Universalkompetenz "Fremdverstehen"
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Suchte man eine spezifische Kompetenz, die für den Themenkomplex „Mythos“ als ganzes konstitutiv ist, so könnte man diese als „Fremdverstehen“ charakterisieren: In der analytischen, rezeptiven und kreativen Beschäftigung mit verschiedenen Mythen lernen die S, sich mit einer vergangenen und somit fremden Sicht auf Welt, Götter und Menschen auseinanderzusetzen und zugleich diese in Bezug zu eigenen existentiellen Erfahrungen zu setzen. 1 Aufgrund des historischen Abstandes können die S jedoch nicht im unmittelbaren Gespräch mit einem antiken Gesprächspartner klären, ob das Verständnis, das sie dabei gewonnen haben, auch in dessen Sinne zutreffend ist. Stattdessen geht es darum, dass sie das, was sie verstanden haben, immer wieder auf verschiedene Weisen zur Sprache bringen und so lernen, nach und nach „verständig darüber zu sprechen“. „Damit wird nicht das unerreichbare Ideal einer Annäherung an die Vergangenheit zum Kriterium, sondern die innere Plausibilität des Nachvollzugs.“ 2 Dass dabei Sprach-, Text- und Kulturkompetenz sehr eng miteinander verknüpft sind, zeichnet den „Mythos“ als paradigmatisch für den Griechisch-Unterricht aus.
1 Dies gilt in verschiedener Weise für alle hier vorgestellten Aufgabenstellungen, weshalb die ‚Universalkompetenz‘ „Fremdverstehen“ auch nicht in der Übersicht zu den jeweiligen Lektionen eigens aufgeführt wird. - Zum „Fremdverstehen“ im altsprachlichen Unterricht vgl. Peter Kuhlmann 2011: Kompetenzorientierung und Lateinunterricht in der Oberstufe, in: Forum Classicum 2/2011, 120f (vgl. auch Id. (Hg.)/Birgit Eickhoff/Henning Horstmann/Meike Rühl 2010: Fachdidaktik Latein kompakt, Göttingen [Studienbücher Latein] 12).
2 Andreas Körber 2010: Fremdverstehen und Perspektivität im Geschichtsunterricht S. 4. Insofern sind Begriffe wie „Eintauchen“ oder „Perspektivwechsel“ (Kuhlmann 2009 a.a.O.) mit Vorsicht zu gebrauchen. Körber reflektiert sehr klar den Unterschied in der Verwendung des Begriffs „Fremdverstehen“ zu den modernen Fremdsprachen, in denen der Sprachlernende sich ja mit den Sprechern der gelernten Sprache verständigen kann (zu der Verwendung des Begriffs in den modernen Sprachen s. Lothar Bredella/Herbert Christ/Michael K. Legutke [Hgg.] 2000: Fremdverstehen zwischen Theorie und Praxis. Arbeiten aus dem Graduierten-Kolleg "Didaktik des Fremdverstehens", Tübingen); grundlegend Robert Hettlage 1988: Fremdheit und Fremdverstehen. Ansätze zu einer angewandten Hermeneutik, in: Archiv für Kulturgeschichte 70 (1988), 195-222.
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