Rollenkarten
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
- Um die einzelnen S möglichst schnell mit einer möglichen Perspektive auf Sokrates vertraut zu machen, wurde das Prinzip der Rollenkarte gewählt, wie es manchen S etwa aus Fantasy-Rollenspielen bekannt sein dürfte. Möglichst klare Prinzipien erlauben hier eine schnelle Orientierung. Kriterien für die Auswahl und Ausgestaltung der Rollen waren:
- eine möglichst große Vielfalt – von eindeutigen Gegnern über neutrale oder unentschiedene Personen bis zu Freunden und Familienmitgliedern;
- die ‚Anschlussfähigkeit‘ der Rollen, d.h. die jeweilige Rolle erlaubt reizvolle Konstellationen und Interaktionen mit anderen Beteiligten;
- eine weitestgehende historische Authentizität einerseits, aber gestalterische Freiheit innerhalb des historisch nicht Widerlegbaren auf der anderen Seite mit einer Reihe fiktiver Rollen. Das bedeutet, dass auch historisch unsichere, aber reizvolle Konstellationen genutzt wurden, z. B. wurde Leon von Salamis mit dem erfolgreichen demokratischen Kommandeur gleichgesetzt (Rollenkarte 16 zum fiktiven Bruder Chremon) 1 ; die Verbindung der „Kakodaimonistai“ (Rollenkarten 17-20), deren Umtriebe historisch belegt sind 2 , zu Sokrates ist nicht nachweisbar, aber hermeneutisch sehr ergiebig: Denn an diesen spätpubertären Provokateuren kann deutlich werden, welch explosive gesellschaftliche Gemengelage durch jugendliches Aufbegehren und philosophische Neugier im Kontakt zu Sokrates entstanden sein könnte.
1 Vgl. W. J. McCoy 1975: The Identity of Leon, AJPh 96 (1975) S. 187-199.
2 Lysias fr. 143 = fr. V 2 Gernet-Bizos (= Athenaios 12,551f); dazu Graf 2000, S. 122. Über die Person des Dithyrambendichters Kinesias wurde das Treiben der „Kakodaimonistai“ darüber hinaus mit dem der vergleichbaren Hetairie der „Triballoi“ vermengt, „die sich nach einem als wild und grausam verschrienen Thrakerstamm benannten[; sie] gewannen ihren Nervenkitzel aus dem Verzehr von Weihgaben, welche den Mächten des Totenreiches dargebracht worden waren und daher für Lebende als ungenießbar galten (Ps.-Demosthenes 54,39)“ (a.a.O.) (zu den Hekataia vgl. Johnston 1999, S. 60f. mit Anm. 9). In diesem Fall liegt der einzige nachweisliche Anachronismus vor, da Kinesias, der sowohl bei den „Triballoi“ als auch bei den „Kakodaimonistai“ eine führende Rolle hatte, zum Zeitpunkt der Anklage gegen Sokrates bereits an die 50 gewesen sein muss und seine ‚Jugendsünden‘ also bereits weit zurücklagen.
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