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Die Gestalt des Odysseus im "Philoket" des Sophokles


1. Ähnlichkeiten: Der junge Fox lässt sich ähnlich wie Neoptolemos von seinem Ehrgeiz lenken. Dadurch wird er zum Mithelfer und Mittäter des erfahreneren Gekko. Bei beiden gibt es eine moralische Seite, die zunächst in den Hintergrund tritt, später aber wieder stärker wird. Auch spielt der Vater für beide Figuren eine wichtige Rolle.

Unterschiede: Anders als Odysseus handelt Gekko rein egoistisch und nicht für eine größere Gemeinschaft. Gekko hintergeht seinen Zögling, während Odysseus Neoptolemos in seine Pläne einweiht.

 

2. Eine Person strebt intelligent und selbstständig die Ziele an, die ihrer persönlichen Befriedigung dienen, aber den Interessen der Gemeinschaft nicht zuwiderlaufen, sondern diese häufig fördern. - bei beiden Figuren erfüllt.

Eine Person übernimmt die Verantwortung für die eigenen Handlungen. - Odysseus hat sich aus der eigenen Verantwortung gestohlen, indem er Neoptolemos als Helfer einsetzt (und wegen seines früheren Verhaltens auch einsetzen muss).

Eine Person handelt sozial reversibel gegenüber anderen. Sie handelt so, als ob sie selbst der andere wäre, der von ihren Handlungen und Maßnahmen betroffen wird. - Weil Philoktet ausgenutzt und hintergangen wird, ist dieses Kriterium nicht erfüllt.

Eine Person arbeitet mit anderen Menschen kooperativ und effektiv in der Bewältigung von Problemen zusammen [...]. - erfüllt

Eine Person nimmt die wesentlichen Beeinträchtigungen des eigenen Lebens und des Lebens anderer wahr [...]. Sie schafft gerechtere, befriedigendere Bedingungen für andere und für sich selbst. [...] - die Lösung wird mit einer List gesucht, dadurch ist die Gerechtigkeit verletzt. Allerdings hat auch Philoktet einen Vorteil, wenn er kooperiert.

Eine Person verzichtet beim Anstreben der eigenen Ziele und der Ziele der eigenen Gruppe auf psychische und physische Gewalt sowie auf Manipulation. [...] - Philoktet wird manipuliert und durch die Instrumentalisierung seines Ehrgeizes auch Neoptolemos

Eine Person kann sich flexibel und intelligent auf neue Situationen und Probleme einstellen. - Dieses Kriterium erfüllt Odysseus in hohem Maße.

Eine Person plant das eigene Leben unter dem Gesichtspunkt der Vergänglichkeit durch den Tod. - Odysseus und Neoptolemos sind eher dem Augenblick verhaftet, für den sie eine Lösung suchen. Als längerfristiges Ziel dient ihnen das Streben nach dem eigenen Ruhm, der jedoch durch fragwürdige Mittel errungen wird und aus dem augenblicklichen Erfolg resultieren soll. Insgesamt sind beide Figuren deshalb eher dem Moment verhaftet, der Ruhm ist ihnen das Mittel, der Vergänglichkeit zu entgehen.

(Quelle: Reinhard Tausch, Anne-Marie Tausch, Erziehungspsychologie. Begegnung von Person zu Person. Göttingen et al. 1979 (= 9. Aufl.), S. 19f.; teilweise in engem Anschluss an C.R.Rogers, Client-centered therapy. Boston 1951, S. 387)

 

3. Odysseus als Verantwortungsethiker

Wort regiert

Odysseus als Realpolitiker

Wort regiert

Odysseus ist bereit, für den Erfolg Werte zur Disposition zu stellen. Er zeigt damit Züge eines Realpolitikers / Verantwortungsethikers.

Neoptolemos als Gesinnungsethiker

Wort regiert

Bei Neoptolemos sind Züge eines Gesinnungsethikers nachweisbar, der an absolut geltenden Werten festhalten möchte. Allerdings lässt er sich zugunsten seines persönlichen Ehrgeizes zu Zugeständnissen verleiten.

Additum

Neoptolemos versucht in der Verhandlung mit Philoktet, auch dessen Vorteile, seine Aussicht auf Heilung, zur Geltung zu bringen. Er strebt also eine Lösung an, die die unterschiedlichen Positionen durch gemeinsame Interessen überwindet.

 


Unterrichtsmodelle zur Förderungen der personalen Kompetenzen bei der Interpretationsarbeit: Herunterladen [doc][623 KB]

 

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