor­ben wer­den kön­nen. Das heißt, dass aus kom­pe­ten­zen­ori­en­tier­ten Stan­dards kon­kre­te Un­ter­richts­zie­le wer­den müs­sen. Dies wird auch für zu­künf­ti­ge Bil­dungs­plä­ne gel­ten.

 
II. Lern­stands­er­he­bung durch An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen

Kom­pe­ten­zen zie­len dar­auf, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler ler­nen, ihnen real be­geg­nen­de Her­aus­for­de­run­gen an­ge­mes­sen zu be­wäl­ti­gen. Kom­pe­ten­zen kön­nen zu­gleich nur ver­mit­telt wer­den, wenn der Lehr­per­son be­wusst ist, was die Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­reits kön­nen.

Kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt geht also nicht aus vom Lern­stoff, den ein Lehr­plan vor­gibt, und den die Lehr­kraft nach unten ver­mit­telt. Viel­mehr setzt er unten an, und fragt, was die Kom­pe­tenz im Leben der Schü­le­rin bzw. des Schü­lers aus­trägt.

Für den kon­kre­ten Un­ter­richt ist es daher sinn­voll, An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen zu su­chen.

Sol­che An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen kön­nen nun in drei­er­lei Weise den Un­ter­richt steu­ern:

  • Als Lern­stands­er­he­bung: An­hand einer An­for­de­rungs­si­tua­ti­on kann die Lehr­kraft er­ken­nen, auf wel­chem Kom­pe­tenz­stand  sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler be­fin­den. Auch den Schü­le­rin­nen und Schü­lern kann auf diese Weise deut­lich wer­den, dass Kom­pe­ten­zen, die der Re­li­gi­ons­un­ter­richt ver­mit­telt, Re­le­vanz für ihre Le­bens­wirk­lich­keit be­sit­zen und dass es hier wirk­lich etwas zu ler­nen gibt. Die Lehr­kraft er­mög­licht die Kennt­nis des Kom­pe­tenz­stands eine Ori­en­tie­rung für un­ter­richt­li­ches Han­deln. Sie kann dar­aus kon­kre­te Un­ter­richts­zie­le und Schrit­te ent­wi­ckeln.
  • Als Lern­auf­ga­be: Eine Lern­auf­ga­be un­ter­schei­det sich von einer dia­gnos­ti­schen Auf­ga­be da­durch, dass an ihr Kom­pe­ten­zen er­wor­ben wer­den. Durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit den Her­aus­for­de­run­gen, vor die die Lern­auf­ga­be stellt, wer­den Kom­pe­ten­zen ge­schult und ge­för­dert.
  • Als Test­auf­ga­be: Zum Ab­schluss einer Un­ter­richts­ein­heit beispiels­weise kön­nen die am Lern­pro­zess Be­tei­lig­ten an einer An­for­de­rungs­si­tua­ti­on über­prü­fen, in­wie­fern Kom­pe­ten­zen ge­schult, ge­för­dert und er­wor­ben wur­den. Dies kann durch­aus im Rah­men einer Prüf­auf­ga­be ge­sche­hen: Wenn der Kom­pe­tenz­be­griff nach Wei­nert ver­stan­den wird als „die bei In­di­vi­du­en ver­füg­ba­ren oder von ihnen er­lern­ba­ren ko­gni­ti­ven Fä­hig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten, be­stimm­te Pro­ble­me zu lösen, sowie die damit ver­bun­de­nen mo­ti­va­tio­na­len, vo­li­tio­na­len und so­zia­len Be­reit­schaf­ten und Fä­hig­kei­ten, die Pro­blem­lö­sun­gen in va­ria­blen Si­tua­tio­nen er­folg­reich und ver­ant­wor­tungs­voll nut­zen zu kön­nen,“ 1 dann er­ge­ben sich dar­aus auch Prin­zi­pi­en einer neuen Auf­ga­ben­kul­tur – nicht zu­letzt auch bei Prüf­auf­ga­ben.

 

III. Wie­der­ho­len, Üben, Ver­net­zen: Das Prin­zip der Nach­hal­tig­keit


Das Prin­zip der Nach­hal­tig­keit ist in der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung von grund­legender Be­deu­tung, denn Kom­pe­ten­zen sind Fä­hig­kei­ten, Fer­tig­kei­ten oder Kennt­nis­se, die nicht im Kurz­zeit­ge­dächt­nis wer­den, son­dern, die auf län­ge­re Sicht, viel­leicht sogar ein Leben lang ver­füg­bar sind und im idea­len Fall auch ein Leben lang er­wei­tert und dif­fe­ren­ziert wer­den.

Auf der Ebene einer Dop­pel­stun­de al­ler­dings ist das Prin­zip der Nach­hal­tig­keit schwer be­schreib­bar. Es zielt viel­mehr auf Un­ter­richts­ein­hei­ten, auf auf­bau­en­des Ler­nen über meh­re­re Schul­jah­re hin­weg, auf das Knüp­fen eines Net­zes und das Sicht­bar­ma­chen eines roten Fa­dens. Für die ein­zel­ne Un­ter­richts­se­quenz be­deu­tet dies, dass sie, ver­knüpft mit den vorher­gehenden Un­ter­richts­gän­gen und auf diese be­zo­gen, ein Teil des Gan­zen sein soll­te.


IV. Lern­we­ge: Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Sub­jek­te des Ler­nens


Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Sub­jek­te ihres ei­ge­nen Ler­nens ernst zu neh­men, ist, keine Er­fin­dung der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Al­ler­dings ist es für eine sol­che un­ver­zicht­bar und hat ganz kon­kre­te me­tho­di­sche Kon­se­quen­zen, an denen sich kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt mes­sen muss.

Eine Kon­se­quenz ist si­cher­lich die größt­mög­li­che Trans­pa­renz. Unter Um­stän­den kann kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Un­ter­richt auch dort be­ob­ach­tet wer­den, wo Schü­le­rin­nen und Schü­ler an der Pla­nung des Lern­pro­zes­ses be­tei­ligt wer­den. Dies lässt sich in Bezug auf die Dop­pel­stun­de nicht be­schrei­ben, da sich sol­che Pla­nun­gen auf um­fang­rei­che­re Lern­gän­ge be­zie­hen.

Schü­le­rin­nen und Schü­ler als Sub­jek­te ei­ge­nen Ler­nens ernst zu neh­men, heißt aber auch, sie mög­lichst aktiv am Er­werb von Kom­pe­ten­zen zu be­tei­li­gen. Dies be­deu­tet nicht, dass In­struk­tio­nen und Leh­rer­in­for­ma­tio­nen, ins­be­son­de­re auch Leh­rer­er­zäh­lun­gen kei­nen Platz in einem kompetenz­orientierten Re­li­gi­ons­un­ter­richt haben. Eine schü­ler­ak­ti­vie­ren­de Auf­ga­be soll­te je­doch fol­gen, damit das Ge­hör­te aktiv ver­ar­bei­tet wer­den kann.

Ein me­tho­di­scher An­satz, der dies in vie­ler­lei Hin­sicht leis­tet, ist das Ko­ope­ra­ti­ve Ler­nen. 1 Die­ses ist zwar nicht de­ckungs­gleich mit kompetenz­orientiertem Un­ter­richt, bie­tet aber es wert­vol­le me­tho­di­sche Im­pul­se, die den Kom­pe­ten­z­er­werb auf be­son­de­re Weise un­ter­stüt­zen kön­nen.


Kom­pe­ten­zen des Bil­dungs­plans


Um­set­zungs­bei­spiel Dop­pel­stun­de: Her­un­ter­la­den [pdf] [120 KB]



1   Franz E. Wei­nert: Ver­glei­chen­de Leis­tungs­mes­sung in Schu­len – eine um­strit­te­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, in: ders., (Hrsg.), Leis­tungs­mes­sun­gen in Schu­len, Wein­heim 2001, 17-31. 27f.
2   Vgl. z.B. Norm Green, Kathy Green: Ko­ope­ra­ti­ves Ler­nen im Klas­sen­raum und im Kol­le­gi­um. Das Trai­nings­buch, Klett / Kall­mey­er / Fried­rich Ver­lag, Seel­ze 52010 (2005).