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Additum


Platon hat in seinem letzten Werk, den „Nomoi“, ein fiktives goldenes Zeitalter geschildert, das im scharfen Kontrast zur Darstellung von Thukydides steht und das auch zeigt, was Platon an seiner Zeit besonders gestört hat.

Vergleichen Sie das Verhalten der Menschen bei Thukydides und bei Platon!

Paralleltext: Platons Schilderung der Menschen eines vergangenen goldenen Zeitalters

Erstens waren die Menschen wegen ihrer Vereinsamung liebreich und wohlwollend gegen einander gesinnt, sodann brauchten sie sich nicht um ihre Nahrung zu streiten, denn es war, außer vielleicht anfänglich für einige, kein Mangel an Weide, deren sie damals vorzugsweise zu ihrem Lebensunterhalte bedurften, und so fehlte es ihnen nie an Milch und Fleisch; überdies aber verschafften sie sich auch durch Jagd nicht wenig und nicht schlechte Nahrung. Und auch mit Kleidern, Lagerdecken, Wohnungen, feuerfesten und nicht feuerfesten Gerätschaften waren sie wohl versehen, denn die Künste des Töpferns und Webens bedürfen keines Eisens, und diese beiden Künste gab daher Gott den Menschen, um sich vermittelst derselben jenes alles verschaffen zu können, damit das Menschengeschlecht, wenn es in eine solche Not geriete, Gedeihen und Wachstum habe. In solcher Ausrüstung waren sie denn eben nicht arm und gerieten nicht, durch Armut gezwungen, in Zwist mit einander, andererseits konnten sie aber auch nicht reich werden, da sie kein Gold und Silber zur Zahlung besaßen. Wo aber in einer Gemeinde weder Reichtum noch Armut eingebürgert sind, da werden denn auch wohl die Sitten am reinsten sein. Denn dort können weder Übermut noch Ungerechtigkeit noch auch Neid und Missgunst entstehen. So waren sie denn teils aus diesem Grunde tugendhaft, teils durch das, was man Sitteneinfalt nennt. Denn was sie als löblich und tadelnswert bezeichnen hörten, das hielten sie in ihrer Einfalt auch mit vollkommener Zuversicht dafür und handelten danach, und keiner wagte im Weisheitsdünkel wie jetzt dahinter eine Lüge zu suchen, sondern was man ihnen über Götter und Menschen sagte, das hielten sie für wahr und richteten ihr Leben danach ein. Und so waren sie denn ganz und gar so geartet, wie wir sie eben beschrieben haben. [...] Müssen wir also nicht annehmen, dass diese Leute viele Menschenalter auf solche Weise zwar minder geschickt und erfahren [...] als die jetzt Geborenen in allen anderen und namentlich in den Kriegskünsten, wie man sich ihrer jetzt zu Lande und zur See bedient oder auch im Innern des Staates selberübt, nämlich bei dem, was man Rechtshändel und Aufruhr heißt, und wobei man alle möglichen Kunstgriffe anwendet, um einander zu schädigen und Unrecht zu tun, durchlebt haben werden, aber dafür einfältiger und tapferer und zugleich besonnener und in allem gerechter waren aus den Ursachen, die wir bereits besprochen haben?

(Platon, Nomoi 679b-e; Übersetzung: Franz Susemihl, Stuttgart 1862)

 


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