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Sicht des Lesers


1. mangelnde Transparenz (den Griechen ist nicht klar, weshalb Agamemnon so lange eine andere Ansicht hatte und weshalb er diese nun ändert)

Entscheidungsschwäche (wenn Agamemnon von der Höhe der Opfer entmutigt ist, hätte er dies schon früher bemerken müssen)

Selbstherrlichkeit (Agamemnon entscheidet über die Köpfe des Heeres und der Adeligen hinweg, macht damit deren Einsatz (und deren Hoffnungen) wertlos.

Konfliktscheu (Agamemnon setzt sich keiner Auseinandersetzung aus, in der er mit den Gegenargumenten konfrontiert werden würde).

Misstrauen (Agamemnon setzt auf das Mittel der paradoxen Aufforderung aufzugeben, weil er dem Kampfeswillen der Griechen misstraut).

Selbsteingenommenheit (Agamemnon überschätzt sein rhetorisches Geschick und hat kein Gespür für die tatsächliche mentale Verfassung der Griechen).

 

2. Vor allem die jungen und ehrgeizigen Spieler dürften enttäuscht sein und fühlen sich um ihren Anspruch betrogen. Auch einem älteren Spieler wird ein krönender Abschluss seiner Laufbahn erschwert / verweigert. Ein abwanderungswilliger Spieler dürfte sich in seiner Entscheidung bestärkt fühlen. Loyalität wird dadurch zu einem brüchigen Wert.

Alternativfrage

Die ehrgeizigen und motivierten Mitarbeiter werden wie bei der Fußballmannschaft enttäuscht, demotiviert; ihre Loyalität und ihr Engagement werden sinken.

 

3.

A: Zum Glück wird bald alles vorbei sein. Die vielen Toten und die großen Opfer stehen in keinem Verhältnis zum eigentlichen Kriegsgrund mehr.

B: Da hast Du nicht ganz Unrecht - andererseits war jetzt alles umsonst . Jeder Tote ist umsonst gestorben . Unsere Familien haben umsonst gewartet , und auch wir haben einen großen Teil unseres Lebens zwecklos und ohne Sinn geopfert .

A: Du meinst, wir sollten nur deshalb weiterkämpfen, um unseren Verlusten einen Sinn zu geben. Ist Dir nicht klar, dass das bedeutet, dass noch viele sterben werden - mit der vagen Aussicht, dass wir den Krieg gewinnen?

B: Natürlich wird es das bedeuten. Aber das hat es schon beim ersten, beim zehnten und beim hundertsten Toten bedeutet. Wieviele Opfer verträgt ein Unternehmen wie unseres, und ab wann wird es untragbar und muss abgebrochen werden?

A: Eine Zahl kann ich Dir nicht nennen - jedenfalls sind es jetzt zuviele, das scheint mir klar zu sein.

B: Weiß Du, was mich stört: wir kommen jetzt als Gescheiterte nach Hause. Wir haben den Krieg verloren , aber wir haben auch unser ursprüngliches Ziel verloren und müssen jetzt damit leben, dass wir aufgegeben haben, dass wir Leute sind, die etwas hingeworfen haben, als es schwierig geworden ist.

Eine solche Rede müsste auf die negativen Implikationen, die ein Abbruch hat, eingehen und sie widerlegen: Aufgabe ist kein Versagen, sondern ein Akt der Klugheit / erzwungen durch widrige, unvorhersehbare Umstände. Der Trojazug ist nicht nur gescheitert, sondern es gibt auch Erfolge, die die Opfer rechtfertigen.

Alternativaufgabe

Die Lösungen sollten die Nachteile ansprechen, die sich bei einer Aufgabe des Kriegszieles ergeben, evtl. auch die Gründe, die für eine vorzeitige Heimkehr sprechen.

 

4. Das wichtigste Instrument einer Führungskraft ist die Kommunikation. Diese muss gemäß dem rhetorischen Dreieck ausgewogen sein, d.h. die gewählte Strategie muss zur Person und zum Adressaten passen. Dafür braucht es eine exakte Wahrnehmung der angeredeten Personen. Paradoxe Strategien sind gefährlich und sollten nur mit großem Vorbehalt eingesetzt werden.

 

5. Individuen werden zum Teil einer Masse, die von außen, mit der Urgewalt der Natur, bewegt werden.

Bewegung ist nicht mehr kontrollierbar, die Menschen werden passiv (Verbform 150) und sind den Affekten preisgegeben.

 

6. Argumente dieser Rede: Aufgabe ist eine Schande; zahlenmäßige Überlegenheit; lange Dauer und hohe Opferzahlen müssen gerechtfertigt werden; trotz der langen Dauer sind die Griechen immer noch in der Überzahl, d.h. der Krieg ist nach wie vor gewinnbar, und ein Sieg kann nicht mehr fern sein.

 


Unterrichtsmodelle zur Förderungen der personalen Kompetenzen bei der Interpretationsarbeit: Herunterladen [doc][623 KB]

 

weiter mit Aufgaben zur Odysseus-Rede