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Sachanalyse des Textausschnittts

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

  1. sprachliche Aspeke:

    Folgende Phänomene dürften den Ss. schwer fallen:
    • Partizipialkonstruktionen (Part. coniunctum; substantiviertes Partizip; Gen.abs.)
    • Gebrauch des Optativs und der Partikel ἄν
    • Bedingungsgefüge (ἐάν m. Konjunktiv)
    • iterativer Konjunktiv
    • substantivierter Infinitiv (ἐπὶ τῷ δικαίως χρῆσθαι)
    • Akk. der Beziehung
    • ὥστε mit Inf.
    • χρῆσθαι mit Dativ.

  2. inhaltliche Aspekte:

    Gorgias geht von der empirischen Beobachtung aus, dass bei Sachfragen oft nicht der Experte (er wählt das Beispiel des Arztes) überzeugt, sondern der Redner. Auf diese Weise erlangt die Rhetorik ein Monopol in der Meinungsbildung, indem ein rhetorisch Geschulter über alle Themen vor jedem Publikum (457a) wirkungsvoller sprechen kann als die jeweiligen Fachvertreter. Daraus folgt aber, dass die Rhetorik nicht mehr kontrollierbar ist und sie die Qualität eines Kampfmittels, einer Waffe erlangt, die ja in ihrer Effektivität auch nur schwer zu kontrollieren ist. Gorgias verlagert nun die Verantwortung für alles, was mit der Rhetorik durchgesetzt und bewirkt werden kann, auf den jeweiligen Ausübenden. Die Rhetoriklehrer, also Leute wie er, tragen keine Verantwortung, denn es herrsche die stillschweigende Vereinbarung, dass der Rhetorikschüler rechtmäßigen Gebrauch von der erworbenen Fähigkeit zu machen habe.

    Gorgias macht auf wichtige Aspekte der politischen und gesellschaftlichen Kommunikation aufmerksam, die auch heute noch ein Problem darstellen. Vor allem zwei Aspekte sind wichtig: wer bestimmt die öffentliche Diskussion: derjenige mit der höchsten fachlichen oder derjenige mit der höchsten kommunikativen Kompetenz? Die Politik mit ihren Gremien oder dieser oder jener Sachverständigenrat? Der zweite problematische Punkt ist die amoralische Rhetorik-Definition des Gorgias. Die Rhetorik sei etwas wie eine Waffe, das man ungebunden für alle Ziele einsetzen könne. Die moralische Frage, die über die Ziele entscheidet, wird von ihm auf den Anwender verlagert, aber nicht näher diskutiert. Vor allem stellt sich die Frage, woher diese Moral kommen soll und wie die nahezu unumschränkte Macht der Rhetorik von ihr begrenzt werden kann.

 


Lernstandsdiagnosen und Binnendifferenzierung in der Kursstufen-Lektüre:
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