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Übungen

Präpositionen

Zeichnung

Zeichnung: M. Peppel

Vergewissert euch nach Aufgabe 1-4 jeweils, ob eure Lösung richtig ist, bevor ihr die nächste Aufgabe bearbeitet!

  1. Vielleicht habt ihr jüngere Geschwister oder Kleinkinder in eurem Umfeld.

Was denkt ihr: In welcher Reihenfolge erlernen diese beim Erwerb ihrer Muttersprache Begriffe für folgende Beziehungen?

?
a. logische Beziehungen
(z. B. „schuld an dem
Schlamassel“)
?
b. räumliche
Beziehungen
(z. B. „ an der Wand“)
?
c. zeitliche
Beziehungen
(z. B. „ an diesem Tag“)
  1. Sicher ist euch beim Lernen der griechischen Präpositionen aufgefallen, dass diese sehr häufig neben ihrer ursprünglichen räumlichen auch eine zeitliche und sogar eine übertragene (abstrakt-logische) Bedeutung haben. Diese Abfolge entspricht in den meisten Fällen auch dem Bedeutungswandel, welchen die jeweiligen Wörter im Laufe der Geschichte durchlaufen haben. Als Beleg für diese Reihenfolge führen Sprachwissenschaftler neben dem Spracherwerb bei Kindern auch andere Indizien an: 2
  • Im Griechischen lassen sich nur sehr wenige Präpositionen nachweisen, die eine nur räumliche oder nur zeitliche Bedeutung haben.
  • In allen näher untersuchten Sprachen gehen sehr häufig zeitliche Angaben auf räumliche zurück (vgl. im Deutschen z. B. „vor“ oder „bei“):
    Das lässt sich auch im Griechischen zeigen: Übersetze folgende griechische Ausdrücke zunächst mit der Dir bekannten Bedeutung (i.) und suche anschließend eine angemessene deutsche Wendung (ii.):
    1. „[ihr feiert] σύν ἑσπέρα“ (Pind. Pyth. 11,10)
      i) ________________________________________
      ii) ________________________________________
    2. ἅμ ἅμα ἡμέρᾳ [eilte das ganze Aufgebot der Athener zum Piräus]“ (Thuk. 2,94)
      i) mit _____________________________________
      ii) _______________________________________
  • Es ist plausibel, dass die Menschen bei der Entwicklung von Sprache und Wörtern zunächst die Dinge benannt haben, die sichtbar waren und auf die sie unmittelbar zeigen konnten. So wird in vielen Sprachen die Position einer Sache oder einer Person häufig in Bezug zum menschlichen Körper und seinen Teilen ausgedrückt.
    1. In der Präposition μέχρι („bis“) lässt sich der verkürzte Stamm eines Wortes erkennen, das einen Körperteil bezeichnet. Überlege, welcher es sein könnte!
    2. Auch für die griechische Präposition ἀντ? ( ursprünglich „(ent)gegen, gegenüber“ ( erst später „anstatt“) kann man aufgrund dem Griechischen verwandter Sprachen ein Substantiv *ant voraussetzen, das einen Teil des menschlichen Körpers bezeichnet.

      Überlege, welcher Körperteil dies gewesen sein könnte.
  1. An einigen Wörtern lässt sich nachweisen, wie sich aus aus einem Nomen, das einen konkreten sinnlich wahrnehmbaren Gegenstand bezeichnet, im Laufe der Sprachgeschichte eine abstrakte Präposition entwickeln kann. Ein gutes Beispiel bietet das griechische Wort θύρα(ζε):

    1. Fülle die Lücken mit der passenden Übersetzung

      A. Konkretes Nomen in eigentlicher Verwendung ὅσση δ' ὑψοφόροιο θύρη θαλαμοῖο
      (Homer, Ilias 24, V. 317)
      Übersetzung:
      so weit wie die _______________ der hochbedachten Halle
      → B. Adverb im gegenstandsbezogenen räumlichen Sinne οἴκοιο λέων ὣς ἆλτο θύραζε
      (Homer, Ilias 24, V. 572)
      (der Genitiv ο?κοιο bezeichnet hier die räumliche Trennung)
      Übersetzung:
      wie ein Löwe sprang er aus dem Hause __________________
      →C. Adverb im weiteren räumlichen Sinne ἕλκε ... ὡς ... ἴχθυν ἐκ πόντοιο θύραζε
      (Homer, Ilias 16, V. 408)
      Übersetzung:
      er zog [ihn] wie einen Fisch aus dem Meer ________________
      → D. Präposition im abstrakten Sinne „οἴκει μεθ' ἡμῶν, μὴ θύραζε τῶν νόμων“
      (Homer, Ilias 16, V. 408)
      Übersetzung:
      „Leb mit uns, aber nicht _______________________________
      Recht und Ordnung!“

    2. Nun ist Deine sprachliche Kreativität gefordert: Denk dir für die Präposition auch eine zeitliche Bedeutung mitsamt einem Beispielsatz auf deutsch (oder auch auf griechisch) aus:

      __________________________________________________________

      __________________________________________________________

  2. Zweig Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für die oben beschriebene Entwicklung bietet die Präposition διά, die verwandt mit dem Zahlwort δύω und dem Fragepronomen τίς (lat. quis? – „wer?“ ) ist. 3

    All diese Wörter haben sich wohl aus einem ursprünglichem indoeuropäischen Wort konkreter Anschauung entwickelt. Wie Sprachwissenschaftler durch den Vergleich vieler verschiedener Sprachen der indoeuopäischen Sprachfamilie zeigen können, war dieses Ursprungswort ein Begriff aus der konkreten Wahrnehmung, nämlich ein Wort, das „Zweig“ bedeutet haben muss. (Bei „Zweig“ und noch mehr bei „Abzweigung“ erkennen wir ja heute noch im Deutschen die Verwandtschaft mit „(ent)zwei“:
    1. Erkläre, wie sich in einem ersten Schritt der Sprachentwicklung aus dem indoeuropäischen Ursprungswort für „Zweig“ die Bedeutung „(ent)zwei“ gebildet haben könnte.
    2. Erkläre, wie in einer weiteren Bedeutungsverschiebung aus „entzwei“ die Bedeutung „(hin)durch“ entstanden sein könnte, wie sie in der Präposition διά zu finden ist.

 


2 Zum folgenden BORTONE, PIETRO 2010: Greek Prepositions. From Antiquity to the Present, Oxford: OUP 47-53.

3 Abbildung: https://openclipart.org/detail/173827/leaves-and-branches-2-by-ali2013-173827

 

Präpositionen – Einführung und Aufgaben: Herunterladen [docx][511 KB]

 

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