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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Prä­po­si­tio­nen

Zeichnung

Zeich­nung: M. Pep­pel

Ver­ge­wis­sert euch nach Auf­ga­be 1-4 je­weils, ob eure Lö­sung rich­tig ist, bevor ihr die nächs­te Auf­ga­be be­ar­bei­tet!

  1. Viel­leicht habt ihr jün­ge­re Ge­schwis­ter oder Klein­kin­der in eurem Um­feld.

Was denkt ihr: In wel­cher Rei­hen­fol­ge er­ler­nen diese beim Er­werb ihrer Mut­ter­spra­che Be­grif­fe für fol­gen­de Be­zie­hun­gen?

?
a. lo­gi­sche Be­zie­hun­gen
(z. B. „schuld an dem
Schla­mas­sel“)
?
b. räum­li­che
Be­zie­hun­gen
(z. B. „ an der Wand“)
?
c. zeit­li­che
Be­zie­hun­gen
(z. B. „ an die­sem Tag“)
  1. Si­cher ist euch beim Ler­nen der grie­chi­schen Prä­po­si­tio­nen auf­ge­fal­len, dass diese sehr häu­fig neben ihrer ur­sprüng­li­chen räum­li­chen auch eine zeit­li­che und sogar eine über­tra­ge­ne (abs­trakt-lo­gi­sche) Be­deu­tung haben. Diese Ab­fol­ge ent­spricht in den meis­ten Fäl­len auch dem Be­deu­tungs­wan­del, wel­chen die je­wei­li­gen Wör­ter im Laufe der Ge­schich­te durch­lau­fen haben. Als Beleg für diese Rei­hen­fol­ge füh­ren Sprach­wis­sen­schaft­ler neben dem Sprach­er­werb bei Kin­dern auch an­de­re In­di­zi­en an: 2
  • Im Grie­chi­schen las­sen sich nur sehr we­ni­ge Prä­po­si­tio­nen nach­wei­sen, die eine nur räum­li­che oder nur zeit­li­che Be­deu­tung haben.
  • In allen näher un­ter­such­ten Spra­chen gehen sehr häu­fig zeit­li­che An­ga­ben auf räum­li­che zu­rück (vgl. im Deut­schen z. B. „vor“ oder „bei“):
    Das lässt sich auch im Grie­chi­schen zei­gen: Über­set­ze fol­gen­de grie­chi­sche Aus­drü­cke zu­nächst mit der Dir be­kann­ten Be­deu­tung (i.) und suche an­schlie­ßend eine an­ge­mes­se­ne deut­sche Wen­dung (ii.):
    1. „[ihr fei­ert] σύν ἑσπέρα“ (Pind. Pyth. 11,10)
      i) ________________________________________
      ii) ________________________________________
    2. ἅμ ἅμα ἡμέρᾳ [eilte das ganze Auf­ge­bot der Athe­ner zum Pi­rä­us]“ (Thuk. 2,94)
      i) mit _____________________________________
      ii) _______________________________________
  • Es ist plau­si­bel, dass die Men­schen bei der Ent­wick­lung von Spra­che und Wör­tern zu­nächst die Dinge be­nannt haben, die sicht­bar waren und auf die sie un­mit­tel­bar zei­gen konn­ten. So wird in vie­len Spra­chen die Po­si­ti­on einer Sache oder einer Per­son häu­fig in Bezug zum mensch­li­chen Kör­per und sei­nen Tei­len aus­ge­drückt.
    1. In der Prä­po­si­ti­on μέχρι („bis“) lässt sich der ver­kürz­te Stamm eines Wor­tes er­ken­nen, das einen Kör­per­teil be­zeich­net. Über­le­ge, wel­cher es sein könn­te!
    2. Auch für die grie­chi­sche Prä­po­si­ti­on ἀντ? ( ur­sprüng­lich „(ent)gegen, ge­gen­über“ ( erst spä­ter „an­statt“) kann man auf­grund dem Grie­chi­schen ver­wand­ter Spra­chen ein Sub­stan­tiv *ant vor­aus­set­zen, das einen Teil des mensch­li­chen Kör­pers be­zeich­net.

      Über­le­ge, wel­cher Kör­per­teil dies ge­we­sen sein könn­te.
  1. An ei­ni­gen Wör­tern lässt sich nach­wei­sen, wie sich aus aus einem Nomen, das einen kon­kre­ten sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Ge­gen­stand be­zeich­net, im Laufe der Sprach­ge­schich­te eine abs­trak­te Prä­po­si­ti­on ent­wi­ckeln kann. Ein gutes Bei­spiel bie­tet das grie­chi­sche Wort θύρα(ζε):

    1. Fülle die Lü­cken mit der pas­sen­den Über­set­zung

      A. Kon­kre­tes Nomen in ei­gent­li­cher Ver­wen­dung ὅσση δ' ὑψοφόροιο θύρη θαλαμοῖο
      (Homer, Ilias 24, V. 317)
      Über­set­zung:
      so weit wie die _______________ der hoch­be­dach­ten Halle
      → B. Ad­verb im ge­gen­stands­be­zo­ge­nen räum­li­chen Sinne οἴκοιο λέων ὣς ἆλτο θύραζε
      (Homer, Ilias 24, V. 572)
      (der Ge­ni­tiv ο?κοιο be­zeich­net hier die räum­li­che Tren­nung)
      Über­set­zung:
      wie ein Löwe sprang er aus dem Hause __________________
      →C. Ad­verb im wei­te­ren räum­li­chen Sinne ἕλκε ... ὡς ... ἴχθυν ἐκ πόντοιο θύραζε
      (Homer, Ilias 16, V. 408)
      Über­set­zung:
      er zog [ihn] wie einen Fisch aus dem Meer ________________
      → D. Prä­po­si­ti­on im abs­trak­ten Sinne „οἴκει μεθ' ἡμῶν, μὴ θύραζε τῶν νόμων“
      (Homer, Ilias 16, V. 408)
      Über­set­zung:
      „Leb mit uns, aber nicht _______________________________
      Recht und Ord­nung!“

    2. Nun ist Deine sprach­li­che Krea­ti­vi­tät ge­for­dert: Denk dir für die Prä­po­si­ti­on auch eine zeit­li­che Be­deu­tung mit­samt einem Bei­spiel­satz auf deutsch (oder auch auf grie­chisch) aus:

      __________________________________________________________

      __________________________________________________________

  2. Zweig Ein wei­te­res ein­drucks­vol­les Bei­spiel für die oben be­schrie­be­ne Ent­wick­lung bie­tet die Prä­po­si­ti­on διά, die ver­wandt mit dem Zahl­wort δύω und dem Fra­ge­pro­no­men τίς (lat. quis? – „wer?“ ) ist. 3

    All diese Wör­ter haben sich wohl aus einem ur­sprüng­li­chem in­do­eu­ro­päi­schen Wort kon­kre­ter An­schau­ung ent­wi­ckelt. Wie Sprach­wis­sen­schaft­ler durch den Ver­gleich vie­ler ver­schie­de­ner Spra­chen der in­do­eu­opäi­schen Sprach­fa­mi­lie zei­gen kön­nen, war die­ses Ur­sprungs­wort ein Be­griff aus der kon­kre­ten Wahr­neh­mung, näm­lich ein Wort, das „Zweig“ be­deu­tet haben muss. (Bei „Zweig“ und noch mehr bei „Ab­zwei­gung“ er­ken­nen wir ja heute noch im Deut­schen die Ver­wandt­schaft mit „(ent)zwei“:
    1. Er­klä­re, wie sich in einem ers­ten Schritt der Sprach­ent­wick­lung aus dem in­do­eu­ro­päi­schen Ur­sprungs­wort für „Zweig“ die Be­deu­tung „(ent)zwei“ ge­bil­det haben könn­te.
    2. Er­klä­re, wie in einer wei­te­ren Be­deu­tungs­ver­schie­bung aus „ent­zwei“ die Be­deu­tung „(hin)durch“ ent­stan­den sein könn­te, wie sie in der Prä­po­si­ti­on διά zu fin­den ist.

 


2 Zum fol­gen­den BOR­TO­NE, PIE­TRO 2010: Greek Pre­po­si­ti­ons. From An­ti­qui­ty to the Pre­sent, Ox­ford: OUP 47-53.

3 Ab­bil­dung: https://​open­clip­art.​org/​de­tail/​173827/​lea­ves-​and-​bran­ches-​2-​by-​ali2013-​173827

 

Prä­po­si­tio­nen – Ein­füh­rung und Auf­ga­ben: Her­un­ter­la­den [docx][511 KB]

 

wei­ter mit Über­sicht über die Prä­po­si­tio­nen