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L 31: My­thos im Bild 2 – Text­pro­duk­ti­on 2

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

My­thos – Hel­las L. 31

Be­reits in Lek­ti­on 30 soll­te ein Teil der S den My­thos von Ly­kaon in eine Zeich­nung um­set­zen. In die­ser Lek­ti­on sol­len nun alle S in ge­wis­ser Weise den um­ge­kehr­ten Weg be­schrei­ten: näm­lich eine Va­sen­dar­stel­lung auf die zu­grun­de­lie­gen­de my­thi­sche Er­zäh­lung zu­rück­füh­ren:

Ein­stim­mung durch Va­sen­puz­zle

Ein­ge­stimmt wer­den die S auf das Thema durch die Zu­sam­men­set­zung eines ‚Va­sen­scher­ben‘-Puz­zles zu Be­ginn der Stun­de. Hier wird auf spie­le­ri­sche Weise die ar­chäo­lo­gi­sche Ar­beit bei der Re­kon­struk­ti­on von Vasen auf­ge­grif­fen, zumal die ver­wen­de­te Vase mit der Ab­bil­dung von He­ra­kles und der ke­ryni­ti­schen Hirsch­kuh tat­säch­lich nur frag­men­ta­risch über­lie­fert ist. 1

Ma­te­ri­al und Vor­be­rei­tung

Va­sen­dar­stel­lung mit der ke­ryni­ti­schen Hirsch­kuh in Hälf­te der S-An­zahl ko­pie­ren und in ‚Va­sen­scher­ben‘ zer­schnei­den. Zu­gleich ein Aus­druck auf OHP-Folie und eben­falls zer­schnei­den. Ar­beits­blät­ter mit Lek­ti­ons­text und Übung in aus­rei­chen­der An­zahl ko­pie­ren.

Zum ver­än­der­ten Lehr­buch­text

Da der Lehr­buch­text in mehr­fa­cher Hin­sicht pro­ble­ma­tisch ist, ist er er­wei­tert und leicht ver­än­dert:
Der erste Teil der Lek­ti­on zur Hirsch­kuh von Ke­ryneia führt die For­men des Par­ti­zips Me­di­um/Pas­siv sowie die Mo­dal­par­ti­kel ἅτε und ὡς mit Part. Fut. ein.
Weil der erste Teil nur zwei me­dia­le For­men des Par­ti­zips (beide im Nom. Sg. m.) ent­hält, sind in den ver­än­der­ten Text wei­te­re Par­ti­zi­pia­l­for­men in­te­griert, so dass nun drei me­dia­le und zwei pas­si­ve For­men vor­kom­men. Auf diese Weise sol­len die S von Be­ginn an die neue Form in ihrer Dop­pel­deu­tig­keit von Me­di­um und Pas­siv er­fas­sen, zumal ihnen dies ja schon von den be­reits ge­lern­ten For­men des Prä­sens her ver­traut ist. Au­ßer­dem kann durch die Ver­wen­dung zwei­er fe­mi­ni­ner For­men das De­kli­na­ti­ons­sche­ma deut­lich wer­den, wel­ches den Ad­jek­ti­ven der o- und a-De­kli­na­ti­on ent­spricht. Im völ­lig un­ver­mit­telt ein­set­zen­den Lehr­buch­text ist die erste Form βουλόμενος so­gleich mit einer zu­nächst un­über­sicht­li­chen In­fi­ni­tiv­kon­struk­ti­on ver­knüpft. In der ab­ge­wan­del­ten Ver­si­on lässt sich der In­fi­ni­tiv – mit dem nun ein­ge­füg­ten pas­si­ven Par­ti­zip (und dem be­reits im ers­ten Satz vor­kom­men­den ἅτε) φυλαττομένην (si­cher nicht schwie­ri­ger als ἱερός mit Gen.!) – leich­ter er­fas­sen, da die Form βουλούμενος un­mit­tel­bar zu er­ken­nen und zu über­set­zen ist.

Die ein­ge­füg­ten Vo­ka­beln ἐπιβουλεύειν und τὸ θηρίον er­wei­tern das durch den Text an­ge­reg­te Sach­feld zum Be­reich „Jagd“. Das „Auf­lau­ern“ ent­spricht zwar nicht exakt einer der zahl­rei­chen über­lie­fer­ten My­then­ver­sio­nen, scheint aber den­noch im Sinne der „Ar­beit am My­thos“ le­gi­tim – ähn­lich wie die In­te­gra­ti­on der eu­ri­pidei­schen Ab­wand­lung des My­thos (Eur., He­ra­kles 375-379), gemäß der He­ra­kles die Hirsch­kuh fängt, da sie das ar­ka­di­sche Land ver­wüs­tet. In die­ser Ver­si­on wird die kul­tur­stif­ten­de Funk­ti­on des Hel­den sicht­bar: Diese lässt sich an­schau­lich mit der eher mär­chen­haf­ten Aus­ge­stal­tung kon­tras­tie­ren, die der an­schlie­ßen­de Übungs­text bie­tet. 2

Der zwei­te Teil von L. 31 wird eben­falls in einer ver­än­der­ten Ver­si­on dar­ge­bo­ten, wel­che die feh­len­den Vo­ka­beln aus dem Wort­schatz be­inhal­tet und die wei­te­ren Mo­dal­par­ti­keln beim Par­ti­zip, καίπερ und ὡς (zur An­ga­be eines sub­jek­ti­ven Grun­des und beim vor­ge­stell­ten Ver­gleich), ein­führt.

Ein­setz­übung

In­halt­lich vor­be­rei­tet wird die pro­duk­t­ori­en­tier­te Auf­ga­be zur Be­schrei­bung einer Vase durch eine Übung, wel­che die neu ein­ge­führ­ten Gram­ma­tikphä­no­me­ne trai­niert und zu­gleich die Vor­aus­set­zung für das Ver­ständ­nis der auf der Vase ab­ge­bil­de­ten Szene er­mög­licht, also eine Um­keh­rung der Ein­setz­übung zu „He­ra­kles und Linos“ in L. 9, wo auf die Be­schrei­bung der dar­ge­stell­ten Hand­lung die dazu pas­sen­de gram­ma­ti­sche Übung er­folg­te.

Au­dio­gui­de zur Lou­vre-Vase

Im An­schluss an die Über­set­zung des ers­ten Teils (31-1: Hirsch­kuh von Ke­ryneia) und die Gram­ma­tik­übung sol­len die S eine an­de­re Vase für einen Au­dio­gui­de be­schrei­ben, ein Auf­ga­ben­typ, der durch die Va­sen­be­trach­tung zu „He­ra­kles und Linos“ in L. 9 vor­be­rei­tet ist (dort ge­mein­sam mit dem L). Diese Form der Auf­ga­ben­stel­lung zwingt zum einen dazu, alle dar­ge­stell­ten De­tails mög­lichst genau zu er­fas­sen. Zum an­de­ren sind die S durch die Über­nah­me der Per­spek­ti­ve eines ‚un­wis­sen­den‘ Be­trach­ters dazu ge­zwun­gen, alle Vor­aus­set­zun­gen des My­thos zu re­flek­tie­ren und zu be­nen­nen, die für die Kon­sti­tu­ti­on der Szene re­le­vant sind. Falls die Zeit dies zu­lässt, ist eine Audio-Auf­nah­me der von den S ver­fass­ten Texte (even­tu­ell nur der am bes­ten ge­lun­ge­nen) sehr zu emp­feh­len, da sich erst beim an­schlie­ßen­den ge­mein­sa­men An­hö­ren fest­stel­len lässt, ob die ge­bo­te­nen In­for­ma­tio­nen für einen tat­säch­li­chen Mu­se­ums­be­su­cher gut zu er­fas­sen wären. Eine sol­che Auf­nah­me lässt sich mit­hil­fe di­ver­ser elek­tro­ni­scher Ge­rä­te (Smart­pho­ne, Handy, …) si­cher mü­he­los be­werk­stel­li­gen.

Bei einer ers­ten ge­mein­sa­men Be­trach­tung der Vase soll­te der LHil­fe­stel­lung geben: Ar­te­mis ist auf der Vase mit lan­gem Ge­wand und einer hohen zy­lin­dri­schen Krone 3 dar­ge­stellt, At­tri­bu­ten, wel­che sie als gött­li­che Her­rin der Tiere cha­rak­te­ri­sie­ren. Der vor ihr ab­ge­bil­de­te Apol­lon trägt der einen Kö­cher auf sei­nem Rü­cken.

Dia­log zur Va­sen­ab­bil­dung im Buch

Nach Über­set­zung des zwei­ten Lek­ti­ons­teils (31-2: Der ery­man­t­hi­sche Eber) be­steht die Auf­ga­be darin, die lus­ti­ge Szene bei der Rück­kehr des He­ra­kles in einem Dia­log zu ver­le­ben­di­gen. Dabei wird für die S das ko­mi­sche Po­ten­ti­al des My­thos er­fahr­bar; der L soll­te beim Stel­len der Auf­ga­be auf die My­then­tra­ves­ti­en in Sa­tyr­spiel und Ko­mö­die ver­wei­sen. Deut­lich wird an die­ser Szene auch, dass König Eu­rys­theus die Auf­ga­ben, wel­che er He­ra­kles stellt, für un­lös­bar hält. Bei der Be­hand­lung des Tex­tes soll­te die Lehr­per­son daher die S be­son­ders auf die Wen­dung ὡς οὐχ ἱκανῷ ὄντι (Z. 3) hin­wei­sen.

LI­TE­RA­TUR
  • Leo­no­re Jahn/Karin Rich­ter 2011: He­ra­kles. Grie­chi­sche My­tho­lo­gie in Bil­dern und Sze­nen. Mo­del­le und Ma­te­ria­li­en für den Li­te­ra­tur­un­ter­richt (Klas­se 3 bis Klas­se 7) (Bil­der er­zäh­len Ge­schich­ten – Ge­schich­ten er­zäh­len zu Bil­dern 12/2), Balt­manns­wei­ler.

1   Die Hirsch­kuh von Ke­ryneia. Schwarz­fi­gu­ri­ger Mas­tos, um 510 v. Chr. Staat­li­che An­ti­ken­samm­lun­gen Mün­chen.

2   Zu den Ver­sio­nen des My­thos vgl. Bert Ka­e­ser 2003: Die Ar­bei­ten für Eu­rys­theus, Vier­te Tat: Die ke­ryni­ti­sche Hirsch­kuh, in: He­ra­kles – Rai­mund Wün­sche (Hg.) 2003: Her­ku­les. Ka­ta­log, Staat­li­che An­ti­ken­samm­lun­gen Mün­chen, 2003, S. 104-111.

3   Dem so­ge­nann­ten πόλος, der wohl von Mut­ter­gott­hei­ten aus den Nahen Osten und Ana­to­li­en über­nom­men wurde.

 

L 31: My­thos im Bild 2 – Text­pro­duk­ti­on 2: Her­un­ter­la­den [doc][392 KB]

L 31: My­thos im Bild 2 – Text­pro­duk­ti­on 2: Her­un­ter­la­den [pdf][594 KB]

 

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