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Ab­bil­dun­gen in Grie­chisch-Lehr­bü­chern

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Schon im 19. Jahr­hun­dert, in der gerne ver­klär­ten Blü­te­zeit des hu­ma­nis­ti­schen Gym­na­si­ums, gab es eine rege, mit­un­ter sogar po­le­misch ge­führ­te di­dak­ti­sche Dis­kus­si­on über den Stel­len­wert von Rea­li­en im alt­sprach­li­chen Un­ter­richt. Zu­neh­mend bün­del­te sich die Kon­tro­ver­se in der Frage, ob es in einem Werk zur Er­ler­nung einer Alten Spra­che Ab­bil­dun­gen geben solle und, wenn ja, wel­chen Um­fang und wel­che Rolle sie ein­zu­neh­men hät­ten. Die Ge­schich­te die­ses Streits hat jüngst K.-H. von Ro­then­burg für La­tein­lehr­bü­cher nach­gezeichnet. 1 Geg­ner, die es ver­ein­zelt noch heute gibt, be­fürch­ten, dass die Schü­ler durch Ab­bil­dun­gen ab­ge­lenkt wür­den 2 oder deren Be­spre­chung min­des­tens zeit­lich auf Kos­ten des ei­gent­li­chen Lern­ziels, des Sprach­er­wer­bes, gehe. Be­für­wor­ter ver­wei­sen zu­meist auf die di­dak­tisch not­wen­di­ge An­schau­lich­keit und die Mo­ti­va­ti­on, die von Ab­bil­dun­gen aus­ge­he. Seit nun schon vie­len Jahr­zehn­ten al­ler­dings scheint der Streit de facto ent­schie­den: Kei­nes der ak­tu­ell ver­trie­be­nen Lehr­wer­ke für La­tein oder Grie­chisch kommt ohne Ab­bil­dun­gen aus. 3
Ein Blick in die Grie­chisch-Lehr­bü­cher, die zur­zeit er­hält­lich sind, zeigt dabei in den letz­ten drei­ßig Jah­ren eine deut­li­che Ten­denz: 4

  • Im Kant­ha­ros (1982, Klett), auf des­sen Um­schlag in be­ein­dru­cken­der Größe ein Ex­em­plar des na­men­ge­ben­den Trink­ge­fä­ßes prangt, fin­den sich Ab­bil­dun­gen schwer­punkt­mä­ßig bei den deut­schen The­men­tex­ten; die Lek­tio­nen sind da­ge­gen häu­fig un­be­bil­dert (27 von 58). Schwarz­wei­ße und far­bi­ge Ab­bil­dun­gen hal­ten sich un­ge­fähr die Waage.
  • Hel­las  (1996, Buch­ner) bie­tet zu der gro­ßen Mehr­zahl sei­ner 150 Lek­tio­nen Bil­der, zu­meist far­bi­ge. Die Er­öff­nungs­sei­te zu den ein­zel­nen geo­gra­phisch ge­bün­del­ten Se­quen­zen ist je­weils mit einem sei­ten­fül­len­den Bild aus der je­wei­li­gen Re­gi­on ge­stal­tet.
  • Im Kai­ros  (2006/7, Buch­ner, 96 Lek­tio­nen) sind die Ab­bil­dun­gen grund­sätz­lich far­big; ihre Zahl ist zum Vor­gän­ger Hel­las noch ein­mal ge­stie­gen. Die Se­quen­zer­öff­nungs­sei­ten prä­sen­tie­ren jetzt meh­re­re Bil­der von Bau­wer­ken und Ob­jek­ten.
  • Im neu­es­ten Grie­chisch-Lehr­werk, Xenia  (2012, Buch­ner, 45 Lek­tio­nen), be­gin­nen die the­ma­ti­schen Se­quen­zen je­weils mit einer groß­zü­gig be­bil­der­ten Dop­pel­sei­te; in den Lek­tio­nen gibt es auf jeder Dop­pel­sei­te far­bi­ge Ab­bil­dun­gen  und Il­lus­tra­tio­nen.

Al­ler­dings gibt es einen cha­rak­te­ris­ti­schen Un­ter­schied zwi­schen Grie­chisch- und La­tein­bü­chern: Wäh­rend La­tein-Lehr­wer­ke in­zwi­schen häu­fig ei­gens ge­schaf­fe­ne Il­lus­tra­tio­nen bie­ten, 5 ent­hal­ten fast alle Grie­chisch-Lehr­bü­cher aus­schließ­lich Ab­bil­dun­gen von an­ti­ken, ge­le­gent­lich auch nach-an­ti­ken Kunst­wer­ken oder All­tags­ge­gen­stän­den; nur Xenia ent­hält dar­über hin­aus auch Comic-Fi­gu­ren und Il­lus­tra­tio­nen als Mo­ti­va­tions- und Merk­hil­fen, diese al­ler­dings nur auf den Übungs­sei­ten und nicht zu den Lek­ti­ons­tex­ten.

Die­ser viel­leicht nicht auf den ers­ten, aber si­cher auf den zwei­ten Blick über­ra­schen­de Be­fund 6 lässt sich auf zwei Wei­sen er­klä­ren: Für ein neu zu pro­du­zie­ren­des Buch ei­gens Il­lus­tra­tio­nen an­fer­ti­gen zu las­sen ist für die Ver­la­ge kost­spie­li­ger als Ab­bil­dun­gen an­ti­ker Ori­gi­na­le ein­zu­set­zen, deren Bild­rech­te die Ver­la­ge oft schon zuvor für an­de­re Lehr­wer­ke er­wor­ben haben. Es könn­ten aber auch di­dak­ti­sche Über­le­gun­gen da­hin­ter ste­hen:

  • Mög­li­cher­wei­se geht man davon aus, dass Grie­chisch-Schü­ler in einem durch­schnitt­li­chen Alter von ca. 13-14 Jah­ren nicht mehr in glei­chem Maße von illus­trierenden Zeich­nun­gen, Bil­dern oder Co­mics an­ge­spro­chen wür­den wie zehn­jäh­ri­ge La­tein-No­vi­zen in der fünf­ten oder sechs­ten Klas­se. Dass es aber bei Grie­chisch-Schü­lern gleich­wohl noch ein sol­ches Be­dürf­nis gibt, zei­gen die ad-hoc-Il­lus­tra­tio­nen (aus Schü­ler­hand!) in Kant­ha­r­idi­on, Texte und Übun­gen für die ers­ten Wo­chen der Ein­füh­rung in die grie­chi­sche Spra­che (1996, Klett). Und letzt­lich würde aus die­sem Ein­wand doch nur fol­gen, dass ad-hoc-Il­lus­tra­tio­nen in Grie­chisch­lehr­wer­ken dem Alter und den Seh­ge­wohn­hei­ten ihrer Re­zi­pi­en­ten an­ge­passt wer­den müss­ten.
  • Viel­leicht nimmt man aber auch an, dass sol­chen äl­te­ren Schü­lern be­reits die in der Regel an­spruchs­vol­le­ren Ori­gi­na­le „zu­ge­mu­tet“ wer­den kön­nen – zumal sich die Not­wen­dig­keit, an­ti­ke Ob­jek­te ab­zu­bil­den, oh­ne­hin aus den Richt­li­ni­en in den ak­tu­ell gül­ti­gen Lehr­plä­nen er­gibt. So wer­den im – üb­ri­gens selbst mit Ab­bil­dun­gen ver­se­he­nen – Bil­dungs­plan Baden-Würt­tem­berg von 2004, S. 394 für den Grie­chisch-Un­ter­richt bis zum Ab­schluss der Sprach­er­werbs­pha­se (Kl. 10, nach drei Jah­ren Un­ter­richt) „Kennt­nis­se der grie­chi­schen Kul­tur“ ge­for­dert, dar­un­ter auch sol­che zu den „For­men grie­chi­scher Kunst“, ver­bun­den mit der Fä­hig­keit, über „Ein­zel­the­men […] zu re­fe­rie­ren und dabei ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten der Vi­sua­li­sie­rung ein­zu­set­zen“, was ja oft eine Be­schäf­ti­gung mit ein­schlä­gi­gen Bild­wer­ken vor­aus­setzt.

Hier wie auch in den Richt­li­ni­en an­de­rer Bun­des­län­der wird die Be­hand­lung von Kunst­wer­ken aber immer als ei­ge­ner Ar­beits­be­reich be­schrie­ben und nie ex­pli­zit im Zu­sam­men­hang mit Tex­ten ge­nannt, wäh­rend den Schü­lern Bild­wer­ke un­aus­weich­lich zu­sam­men mit den Tex­ten ihres Sprach­bu­ches be­geg­nen. K.-H. von Ro­then­burg hat wegen der dabei nicht sel­ten ent­ste­hen­den In­ter­fe­ren­zen dafür plä­diert, Ab­bil­dun­gen von Ori­gi­na­len in Übungs­bü­chern nur in einem An­hang, am bes­ten in einem ei­ge­nen kul­tur­kund­li­chen Bild­band dar­zu­bie­ten, um zu bei­der Behuf den Sprach­kurs deut­lich vom Kul­tur­kun­de­kurs zu tren­nen. 7 Man braucht sich ein sol­ches Ver­fah­ren nur ein­mal in einem neu­sprach­li­chen Lehr­werk vor­zu­stel­len, um die Ab­sur­di­tät die­ses Vor­schla­ges zu er­ken­nen: Nicht-text­li­che Zeug­nis­se ge­hö­ren ge­nau­so wie Texte zu den Er­ken­nungs­merk­ma­len einer Kul­tur; 8 in ihrer Er­kennt­nis be­din­gen sie sich ge­gen­sei­tig. 9 Das weiß die la­tei­ni­sche Fach­di­dak­tik seit lan­gem 10 und sie hat mit reich­li­chen Bei­spie­len be­legt, wie sich Texte bes­ser ent­schlüs­seln las­sen, wenn man die zu deren Ver­ständ­nis nö­ti­gen text­prag­ma­ti­schen Kennt­nis­se der Schü­ler durch Ab­bil­dun­gen von Rea­li­en oder durch Par­al­le­li­sie­rung der Text­aus­sa­ge mit der eines Bild­wer­kes er­wei­tert. 11

Auch in Grie­chisch-Lehr­bü­chern er­ge­ben sich dabei oft ver­blüf­fen­de Mög­lich­kei­ten. In einem Wie­der­ho­lungs­stück der Hel­las geht es um den Feld­herrn Pyr­rhus, 12 wäh­rend das un­te­re Drit­tel der Seite von einer Sym­po­si­on-Szene ein­ge­nom­men wird (S. 172). Die Schü­ler kön­nen über die Haupt­per­son (wenn ihnen Pyr­rhus nicht oh­ne­hin aus dem be­kann­ten Ge­flü­gel­ten Wort be­kannt ist) und über das Thema des nach­fol­gen­den Tex­tes leicht In­for­ma­tio­nen aus Über­schrift und deut­scher Ein­lei­tung ge­win­nen. Mög­li­cher­wei­se wer­den sie dann schon selbst die Frage auf­wer­fen, was die Sym­po­si­on-Szene damit zu tun haben soll. Wenn man die Schü­ler die Szene dann näher be­schrei­ben und sie be­son­ders auf die Stim­mun­gen der Sym­po­si­as­ten ach­ten lässt, wird wich­ti­ges text­prag­ma­ti­sches Hin­ter­grund­wis­sen ver­mit­telt bzw. ak­ti­viert, das ihnen den Weg zum Ver­ständ­nis der Poin­te des Tex­tes in Z. 12-15 bahnt und Miss­ver­ständ­nis­se ver­mei­den hilft. 13 Nach der Über­set­zung kann die Sym­po­si­on-Szene er­neut be­trach­tet und ihre At­mo­sphä­re mit grie­chi­schen Be­grif­fen cha­rak­te­ri­siert wer­den, die die Schü­ler selbst aus dem Text ge­win­nen (σχολή, εὐφροσύνη). 14

Um einen Text-Bild-Bezug ge­währ­leis­ten zu kön­nen, muss ein Bild al­ler­dings ei­ni­ge Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len:

  • es muss tat­säch­lich in Bezug zu einem Text ste­hen,
  • es darf nicht nur einen ne­ben­säch­li­chen As­pekt des Tex­tes auf­grei­fen,
  • es muss aus­rei­chend groß und scharf sein,
  • es muss für Schü­ler er­fass­bar und ver­ständ­lich sein.

Lei­der wer­den diese Kri­te­ri­en auch in Grie­chisch-Lehr­bü­chern oft nicht ein­ge­hal­ten. Dazu je­weils ein be­son­ders deut­li­ches Bei­spiel:

  • Die erste Lek­ti­on des Kant­ha­ros prä­sen­tiert zu einem Lek­ti­ons­text, der sich mit Tha­les’ und Ana­xi­man­ders Theo­ri­en „Vom Wesen der Welt“ (so die Über­schrift, S. 12) be­schäf­tigt, einen at­ti­schen Kou­ros (S. 13). 15
  • Die Lek­ti­on 68 von Hel­las zu Ar­chi­loch­os (S. 111) zeigt als Ab­bil­dung eine ky­kla­di­sche Sitz­sta­tu­et­te eines Har­fen­spie­lers. Der Be­zugs­punkt zum Text könn­te höchs­tens darin lie­gen, dass damit die mu­si­ka­li­sche Seite der Dich­tung ver­an­schau­licht wer­den soll. 16
  • Die Lek­ti­on 32 in Kai­ros , Bd. 1 er­zählt das Wa­gen­ren­nen zwi­schen Pe­lops und Oi­no­ma­os und zeigt dazu am un­te­ren Rand der Seite den Ost­gie­bel des Zeus-Tem­pels von Olym­pia in einer Höhe von ge­ra­de ein­mal 2,8 cm (S. 66).
  • Zur Lek­ti­on 36 von Xenia , die sich mit So­kra­tes’ Weis­heit und dem dies­be­züg­li­chen del­phi­schen Ora­kel­spruch be­schäf­tigt, wird eine rät­sel­haf­te und letzt­lich kaum zu ent­schlüs­seln­de Plas­tik des chi­le­nisch-fran­zö­si­schen Bild­hau­ers Al­ber­to von Fach (geb. 1952) ab­ge­bil­det, die trotz ihres Ti­tels „So­kra­tes“ eher an eine Daph­ne er­in­nert (S. 169).

Dar­über hin­aus – und bei­lei­be nicht nur in Grie­chisch­bü­chern – sind die üb­li­chen Bei­schrif­ten zu Ab­bil­dun­gen einer Be­hand­lung im Un­ter­richt oft hin­der­lich, näm­lich dann, wenn sie das Dar­ge­stell­te schon so weit be­nen­nen, dass eine nä­he­re Aus­ein­an­der­set­zung nicht mehr von­nö­ten scheint. 17 Da­ge­gen dürf­ten In­for­ma­tio­nen zu Gat­tung, Ma­te­ri­al und Größe nicht feh­len – letz­te­re wird be­dau­er­li­cher­wei­se nur sehr sel­ten an­ge­ge­ben, wäre aber ge­ra­de für die Vor­stel­lungs­kraft von Schü­lern wich­tig. Fund­or­te, auch wo sie do­ku­men­tiert sind, wer­den prak­tisch nie ge­nannt, ob­wohl sie die Schü­ler dazu ver­lei­ten könn­ten, darin ein Pro­blem zu ent­de­cken und die­ses zu lösen. Was z. B. würde sich ein Schü­ler den­ken, wenn er er­füh­re, dass die grie­chi­sche Vase, die er vor sich sieht, in einem etrus­ki­schen Grab ge­fun­den wurde?

Doch die Funk­ti­on von Ab­bil­dun­gen in einem Grie­chisch­buch er­schöpft sich nicht in ihrem di­dak­tisch ge­woll­ten Text­be­zug, son­dern diese wol­len und sol­len davon un­ab­hän­gig auch hin­sicht­lich ihrer kul­tu­rel­len und kunst­ge­schicht­li­chen Stel­lung ge­wür­digt wer­den. M. Esper hat an­hand der ers­ten Lexis (Dies­ter­weg, 1972; Neu­fas­sung: 1988) ge­zeigt, dass man selbst in einem Buch mit re­la­tiv we­ni­gen Ab­bil­dun­gen viele An­knüp­fungs­punk­te für ar­chäo­lo­gi­sche Aus­wei­tun­gen und Ver­tie­fun­gen fin­den kann, sah sich für sol­che aber auf zu­sätz­li­che Ma­te­ria­li­en an­ge­wie­sen. 18 Durch das In­ter­net ist die Suche nach ge­eig­ne­ten Bil­dern jetzt er­heb­lich er­leich­tert. 19

Aber setzt die an­ge­mes­se­ne In­ter­pre­ta­ti­on an­ti­ker Kunst­wer­ke nicht viel zu viel Wis­sen vor­aus, über das mög­li­cher­wei­se nicht ein­mal der fach­lich dazu meist nicht aus­ge­bil­de­te Grie­chisch-Leh­rer ver­fügt? 20 Die Ab­bil­dun­gen des Kant­ha­ros waren noch im zu­ge­hö­ri­gen Leh­rer­band (1983) be­schrie­ben; doch zu Kai­ros , Hel­las und Xenia exis­tie­ren keine Leh­rer­kom­men­ta­re, so­dass es also auch keine In­for­ma­tio­nen zu den ab­ge­bil­de­ten Ob­jek­ten gibt, die über die An­ga­ben im Schü­ler­buch hin­aus­ge­hen.

Im­mer­hin bie­ten die ak­tu­el­len Grie­chisch-Lehr­wer­ke aber ei­ni­ges Grund­le­gen­de. So gibt es zum grie­chi­schen Tem­pel Kul­tur­kun­de-Sei­ten in Kant­ha­ros (S. 121-122), Kai­ros (Bd. 2, S. 49-51) und Xenia (S. 140-141). Dop­pel­sei­ten zu grie­chi­schen Sta­tu­en bie­ten Kai­ros (Bd. 2, S. 82-83) und Xenia (S. 50-51). In Kai­ros wer­den dazu an drei Bei­spie­len (Kleo­bis, Do­ry­pho­ros, Lao­koon) die Stil­merk­ma­le der Ar­cha­ik, der Klas­sik und des Hel­le­nis­mus be­nannt; fünf wei­te­re Sta­tu­en sol­len dann ihren Epo­chen zu­ge­ord­net wer­den. Neben den im en­ge­ren Sinne kunst­ge­schicht­li­chen In­for­ma­tio­nen 21 wird auch das „Men­schen­bild, das zum Aus­druck kommt“, the­ma­ti­siert. Mit den Kennt­nis­sen die­ser Dop­pel­sei­te ver­se­hen, kön­nen die Schü­ler in den bei­den Kai­ros -Bän­den wei­te­re Sta­tu­en su­chen und ihren Stil be­stim­men. 22 Dabei wer­den sie auch auf die Far­big­keit an­ti­ker Sta­tu­en sto­ßen (Bd. 2, S. 108). 23 Prä­sen­tiert wer­den die Sta­tu­en al­ler­dings gleich­sam mu­se­al, ohne ihren le­bens­welt­li­chen Kon­text, wel­cher aber auch bei Sta­tu­en grund­sätz­lich schwer zu ver­an­schau­li­chen ist.

 


Bil­der im An­fangs­un­ter­richt Grie­chisch: Her­un­ter­la­den [doc][140 KB]

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wei­ter mit Va­sen­ma­le­rei

 

1   Karl-Heinz von Ro­then­burg, Ge­schich­te und Funk­ti­on von Ab­bil­dun­gen in la­tei­ni­schen Lehr­bü­chern. Ein Bei­trag zur Ge­schich­te des text­be­zo­ge­nen Bil­des, Frank­furt a. M. 2009.
2   Ab­len­kungs- und Ir­ri­ta­ti­ons­ef­fek­te durch Ab­bil­dun­gen wären nur durch eine em­pi­ri­sche Bil­dungs­for­schung zu klä­ren, die in der la­tei­ni­schen Fach­di­dak­tik über­haupt erst seit we­ni­gen Jah­ren prak­ti­ziert wird, die aus leicht er­klär­ba­ren Grün­den für die Fach­di­dak­tik Grie­chisch aber nicht exis­tiert.
3   Auch nicht das in die­ser Hin­sicht be­wusst ge­gen­läu­fi­ge und des­halb mit Ab­bil­dun­gen deut­lich spar­sa­me­re La­tein­lehr­werk Aus­pi­cia (3 Bde., ab 2005 im ei­gens dafür ge­grün­de­ten La­tein-Buch-Ver­lag Lap­pers­dorf pu­bli­ziert).
4   Aus ur­he­ber­recht­li­chen Grün­den wird auf die Wie­der­ga­be der be­spro­che­nen Ab­bil­dun­gen ver­zich­tet. Sie las­sen sich je­doch durch die Sei­ten­an­ga­ben pro­blem­los in den be­tref­fen­den Lehr­wer­ken fin­den.
5   In der Frage „ad-hoc-Il­lus­tra­tio­nen oder an­ti­ke Ori­gi­na­le?“ schei­nen die Au­to­ren von Comes (Ol­den­bourg, ab 2008) eine ge­ziel­te Ent­schei­dung ge­trof­fen zu haben: Zu den la­tei­ni­schen Lek­ti­ons­tex­ten tre­ten aus­schließ­lich ei­gens ge­fer­tig­te, co­mi­car­ti­ge Il­lus­tra­tio­nen, wäh­rend Ab­bil­dun­gen von Kunst­wer­ken oder Gebrauchsgegen­ständen den Sei­ten mit deut­schen Sach­t­ex­ten vor­be­hal­ten sind.
6   Er ist nicht selbst­ver­ständ­lich, wie ein Blick in das im eng­lisch­spra­chi­gen Raum wohl sehr er­folg­rei­che Werk Athen­aze, An In­tro­duc­tion to An­ci­ent Greek zeigt (mir liegt Book 1 in der „Spe­cial U K Re­vi­sed Edi­ti­on“, New York/Ox­ford 1995 vor). Zu jeder Lek­ti­on gibt es ei­gens er­stell­te SW-Zeich­nun­gen (von Ca­the­ri­ne Blume), die sich an an­ti­ken Va­sen­bil­dern ori­en­tie­ren, aber oft di­rekt auf den Lek­ti­ons­text be­zo­ge­ne Si­tua­tio­nen zei­gen und mit die­sem sogar durch grie­chi­sche Bild­bei­schrif­ten ver­bun­den sind.
7   Von Ro­then­burg S. 193. Gleich­zei­tig sol­len die Texte im Sprach­lehr­buch mit ad-hoc-Il­lus­tra­tio­nen ver­se­hen wer­den, die den Text ent­schlüs­seln hel­fen oder eine Er­war­tungs­hal­tung auf­zu­bau­en er­lau­ben.
8   Er­hel­lend und an­re­gend dazu Clau­de Bérard, Jean-Pier­re Ver­nant et al., Die Bil­der­welt der Grie­chen. Schlüs­sel zu einer „frem­den“ Kul­tur, übers. v. Ur­su­la Stur­ze­negger, Mainz 1985
9     In die­ser Hin­sicht sind Ab­bil­dun­gen von Ori­gi­na­len auch nicht in jedem Fall durch neu­ge­schaf­fe­ne ad-hoc-Il­lus­tra­tio­nen er­setz­bar, wie das von Ro­then­burg mit Ver­weis auf seine Comic-Aus­ga­be von Cae­sars Bel­lum Hel­ve­ti­cum (Klett 1992) sug­ge­riert, denn deren Bild­spra­che ist Aus­prä­gung einer gänz­lich an­de­ren Kul­tur.
10   Hans-Joa­chim Glück­lich, La­tein­un­ter­richt. Di­dak­tik und Me­tho­dik, Göt­tin­gen 1978, S. 169-170: „Ar­chäo­lo­gie und Kunst­ge­schich­te sind also nicht pri­mär als Mo­ti­va­ti­ons­för­de­rer, son­dern im Sinne der text­prag­ma­ti­schen und der in­ter­pre­ta­to­ri­schen Ar­beit ein­zu­set­zen.“ Vgl. dazu Ste­phan Kipf, Alt­sprach­li­cher Un­ter­richt in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, Bam­berg 2006, S. 275-280.
11   Karl-Heinz Nie­mann, „Ar­chäo­lo­gi­sche Bild­do­ku­men­te als Im­pul­se zum Text­ver­ständ­nis“, in: An­re­gung. Zeit­schrift für Gym­na­si­al­päd­ago­gik 34, Heft 6, 1988, S. 370-382; – Bernd Wie­de­mann, „In­for­ma­ti­ve Bil­der. Was sie kön­nen, wie man sie di­dak­tisch nut­zen und wie man sie nicht ver­wen­den soll­te“, in: AU 33, Heft 1+2, 1990, S. 44-50; – Chris­toph  Die­sel­kamp, „Das Bild als Hilfe beim De­ko­die­ren“, in: AU 33, Heft 1+2, 1990, S. 51-55; – Marie-Luise Bothe, „Text­be­zo­ge­ner Ein­satz von Ab­bil­dun­gen im Lehr­buch“, in: AU 37, Heft 1, 1994, S. 86-89; –  Re­na­te Pie­cha, Vi­sua­li­sie­rung im La­tein­un­ter­richt. Rea­li­en­kun­de und Re­zep­ti­ons­do­ku­men­te in Lehr­buch- und Lek­tü­re­pha­se, Frank­furt a. M. 1994.
12   Nach Plut­arch, Pyr­rhus-Vita, Kap. 14, p. 390-391.
13   Z. B. das Miss­ver­ständ­nis, Pyr­rhus meine mit „σχολὴν ἄξομεν πολλὴν καὶ πίνοντες ἀλλήλους εὐφρανοῦμεν“ ein ge­wöhn­li­ches Sauf­ge­la­ge unter sieg­rei­chen Er­obe­rern.
14   Für die Lek­tü­re phase ist dies Ver­fah­ren be­reits in zwei an­re­gen­den fach­di­dak­ti­schen Pu­bli­ka­tio­nen dar­ge­legt wor­den: Jens God­ber Han­sen, „Die Blen­dung des Po­ly­phem. Ein Bei­spiel zur Funk­ti­on des Bil­des im Grie­chisch­un­ter­richt“, in: AU 29, Heft 3, 1986, S. 61-74; – Rein­hard Bode, „Früh­grie­chi­sche ly­ri­sche Texte im Ver­gleich mit zeit­ge­nös­si­schen Bild­wer­ken“, in: AU 45, Heft 5, 2002, 43-50.
15   Laut dem Leh­rer­band zum Kant­ha­ros (Stutt­gart: Klett 1983), S. 12 ge­hört der Kou­ros zu den Bil­dern, „die stär­ker zum Nach­den­ken auf­for­dern, sei es auch nur durch den Ort, an dem sie im Buch er­schei­nen. Was hat der at­ti­sche Jüng­ling mit Tha­les und Ana­xi­man­der zu tun?“ Viel­leicht dies, dass bei­des Zeug­nis­se für das da­ma­li­ge ver­tief­te, grund­sätz­li­che Nach­den­ken über das Wesen der Dinge, ein­mal der Welt, ein­mal des Men­schen sind. Ein sol­cher Bezug blie­be aber reich­lich ge­sucht.
16   Noch schlim­mer: Die Ab­bil­dung mit ihrer Bei­schrift hat ein­mal einen Schü­ler dazu ver­lei­tet, Ar­chi­loch­os „um 2300 v. Chr.“ zu da­tie­ren.
17   Diese weit­ver­brei­te­te Un­tu­gend wird ge­le­gent­lich ge­ra­de­zu als Not­wen­dig­keit aus­ge­wie­sen: „Eine Ab­bil­dung ohne Er­läu­te­rung ist nutz­los!“ (Fer­di­nand Stef­fan, in: Forum Clas­si­cum 2005, Heft 4, S. 283).
18   Mar­tin Esper, „Die Grie­chi­sche Kunst im grie­chi­schen Sprach­un­ter­richt“, in: Alte Spra­chen in Rhein­land-Pfalz und im Saar­land 25, Heft 1, 1979, S. 3-6.
19   Für Va­sen­bil­der gibt es eine um­fang­rei­che Da­ten­bank des Beaz­ley-Ar­chi­ve, Ox­ford:
http://​www.​beaz­ley.​ox.​ac.​uk/​xdb/​ASP/​de­fault.​asp
20   Hilf­reich jetzt Pa­trick Scholl­mey­er, Ein­füh­rung in die an­ti­ke Iko­no­gra­phie, Darm­stadt 2012.
21   Sinn­vol­ler­wei­se ist das Pro­blem rö­mi­scher Ko­pi­en aus­ge­spart. Dies kann bei der ein­ge­hen­den Be­spre­chung mit Schü­lern ja be­nannt wer­den.
22   Für die­sen Zweck ist die Aus­beu­te an rund­plas­ti­schen Stand­bil­dern (ohne Büs­ten) knapp aus­rei­chend: Bd. 1, S. 28 (Kleo­bis und Biton, 600 v. Chr.), S. 44 (Pe­plos-Kore, 530 v. Chr.), S. 65 (Zeus-Sta­tue des Phidi­as, Re­kon­struk­ti­on), S. 66 (Zeus­tem­pel in Olym­pia, Ost­gie­bel, 470 v. Chr.), S. 72 (Do­ry­pho­ros, 440 v. Chr., ein­schließ­lich einer Pro­por­ti­ons­zeich­nung mit Be­we­gungs­ach­sen), S. 85 (Wa­gen­len­ker aus Del­phi, nur Kopf, 475 v. Chr.), S. 107 (Zeus­tem­pel in Olym­pia, Aus­schnitt aus dem West­gie­bel, um 460 v. Chr.); – Bd. 2, S. 14 (De­mosthe­nes-Sta­tue nach Po­ly­euk­tes, 320/280 v. Chr.), S. 41 (Jüng­ling in der Tu­ni­ka, aus Si­zi­li­en), S. 64 (Lao­koon, 50 v. Chr.), S. 67 (Kalb­trä­ger, 570 v. Chr.; Ka­rya­ti­den), S. 81 (Ty­ran­nen­mör­der, 477 v. Chr.), S. 102 (Pan und Daph­nis, 2. Jh. v. Chr.), S. 108 (Ai­gi­ne­ten, 490 v. Chr.). Dazu kommt aus dem eben­falls be­bil­der­ten Ar­beits­heft 1, S. 9 noch der bron­ze­ne Zeus/Po­sei­don von Eu­boia (490 v. Chr.).
23   Diese wird in Xenia S. 51 durch Ge­gen­über­stel­lung der Aris­ti­on-Grab­s­te­le mit ihrer far­bi­gen Re­kon­struk­ti­on ver­an­schau­licht. Vgl. zum Thema all­ge­mein den Auss­stel­lung­ka­ta­log von Vin­zenz Brink­mann et al. (Hrsg.), Bunte Göt­ter. Die Far­big­keit an­ti­ker Skulp­tur, Mün­chen 2010 (zu­erst 2004).

 

wei­ter mit Va­sen­ma­le­rei