Zur Hauptnavigation springen [Alt]+[0] Zum Seiteninhalt springen [Alt]+[1]

Arbeitsblatt

Mythos – Hellas L 9 – A: Schreibauftrag

Produktive Aufgabe zum Text:
Der Mythos berichtet genauer: Theseus verbannt seinen Sohn und verflucht ihn bei Poseidon, welcher der göttliche Vater des Theseus ist. Prompt ereilt den Hippolytos die Strafe seines Großvaters Poseidon. Er verunglückt beim Verlassen des Landes mit seinem Wagen an der Küste: Weil Poseidon ein Meeres-Ungeheuer schickt, scheuen die Pferde, und der junge Mann verfängt sich in den Zügeln, stürzt vom Wagen und wird von seinen Pferden über den Strand geschleift. Erst nachdem das Unglück geschehen ist, enthüllt Artemis dem Vater Theseus die Wahrheit. Anschließend wird der sterbende Hippolytos von Dienern auf einer Bahre zu seinem Vater gebracht.

Gestalte einen Dialog, den Theseus nun mit seinem sterbenden Sohn führt.

Achtet dabei auf folgende Kriterien:

  • Die wesentlichen Elemente des bisherigen Handlungsverlaufs sind berücksichtigt.
  • Die Gefühle der Beteiligten werden sichtbar und verständlich.
  • Die Sprache ist dem Ernst der schrecklichen Situation angemessen.
  • Durch die Sprache wird das Alter und das Verhältnis der Personen sichtbar.
  • Achte darauf, wie der sterbende Sohn und sein Vater voneinander scheiden.
  • Wenn Du möchtest, kannst Du Regieanweisungen zur Bewegung der Personen, zu passenden Requisiten oder auch weitere stumme Rollen einbauen. Du solltest Dein in Lektion 8 erworbenes Wissen zur griechischen Theaterpraxis einbauen. Achte vor allem darauf , dass das von Dir gestaltete Ende auf einer griechischen Theaterbühne möglich ist.

OPTIONAL: Wählt die Eurer Meinung nach beste Version aus und spielt diese vor!

Mythos – Hellas L 9 – A: Vergleich

Euripides, Hippolytos Stephanephoros‘ (‚H. der Kranzträger‘; 428 v. Chr. aufgeführt)

Vergleicht Eure Version mit dem Gespräch, das Vater und Sohn am Ende der Tragödie des Dichters Euripides führen. – Was bewirkt das Auftreten der Göttin Artemis?

Hippolytos wird von seinen Dienern auf einer Bahre getragen

   

Ach! Ach!
Ich Elender, ins Verderben gestürzt wurde ich vom ungerechten Vater
Durch ungerechte Prophezeiungen!

1350  

Verloren bin ich elender, weh mir.
Durch mein Haupt stürmen Qualen
Und in meinem Hirn wütet Schmerz.
Halt! Dem ermatteten Körper will ich Ruhe vergönnen.
[…]

1355  

O verhasstes Pferdegespann, von meiner eigenen
Hand genährt,
Durch mich hast du Verderben gebracht, hast du getötet.
Weh, weh! Bei den Göttern, sanft, ihr Diener,
rührt mit der Hand an den entstellten Leib.

1360  

Wer trat an meine rechte Seite?
Hebt mich behutsam, legt mich vorsichtig
Mich Unglückseligen, verflucht
Durch des Vaters Versehen! Zeus, Zeus, siehst du das?
Ich hier, der ich fromm die Götter verehrt,

1365  

Ich hier, der ich alle an Mäßigung übertraf,
Steige vor aller Augen in die Tiefe des Hades hinab,
Nachdem ich mein Leben verloren habe; vergebens
mühte ich mich um Frömmigkeit
gegenüber den Menschen.

1370  

Ach, ach!
Nun fällt es mich wieder an, Schmerz, oh Schmerz –
an die Diener Lasst mich, ihr Unseligen, –
Und der Tod, der heilende, möge mich ereilen.
Tötet, vernichtet mich Unseligen!

1375  

Ich begehre das zweischneidige Schwert,
Um die Brust zu durchbohren
Und mein Leben im Schlaf [des Todes] zu betten.
Oh unseliger Fluch meines Vaters!
Von fluchbedeckten alten Ahnen,         

1380  

Den Stammvätern geht aus
das Übel,
Was kam es denn über mich, den,
Der an keinem Übel schuldig war?
Ach weh, weh mir.

1385  

Was sage ich? Wie soll ich mein Leben hier dem
unerbittlichen Schmerz entreißen? Oh dass mich
Unseligen doch rettete die
schwarze Notwendigkeit des nächtlichen Hades.

1390 Artemis  Unglückseliger, in welches Unglück bist du versunken!
Dein edler Sinn hat dich vernichtet.
  Hipp Ah! Hauch des göttlichen Odems; denn selbst unter Schmerzen habe ich deine Gestalt erkannt und fühlt‘ ich Erleichterung;
An diesem Ort weilt die Göttin Artemis.
  Ar Unglücklicher, sie ist es, deine liebste Göttin.
1395 Hipp Siehst du, Herrin, wie es mir Armem geht?
  Ar   Ich sehe es, aber darf nicht weinen.
  Hipp  Dein Jagdgenosse und Diener ist dahin.
  Ar     Ja dahin; doch auch im Scheiden bist du lieb mir.
  Hipp          Dein Rosselenker und Wächter deiner Götterbilder.
1400 Art           Denn Kypris ( Aphrodite ), die tückische, hat es so ersonnen.
  Hipp          Weh mir; nun erkenne ich die Gottheit, die mich vernichtet hat.
  Art           Mir neidete sie Ehre, dem Maßvollen ( = Hippolytos ) grollte sie.
  Hipp  Uns drei hat vernichtet, nun sehe ich’s, Kypris.
  Art  Den Vater, dich und als drittes seine Ehefrau.
1405 Hipp  So beklage ich auch meines Vaters Missgeschick.
  Art    Durch dieser Göttin Ränke wurde er getäuscht.
  Hipp Ach du unglücklicher Vater, der dies Unglück erfuhr.
  Theseus  Ich bin dahin, mein Kind, mir schwand des Lebens Freude.
  Hipp          Mehr dich als mich beklage ich ob deines Fehlers.
1410 Th        Könnte ich doch nur an deiner Stelle, mein Kind, tot sein.
  Hipp  Oh, bitter sind die Geschenke deines Vaters Poseidon.
  Th      Wäre der Fluch 1 niemals über meinen Mund gekommen.
  Hipp     Ach was! Du hättest mich auch so getötet, so zornig wie du warst.
  TH  Denn getäuscht waren wir von göttlichem Wahn.
1415 Hipp Weh!  Könnte doch das Geschlecht der Sterblichen die Götter verfluchen!
  Artemis Freitext
1445 Hipp Weh! Schon sinkt auf die Augen mir das Dunkel.
Nimm mich, Vater und richte mich auf!
  Th     Weh mir, mein Kind; Was tust du mir Unseligem an?
  Hipp  Ich bin schon tot und sehe schon die Pforten der Unterwelt.
  Th  Und lässt meine Hand schuldbefleckt zurück?
  Hipp  Nicht doch, denn ich spreche dich des Mordes frei.
1450 Th     Was sagst du da? Von der Blutschuld sprichst du mich frei?
  Hipp  Die pfeilbewehrte Artemis ruf ich als Zeugin dafür an.
  Th    Mein Liebster, welch edlen Sinn zeigst du gegenüber dem Vater!
  Hipp   Von solcher Art erflehe echte Söhne dir.
  Th    Weh welch eine edle und gute Gesinnung du hast.
1455 Hipp   So lebe wohl du, lebe mir vielmals wohl, mein Vater.
  Th Verlass mich jetzt nicht, mein Sohn, sei tapfer!
  Hipp   Mein Kampf ist ausgekämpft; denn  ich sterbe, Vater.
Hülle schleunigst mein Gesicht ins Gewand.
1460 Th    Oh Stadt Athen, Pallas‘ hochberühmte Burg,
Welch ein Mann ist euch geraubt! Oh ich Unseliger!
Wie oft werde ich, Kypris, an dein Unheil denken!
    ÜS Matthias Sänger

 


1   Gemeint ist der an Poseidon gerichtete Fluch, mit dem Theseus indirekt den Tod des Hippolytos herbeigeführt hat.

 

L 9: Textproduktion 1 – Mythos und Ritual 1 – Mythos im Bild 1:
Herunterladen [doc][1,3 MB]

L 9: Textproduktion 1 – Mythos und Ritual 1 – Mythos im Bild 1:
Herunterladen [pdf][1,1 MB]

 

weiter mit Mythos und Ritual