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Ver­tie­fungs- und Er­wei­te­rungs­mög­lich­kei­ten

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

I. Wei­te­rer Text zur Rhe­to­rik aus Pla­ton, Phaidros

Pla­ton, Phaidros 272d-273c

 

παντάπασι γάρ , καὶ κατ ἀρχὰς εἴπομεν τοῦδε τοῦ λόγου , ὅτι οὐδὲν ἀληθείας μετέχειν δέοι […], τὸν μέλλοντα ἱκανῶς ῥητορικὸν ἔσεσθαι . τὸ παράπαν γὰρ οὐδὲν ἐν τοῖς δικαστηρίοις τούτων ἀληθείας μέλειν οὐδενί , ἀλλὰ τοῦ πιθανοῦ · τοῦτο δ εἶναι τὸ εἰκός , δεῖν προσέχειν τὸν μέλλοντα τέχνῃ ἐρεῖν . οὐδὲ γὰρ αὐτὰ < τὰ > πραχθέντα δεῖν λέγειν ἐνίοτε , ἐὰν μὴ εἰκότως πεπραγμένα , ἀλλὰ τὰ εἰκότα , ἔν τε κατηγορίᾳ καὶ ἀπολογίᾳ , καὶ πάντως λέγοντα τὸ δὴ εἰκὸς διωκτέον εἶναι , πολλὰ εἰπόντα χαίρειν τῷ ἀληθεῖ · τοῦτο γὰρ διὰ παντὸς τοῦ λόγου γιγνόμενον τὴν ἅπασαν τέχνην πορίζειν . […]

ἐάν τις ἀσθενὴς καὶ ἀνδρικὸς ἰσχυρὸν καὶ δειλὸν συγκόψας , ἱμάτιον τι ἄλλο ἀφελόμενος , εἰς δικαστήριον ἄγηται , δεῖ δὴ τἀληθὲς μηδέτερον λέγειν , ἀλλὰ τὸν μὲν δειλὸν μὴ ὑπὸ μόνου φάναι τοῦ ἀνδρικοῦ συγκεκόφθαι , τὸν δὲ τοῦτο μὲν ἐλέγχειν ὡς μόνω ἤστην , ἐκείνῳ δὲ καταχρήσασθαι τῷ πῶς δ ἂν ἐγὼ τοιόσδε τοιῷδε ἐπεχείρησα ; δ οὐκ ἐρεῖ δὴ τὴν ἑαυτοῦ κάκην , ἀλλά τι ἄλλο ψεύδεσθαι ἐπιχειρῶν τάχ ἂν ἔλεγχόν πῃ παραδοίη τῷ ἀντιδίκῳ . καὶ περὶ τἆλλα δὴ τοιαῦτ ἄττα ἐστὶ τὰ τέχνῃ λεγόμενα . οὐ γάρ , Φαῖδρε ;

So­kra­tes: Denn al­ler­dings, was wir ja auch beim Be­gin­ne die­ser Be­spre­chung ge­sagt haben, – wer ein tüch­ti­ger Red­ner wer­den wolle, brau­che kei­nes­wegs im Be­sit­ze der Wahr­heit zu sein […]. Denn bei den Ge­rich­ten be­küm­me­re man sich durch­aus nichts um die Wahr­heit hier­in, son­dern nur um das Über­re­dungs­kräf­ti­ge. Die­ses aber sei das Wahr­schein­li­che, wor­auf also der, wel­cher kunst­mä­ßig reden wolle, seine Auf­merk­sam­keit rich­ten müsse. Denn im Ge­gen­teil, manch­mal dürfe er das wirk­lich Ge­sche­he­ne gar nicht in seine Rede auf­neh­men, wenn es näm­lich nicht zu­gleich auf wahr­schein­li­che Weise ge­sche­hen sei, son­dern nur das Wahr­schein­li­che, so­wohl bei einer An­kla­ge als einer Ver­tei­di­gung; und so müsse der Spre­chen­de durch­aus nur die Spur des Wahr­schein­li­chen ver­fol­gen, dem Wah­ren aber viel Glück auf den Weg wün­schen. Denn dass jenes sich durch das Ganze der Rede hin­zie­he, das mache die ganze Kunst aus. […]

Wenn ein Schwa­cher und zu­gleich Tap­fe­rer einen Star­ken und zu­gleich Fei­gen nie­der­ge­schla­gen und ihm den Man­tel oder sonst etwas ge­nom­men hat und nun vor Ge­richt ge­führt wird, so darf ja kei­ner von bei­den das Wahre sagen, son­dern der Feige darf nicht an­ge­ben, dass er von dem Tap­fe­ren al­lein nie­der­ge­schla­gen wor­den sei, die­ser aber muss zwar ent­ge­gen be­haup­ten, dass sie beide al­lein ge­we­sen, dabei aber das gel­tend ma­chen: »Wie hätte ich, wie ich bin, mit die­sem, wie er ist, mich ver­su­chen kön­nen?« Der aber wird ge­wiss seine Schlech­tig­keit nicht ein­ge­ste­hen, son­dern indem er ir­gend­et­was an­de­res zu lügen ver­sucht, dürf­te er sei­nem Geg­ner wohl als­bald eine Ge­gen­be­haup­tung an die Hand geben. Und die­ser Art un­ge­fähr ist auch das, was in an­de­ren Fäl­len kunst­mä­ßig ge­spro­chen wird. Nicht so, o Phaidros?

(Über­set­zung: L. Ge­or­gii)

 

Auf­ga­ben:

  1. Für Pla­ton steht die Rhe­to­rik in be­son­de­rer Span­nung zur Wahr­heit. Nen­nen Sie aus dem grie­chi­schen Text die Ar­gu­men­te, wes­halb das so ist!
  2. Ein Ge­richts­an­walt ist dar­auf an­ge­wie­sen, rhe­to­risch wir­kungs­voll zu spre­chen. Was würde ein An­walt zu die­ser Dar­stel­lung der Rhe­to­rik sagen?

 


Lern­stands­dia­gno­sen und Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung in der Kurs­stu­fen-Lek­tü­re:
Her­un­ter­la­den [doc][1,2 MB]

 

wei­ter mit Über­lei­tung zur „Po­li­teia“ und zur Ide­en­leh­re