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L 50: Rationalistische Mythenerklärung 2

Mythos – Hellas L. 50

Die Aufgaben zum Lektionstext bauen auf dem in L. 44 erworbenen Verständnis einer rationalistischen Mythenerklärung auf: Dort sollten die S Alternativen zu den bereits von Palaiphatos gefundenen Erklärungen finden. In der vorliegenden Lektion sollen sie selbstständig spekulieren und als Hausaufgabe eine ausformulierte rationalisierte Version des Mythos im Sinne des Autors aufschreiben. – Als Handreichung für den L ist auf der folgenden Seite die vollständige Version des Palaiphatos angehängt.
In der Auswertungsphase der Folgestunde sollten die S sich in Zweier- bis Vierergruppen ihre Versionen vorstellen und die ihrer Meinung nach gelungenste anschließend der gesamten Lerngruppe vorstellen. Entscheidend dabei ist, dass die S selbst Kriterien benennen, aufgrund derer sie ihren jeweiligen ‚Sieger‘ gekürt haben. Zum einen können diese Kriterien für künftige Schreibaufträge herangezogen werden. Zum anderen werden durch dieses objektivere Verfahren persönliche Faktoren der Sympathie und Antipathie in ihrer Wirkung eingeschränkt, um so gezielter personale und soziale Kompetenzen zu fördern.

Handreichung für den Lehrer: Text des Palaiphatos in voller Länge

3 Περὶ Σπαρτῶν 3 Die Spartoi (»Ausgesäten«)

Λόγος τις ἀρχαῖος λέγει ὡς ὁ Κάδμος ὄφιν ἀποκτείνας καὶ ἐκλέξας τοὺς ὀδόντας ἔσπειρεν ἐν τῇ ἰδίᾳ γῇ· ἔπειτα ἐξέφυσαν ἄνδρες τε καὶ ὅπλα. εἰ δὲ τοῦτο ἦν ἀληθές, οὐδεὶς ἀνθρώπων ἄλλο τι ἂν ἔσπειρεν ἢ ὀδόντας ὄφεων· καὶ εἰ μὴ ἐν ἄλλῃ γῇ ἐφύετο, ἀλλ᾽ οὖν τέως ἐν ἐκείνῃ τῇ γῇ ἐσπείρετο, ἐν ᾗ καὶ πρώην ἐφύετο.
Τὸ ἀληθὲς οὖν ἐστι τοῦτο. Κάδμος ἀνὴρ τὸ γένος Φοῖνιξ ἀφίκετο εἰς Θήβας, πρὸς τὸν ἀδελφὸν Φοίνικα ἁμιλλησόμενος περὶ τῆς βασιλείας. ἦν δὲ βασιλεὺς τότε Θηβῶν Δράκων Ἄρεως παῖς, ἔχων ἄλλα τε πολλὰ ὅσα βασιλεύς, καὶ δὴ καὶ ὀδόντας ἐλεφάντων. τοῦτον ὁ Κάδμος ἀποκτείνας αὐτὸς ἐβασίλευσεν· οἱ δὲ φίλοι τοῦ Δράκοντος ἐπολέμουν αὐτῷ, καὶ οἱ παῖδες αὐτοῦ συνέστησαν τῶι Κάδμῳ. οἱ οὖν φίλοι τοῦ Δράκοντος, ἐπεὶ ἥττονες ἐγένοντο τῇ μάχῃ, ἁρπάσαντες τὰ χρήματα τοῦ Κάδμου καὶ τοὺς ἐλεφαντίνους ὀδόντας κειμένους ἐν τῷ ἱερῷ, ᾤχοντο φεύγοντες εἰς τὴν οἰκείαν· ἄλλοι δὲ ἀλλαχῆ διεσπάρησαν, οἱ μὲν εἰς τὴν Ἀττικήν, οἱ δὲ εἰς τὴν Πελοπόννησον καὶ Φωκίδα καὶ Λοκρίδα. ἐντεῦθεν ὁρμώμενοι ἐπολέμουν τοῖς Θηβαίοις, καὶ ἦσαν ἀργαλέοι πολεμισταί, ὁμόγλωσσοι ὄντες καὶ ἐπιστάμενοι τὰ χωρία.

Ἐπεὶ οὖν τοὺς ὀδόντας διαρπάσαντες ἔφυγον, ταῦτα ἔλεγον οἱ πολῖται· «τοιαῦτα κακὰ ἡμᾶς ὁ Κάδμος εἰργάσατο Δράκοντα ἀποκτείνας· ἐκ γὰρ τῶν ἐκείνου ὀδόντων πολλοὶ καὶ ἀγαθοὶ ἄνδρες γενόμενοι σπαρτοὶ καταγωνίζονται ἡμᾶς.» τούτου τοῦ πράγματος ἀληθινοῦ γενομένου ὁ μῦθος προσανεπλάσθη.

Eine alte Sage erzählt, dass Kadmos eine Schlange getötet, deren Zähne ausgerissen und auf dem eigenen Land ausgesät habe [die Form σπαρτοί leitet sich vom Verb σπείρειν »säen, verstreuen« ab]; dann seien Männer und Waffen daraus gewachsen. Wenn dies wahr wäre, so würde doch kein Mensch etwas anderes als Schlangenzähne aussäen; und wenn sie nicht auf anderem Land wüchsen, so würde er sie doch auf jenem Land säen, auf dem sie auch vorher wuchsen.
Die Wahrheit ist vielmehr folgende: Kadmos, dem Geschlecht nach ein Phönizier, kam nach Theben, um mit seinem Bruder Phoinix um die [Erlangung der] Königsherrschaft zu konkurrieren. König von Theben war damals Drakon, der Sohn des Ares; neben vielen anderen Dingen, die ein König hat, besaß er auch Elefantenzähne. Diesen tötete Kadmos und trat selbst die Königsherrschaft an. Die Freunde Drakons aber führten Krieg gegen ihn, denn auch seine Söhne standen Kadmos zur Seite. Weil die Freunde des Kadmos nun in der Schlacht unterlagen, raubten sie das Geld des Kadmos und auch die Elefantenzähne, die im Heiligtum lagen und flohen eilends in ihre Heimat; alle zerstreuten sich [die Form διέ-σ παρ σαν leitet sich wie die σπαρτοί vom Verbum simplex σπείρειν »säen, verstreuen« ab] in verschiedene Richtungen, die einen nach Attika, die anderen auf die Peloponnes, nach Phokis und nach Lokris. Von dort brachen sie auf und führten Krieg gegen die Thebaner, und sie waren schreckliche Gegner, da sie eine gemeinsame Sprache hatten und das Gelände kannten.
Als sie nun nach dem Raub der Zähne geflohen waren, sagten die Bürger Folgendes: »Solche Übel hat uns Kadmos verursacht, indem er Drakon getötet hat; aus seinen Zähnen sind viele treffliche Männer entstanden und kämpfen verstreut gegen uns.« Zu diesem wahren Geschehen wurde der Mythos hinzugedichtet.

Übersetzung und Anmerkungen Matthias Sänger

 


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