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Ad­ditum

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Pla­ton hat in sei­nem letz­ten Werk, den „Nomoi“, ein fik­ti­ves gol­de­nes Zeit­al­ter ge­schil­dert, das im schar­fen Kon­trast zur Dar­stel­lung von Thuky­di­des steht und das auch zeigt, was Pla­ton an sei­ner Zeit be­son­ders ge­stört hat.

Ver­glei­chen Sie das Ver­hal­ten der Men­schen bei Thuky­di­des und bei Pla­ton!

Par­al­lel­text: Pla­tons Schil­de­rung der Men­schen eines ver­gan­ge­nen gol­de­nen Zeit­al­ters

Ers­tens waren die Men­schen wegen ihrer Ver­ein­sa­mung lieb­reich und wohl­wol­lend gegen ein­an­der ge­sinnt, so­dann brauch­ten sie sich nicht um ihre Nah­rung zu strei­ten, denn es war, außer viel­leicht an­fäng­lich für ei­ni­ge, kein Man­gel an Weide, deren sie da­mals vor­zugs­wei­se zu ihrem Le­bens­un­ter­hal­te be­durf­ten, und so fehl­te es ihnen nie an Milch und Fleisch; über­dies aber ver­schaff­ten sie sich auch durch Jagd nicht wenig und nicht schlech­te Nah­rung. Und auch mit Klei­dern, La­ger­de­cken, Woh­nun­gen, feu­er­fes­ten und nicht feu­er­fes­ten Ge­rät­schaf­ten waren sie wohl ver­se­hen, denn die Küns­te des Töp­ferns und We­bens be­dür­fen kei­nes Ei­sens, und diese bei­den Küns­te gab daher Gott den Men­schen, um sich ver­mit­telst der­sel­ben jenes alles ver­schaf­fen zu kön­nen, damit das Men­schen­ge­schlecht, wenn es in eine sol­che Not ge­rie­te, Ge­dei­hen und Wachs­tum habe. In sol­cher Aus­rüs­tung waren sie denn eben nicht arm und ge­rie­ten nicht, durch Armut ge­zwun­gen, in Zwist mit ein­an­der, an­de­rer­seits konn­ten sie aber auch nicht reich wer­den, da sie kein Gold und Sil­ber zur Zah­lung be­sa­ßen. Wo aber in einer Ge­mein­de weder Reich­tum noch Armut ein­ge­bür­gert sind, da wer­den denn auch wohl die Sit­ten am reins­ten sein. Denn dort kön­nen weder Über­mut noch Un­ge­rech­tig­keit noch auch Neid und Miss­gunst ent­ste­hen. So waren sie denn teils aus die­sem Grun­de tu­gend­haft, teils durch das, was man Sit­ten­ein­falt nennt. Denn was sie als löb­lich und ta­delns­wert be­zeich­nen hör­ten, das hiel­ten sie in ihrer Ein­falt auch mit voll­kom­me­ner Zu­ver­sicht dafür und han­del­ten da­nach, und kei­ner wagte im Weis­heits­dün­kel wie jetzt da­hin­ter eine Lüge zu su­chen, son­dern was man ihnen über Göt­ter und Men­schen sagte, das hiel­ten sie für wahr und rich­te­ten ihr Leben da­nach ein. Und so waren sie denn ganz und gar so ge­ar­tet, wie wir sie eben be­schrie­ben haben. [...] Müs­sen wir also nicht an­neh­men, dass diese Leute viele Men­schen­al­ter auf sol­che Weise zwar min­der ge­schickt und er­fah­ren [...] als die jetzt Ge­bo­re­nen in allen an­de­ren und na­ment­lich in den Kriegs­küns­ten, wie man sich ihrer jetzt zu Lande und zur See be­dient oder auch im In­nern des Staa­tes sel­ber­übt, näm­lich bei dem, was man Rechts­hän­del und Auf­ruhr heißt, und wobei man alle mög­li­chen Kunst­grif­fe an­wen­det, um ein­an­der zu schä­di­gen und Un­recht zu tun, durch­lebt haben wer­den, aber dafür ein­fäl­ti­ger und tap­fe­rer und zu­gleich be­son­ne­ner und in allem ge­rech­ter waren aus den Ur­sa­chen, die wir be­reits be­spro­chen haben?

(Pla­ton, Nomoi 679b-e; Über­set­zung: Franz Sus­e­mihl, Stutt­gart 1862)

 


Un­ter­richts­mo­del­le zur För­de­run­gen der per­so­na­len Kom­pe­ten­zen bei der In­ter­pre­ta­ti­ons­ar­beit: Her­un­ter­la­den [doc][623 KB]

 

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