M 6.1 Luther vor dem Reichstag in Worms 1521
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Luther vor dem Reichstag in Worms
Bildquelle: Luther vor dem Reichstag in Worms, Anton von Werner (1843-1915), Staatsgalerie Stuttgart; [PD], via Wikimedia Commons, bearbeitet
Aus der Anklagerede des päpstlichen Gesandten Aleander
Eure Majestät möge einige Artikel Martin Luthers hören, die allein würdig wären, dass man hunderttausend Ketzer darum verbrenne.
Luther sagt, dass alle Artikel des Johann Hus, die auf dem Konstanzer Konzil verdammt wurden, nicht ketzerisch seien. Weiter sündigt er wider die Geistlichkeit. Denn er sagt, dass alle Laien durch die Taufe Priester seien. Welch eine Verkleinerung des Priesterstandes würde das ergeben. In Sonderheit sündigt er wider die geistlichen Orden, da er die Gelübde verwirft und verachtet. […]
Weil seine Irrtümer so offenbar geworden, hat die päpstliche Heiligkeit etliche seiner Artikel als ketzerisch und aufrührerisch verdammt. Aber Luther hat gegen den Beschluss des päpstlichen Stuhls an ein Konzil appelliert und glaubt, des Papstes Urteilsspruch nicht anerkennen zu müssen. Deshalb wolle eure kaiserliche Majestät im Reich gebieten, Martin Luthers Bücher alle zu verbrennen.
Erklärung Kaiser Karls V.
Ihr wisst, dass ich von den allerchristlichen Kaisern der deutschen Nation, den Königen von Spanien, den Erzherzögen von Österreich und den Herzögen von Burgund abstamme, die alle treue Söhne der katholischen Kirche gewesen sind. Deshalb bin ich entschlossen, alles zu halten, was meine Vorfahren und ich bis zum gegenwärtigen Augenblick gehalten haben. […] Denn es ist sicher, dass ein einzelner Mönch in seiner Meinung irrt, wenn diese gegen die der ganzen Christenheit, wie sie seit mehr als tausend Jahren gelehrt wird, steht. Deshalb bin ich fest entschlossen, an diese Sache meine Reiche und Herrschaften, mein Leib, mein Blut und meine Seele zu setzen.
Luthers Verteidigungsrede
In meinen Büchern wird das Papsttum und seine Lehre angegriffen und auch diejenigen, die mit ihrer falschen Lehre, bösem Leben und schlechtem Vorbild die Christenheit an Leib und Seele verwüstet haben. So ich nun widerrufen würde, so würde ich nichts anderes tun, als dass ich die Tyrannei des Papstes stärkte und solcher großen Gottlosigkeit Tür und Tor auftäte. Ich kann und will nicht widerrufen, weil weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun. Es sei denn, dass ich mit Zeugnissen der Heiligen Schrift oder mit öffentlichen, klaren und hellen Gründen und Ursachen widerlegt werde, denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilen allein, weil es offensichtlich ist, dass sie oft geirrt und sich selbst widersprochen haben. Gott helfe mir. Amen.
Aufgaben:
- Fasse die wichtigsten Punkte der Anklage zusammen.
- Erarbeite, wie Kaiser Karl V. seine Position begründet.
- Formuliere dann in eigenen Worten, wie Luther begründet, dass er nicht widerrufen wird.
-
Zusatzaufgabe
: Kaiser Karl spricht von „Sicherheit“ (
„denn es ist sicher“),
Martin Luther von „Gewissheit“ (
„etwas wider das Gewissen zu tun“).
Formuliere in eigenen Worten, worin du den Unterschied zwischen „Sicherheit“ und „Gewissheit“ siehst.
M 6.2 Für den Glauben das Leben riskieren? - Das Ende des Ketzerprozesses in Worms 1521
Materialien Reformation:
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