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L 30: My­thos und Rea­li­tät

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

My­thos – Hel­las L. 30

Die Auf­ga­ben zu die­ser Lek­ti­on neh­men die Frage der Glaub­wür­dig­keit des My­thos auf, wie sie be­reits in Lek­ti­on 12 the­ma­ti­siert wurde. Der be­son­de­re Wert die­ser Lek­ti­on liegt darin, dass die S ver­ste­hen ler­nen: Wie konn­ten an­ti­ke Men­schen die un­glaub­li­chen Ge­schich­ten des My­thos ak­zep­tie­ren, ob­wohl Ver­gleich­ba­res in ihrer rea­len Le­bens­welt nicht zu be­ob­ach­ten war? – Eine mög­li­che Ar­gu­men­ta­ti­ons­stra­te­gie bie­tet Pau­sa­ni­as in sei­nen Über­le­gun­gen zur Wer­wolfs­a­ge in Ar­ka­di­en.

Zum Ver­ständ­nis der Text­prag­ma­tik üben sich die S zu­nächst darin, die zeit­li­che Struk­tur zu ver­ste­hen, die dem Text zu­grun­de liegt. Denn nur davon aus­ge­hend kön­nen sie die dif­fe­ren­zier­te Po­si­ti­on her­aus­ar­bei­ten, wel­che Pau­sa­ni­as zu den ar­ka­di­schen Er­zäh­lun­gen von den Wer­wöl­fen ein­nimmt. Auf­bau­end auf der Auf­ga­be in Lek­ti­on 12 (Be­stim­mung der Mei­nung des Au­tors Pau­sa­ni­as aus dem Text) sol­len die S nun selbst ver­su­chen, eine mög­li­che Be­grün­dung des Au­tors zu fin­den, näm­lich für die Un­glaub­wür­dig­keit einer fort­ge­setz­ten Ver­wand­lung von Op­fern­den in Wer­wöl­fe.

Mög­li­che Ar­gu­men­te aus S-Sicht wären: Pau­sa­ni­as kann kei­nen Au­gen­zeu­gen für die­ses Ge­sche­hen aus­fin­dig ma­chen – über­haupt ist es un­glaub­wür­dig, dass sich ein Mensch in ein Tier ver­wan­delt – etc.

Nach der Lek­tü­re des Pau­sa­ni­as-Tex­tes sol­len die S mit dem L die Plau­si­bi­li­tät ihrer Vor­schlä­ge für eine mög­li­che Be­grün­dung durch den Autor dis­ku­tie­ren (Auf­ga­be 4). Hier soll­te deut­lich wer­den, dass für Pau­sa­ni­as das Ar­gu­ment, Ver­wand­lun­gen seien prin­zi­pi­ell un­glaub­wür­dig, nicht ge­gol­ten haben kann; denn der Autor hält es ja, wie be­reits im Lek­ti­ons­text deut­lich wird, prin­zi­pi­ell für mög­lich, dass Men­schen sich in Göt­ter, aber auch an­de­re Ge­stal­ten ver­wan­deln – aber eben nur in fer­ner Ver­gan­gen­heit, nicht mehr in sei­ner Ge­gen­wart. Das Un­ter­richts­ge­spräch kann der L zum An­lass neh­men, um auf das an­ti­ke Mo­dell eines ge­schicht­li­chen Ver­falls hin­zu­wei­sen, das Pau­sa­ni­as si­cher im Hin­ter­kopf hatte: Auf das gol­de­ne Zeit­al­ter er­folgt ein all­mäh­li­cher Ab­stieg bis zur gott­fer­nen Ge­gen­wart. Wich­tig ist es, an die­ser Stel­le Pau­sa­ni­as’ Wahr­heits­kri­te­ri­en zu er­ar­bei­ten, näm­lich das Alter des My­thos in Ver­bin­dung mit der Plau­si­bi­li­tät (ἐκ παλαιοῦ – εἰκός – Z. 7). Bei der Ein­tra­gung in die „Lern­kar­te“ soll­te an Lek­ti­on 12 er­in­nert wer­den, wo Pau­sa­ni­as im Hin­blick auf die Mau­ern in Ti­ryns auch mit der Plau­si­bi­li­tät ar­gu­men­tiert. Eine all­ge­mei­ne Dis­kus­si­on dar­über, wie Men­schen auch heute noch un­glaub­wür­di­ge Ge­schich­ten in ihre ra­tio­na­le Le­bens­welt in­te­grie­ren, kann sich an­schlie­ßen.

Erst durch den Zu­satz­text wird die Vor­stel­lung von Wer­wöl­fen kom­plet­tiert, die sich aus tie­ri­scher auch wie­der in mensch­li­che Ge­stalt zu­rück­ver­wan­deln kön­nen. Daran schließt Auf­ga­be 5a an. Mit der Auf­ga­be 5b wird be­wusst eine al­ter­na­ti­ve Zu­gangs­mög­lich­keit zur The­ma­tik ge­ge­ben, um den in­di­vi­du­el­len Stär­ken der S ge­recht zu wer­den:

Auf­ga­be 5a er­mög­licht einen eher ko­gni­ti­ven Zu­gang, der den Blick für das kul­tur­über­grei­fen­de Phä­no­men der The­ri­an­thro­pie und die damit ver­bun­de­ne Fas­zi­na­ti­on von Misch­we­sen (Vor­be­rei­tung auf Hel­las L. 44) lie­fert. Dar­über hin­aus übt die­ser Auf­ga­ben­typ die ra­tio­na­lis­ti­sche Er­klä­rung my­tho­lo­gi­scher Mo­ti­ve.

Auf­ga­be 5b er­laubt den künst­le­risch be­gab­ten S einen ei­ge­nen Zu­gang zum Thema und be­rei­tet zu­gleich auf die in der fol­gen­den Lek­ti­on be­han­del­te Fra­ge­stel­lung nach den be­son­de­ren Schwie­rig­kei­ten der bild­ne­ri­schen Um­set­zung von My­then vor. Im Falle des Ly­kaon­ge­sche­hens stellt sich das spe­zi­fi­sche Pro­blem, ein Ver­wand­lungs­ge­sche­hen in einer sta­ti­schen Szene fest­zu­hal­ten.

Zur Aus­wer­tung der fünf­ten Auf­ga­be ist eine klei­ne Aus­stel­lung denk­bar, in der die S ihre Er­geb­nis­se prä­sen­tie­ren.

 


L 30: My­thos und Rea­li­tät: Her­un­ter­la­den [doc][373 KB]

L 30: My­thos und Rea­li­tät: Her­un­ter­la­den [pdf][577 KB]

 

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