Zur Haupt­na­vi­ga­ti­on sprin­gen [Alt]+[0] Zum Sei­ten­in­halt sprin­gen [Alt]+[1]

Schwie­rig­kei­ten, Al­ter­na­ti­ven, Chan­cen

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Ein unter „Ab­lauf“ an­ge­spro­che­nes Pro­blem ist, dass die S durch die Rol­len­kar­ten Vor­in­for­ma­tio­nen er­hal­ten, die erst im Laufe der Lek­tü­re der „Apo­lo­gie“ the­ma­ti­siert wer­den. Um diese Schwie­rig­keit zu um­ge­hen, wäre al­ter­na­tiv denk­bar, die Rol­len­kar­ten als Leer­for­mu­la­re zu ver­ge­ben, auf denen zu­nächst nur Name, At­tri­bu­te und evtl. Beruf an­ge­ge­ben sind, so dass die S erst nach und nach ihre Rolle kom­plet­tie­ren. Die Kar­ten könn­ten dann auch der Er­geb­nis­si­che­rung die­nen und bei­spiels­wei­se das kon­ven­tio­nel­le Ta­fel­bild er­set­zen. – Al­ler­dings ent­stün­de damit das neue Pro­blem, dass erst nach län­ge­rer Lek­tü­re­pha­se erste Spiel­sze­nen mög­lich wür­den – der Reiz des un­be­fan­ge­nen spon­ta­nen Spiels von An­be­ginn ent­fie­le.

Ein mög­li­cher Ein­wand gegen das hier vor­ge­stell­te Rol­len­spiel ist die Zeit­knapp­heit im Vor­lauf des Gra­e­cums: Da die vor­ge­schla­ge­nen Spiel­sze­nen teil­wei­se sehr kurz sind und ohne auf­wän­di­ge Vor­be­rei­tung durch die S um­ge­setzt wer­den sol­len, hält sich der Zeit­auf­wand in Gren­zen. Zudem lässt sich die In­ter­pre­ta­ti­on, wie sie im Un­ter­richts­ge­spräch oder we­ni­ger leh­rer­zen­trier­ten For­men statt­fin­det, zu einem gro­ßen Teil in das Rol­len­spiel ver­la­gern, wel­ches hier sei­nen her­me­neu­ti­schen Mehr­wert ent­fal­tet. Die Er­pro­bung im Un­ter­richt zeigt, dass dar­über hin­aus durch den hand­lungs­ori­en­tier­ten An­satz eine große Nach­hal­tig­keit im Ler­nen er­reicht wer­den kann. So war die Wir­kung des So­kra­tes auf junge ‚Re­vo­luz­zer‘ wie die re­bel­li­schen „Ka­ko­dai­mo­nis­tai“ für viele S so ein­drück­lich, dass sie in der münd­li­chen Gra­e­cums­prü­fung sehr genau be­schrei­ben konn­ten, worin der „ver­derb­li­che“ Ein­fluss des Phi­lo­so­phen auf die Ju­gend his­to­risch be­stan­den haben könn­te.

Be­son­ders er­gie­big und reiz­voll für die In­ter­pre­ta­ti­on sind – auch nach Aus­sa­ge der S – un­er­war­te­te Kon­stel­la­tio­nen und In­ter­ak­tio­nen, denen die Lehr­per­son ge­nü­gend Raum geben soll­te: So emp­fah­len bei­spiels­wei­se ‚Gor­gi­as‘ und ‚Prot­ago­ras‘ dem jun­gen ‚Mele­tos‘ in einer ‚Agora‘-Si­tua­ti­on nach dem Pro­zess so­gleich eine Kar­rier­re als Po­li­ti­ker – selbst­ver­ständ­lich nicht, ohne dass die­ser vor­her eine Aus­bil­dung bei einem So­phis­ten ge­nos­sen habe.

Si­cher die größ­te Schwie­rig­keit für S be­steht – zumal in der Un­si­cher­heit der Pu­ber­tät – darin, tat­säch­lich in eine Rolle zu schlüp­fen und diese auch durch­zu­hal­ten. Die­sem Pro­blem, in dem zu­gleich die spe­zi­fi­sche Chan­ce des hier vor­ge­schla­ge­nen Un­ter­richts­kon­zep­tes für die per­so­na­le Ent­wick­lung der ein­zel­nen S liegt, soll­te man durch klei­ne Vor­übun­gen aus dem Fun­dus der Thea­ter­päd­ago­gik be­geg­nen. 1 Der Ein­satz von ein­fa­chen At­tri­bu­ten und die klare Rol­len­zeich­nung er­leich­tern das Hin­ein­fin­den in eine Rolle und deren Durch­hal­ten; so fiel es in der Er­pro­bung dem hin­ken­den Le­an­d­ros (Rol­len­kar­te 8) oder dem al­ko­hol- und spiel­süch­ti­gen Anai­ti­os (Rol­len­kar­te 9) be­son­ders leicht, ins Spiel ein­zu­tau­chen.

Al­ter­na­tiv ist es na­tür­lich auch vor­stell­bar, ein­zel­ne Spiel­an­läs­se in Schreib­auf­trä­ge um­zu­wan­deln, um so die Hemm­schwel­le zur Prä­sen­ta­ti­on ei­ge­ner Ideen zu sen­ken.

Das reich­hal­ti­ge Rol­len­re­per­toire er­laubt even­tu­ell auch eine Ver­wen­dung für an­de­re pla­to­ni­sche Dia­lo­ge, doch hier lie­gen noch keine prak­ti­schen Er­fah­run­gen vor.

 


1   Zur Ein­füh­rung sehr zu emp­feh­len sind Johns­to­ne 2006 und Ders./Ta­bo­ri/Schrey­er 2010 mit vie­len in­struk­ti­ven Übun­gen; vgl. auch „Übun­gen“ unter „Per­so­na­le und so­zia­le Kom­pe­ten­zen auf Stu­di­en­fahr­ten“.

 

Ein­füh­rung und Li­te­ra­tur: Her­un­ter­la­den [doc][70 KB]

Ein­füh­rung und Li­te­ra­tur: Her­un­ter­la­den [pdf][275 KB]

 

wei­ter mit Li­te­ra­tur / In­ter­net