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Die Be­herr­schung der Masse durch Odys­seus

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Sach­ana­ly­se

Odys­seus geht im Ge­gen­satz zu Aga­mem­non rhe­to­risch sehr ge­schickt vor, und es lässt sich eine durch­dach­te Stra­te­gie er­ken­nen. Seine Rede ist klar ge­glie­dert: a) 284-290 Vor­wür­fe an die Ach­ai­er; b) 291-297 Ver­ständ­nis für die Ach­ai­er (Glie­de­rungs­si­gnal: ἦ μὴν); c) 297-302 Auf­for­de­rung zum Durch­hal­ten (Glie­de­rungs­si­gnal: ἀλλὰ); d) 303-Schluss: Er­zäh­lung vom Kal­chas-Ora­kel.

Be­tont wird Aga­mem­non als Herr­scher an­ge­re­det; seine Stel­lung wird an­er­kannt, um das Ver­hal­ten der Ach­ai­er dazu im Ge­gen­satz ne­ga­tiv zu be­wer­ten. Aga­mem­non ist der le­gi­ti­mier­te An­füh­rer des grie­chi­schen Hee­res; zer­fällt seine Au­to­ri­tät, zer­fällt auch jede Aus­sicht, den Krieg gegen Troja wei­ter­füh­ren zu kön­nen. Dann wäre alles bis­her Ge­leis­te­te um­sonst, und für Odys­seus gäbe es keine Mög­lich­keit, Ruhm zu er­lan­gen.

Odys­seus wen­det wei­te­re Mit­tel an, das Ver­hal­ten der Ach­ai­er zu kri­ti­sie­ren. Der Su­per­la­tiv (285) be­tont die Un­ver­schämt­heit der Ach­ai­er. Fer­ner ap­pel­liert Odys­seus an die Eide und ver­gleicht das Ver­hal­ten der Ach­ai­er mit dem von Kin­dern und Frau­en. Er übt je­doch nicht nur Kri­tik, son­dern er zeigt auch Ver­ständ­nis für die Not der Ach­ai­er. Ent­schei­dend ist je­doch vor allem, dass Odys­seus es ver­mag, den Ach­ai­ern wie­der ein Ge­mein­schafts­ge­fühl zu ver­mit­teln und sie an ein ge­mein­sa­mes und zudem er­reich­ba­res Ziel glau­ben zu las­sen. Dass man sich schon lange um den Kriegs­er­folg be­müht und sich im neun­ten Kriegs­jahr be­fin­det, wird be­wusst er­wähnt. Der Er­folg kann nicht mehr lange auf sich war­ten las­sen. Zudem er­in­nert er an das ge­mein­sa­me Er­leb­nis mit dem Spat­zen­wun­der. Die tat­säch­li­che Dauer wird dabei ver­wischt: χθιζά τε καὶ πρωίζ' (303): Odys­seus ver­ge­gen­wär­tigt etwas lange Ver­gan­ge­nes so, dass die Zu­hö­rer über die tat­säch­li­che Zeit­span­ne hin­weg­ge­täuscht wer­den und wie­der den Zau­ber des von Op­ti­mis­mus ge­tra­ge­nen An­fangs in sich spü­ren.

Die Rede des Odys­seus setzt die Modi funk­tio­nal pas­send ein. Es fin­den sich viele Im­pe­ra­ti­ve als un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung an die Grie­chen. Der Kon­junk­tiv er­scheint (299) als un­ge­wis­se Er­war­tung an die Zu­kunft. Am An­fang und am Ende steht je­doch der In­di­ka­tiv. Der Ist -Zu­stand wird be­schrie­ben, und die Er­in­ne­rung an das Wun­der soll als wir­kungs­mäch­ti­ge Rea­li­tät seine Wir­kung auf die Zu­hö­rer ent­fal­ten.

 


Un­ter­richts­mo­del­le zur För­de­run­gen der per­so­na­len Kom­pe­ten­zen bei der In­ter­pre­ta­ti­ons­ar­beit: Her­un­ter­la­den [doc][623 KB]

 

wei­ter mit Si­tua­ti­on