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Die Beherrschung der Masse durch Odysseus

Sachanalyse

Odysseus geht im Gegensatz zu Agamemnon rhetorisch sehr geschickt vor, und es lässt sich eine durchdachte Strategie erkennen. Seine Rede ist klar gegliedert: a) 284-290 Vorwürfe an die Achaier; b) 291-297 Verständnis für die Achaier (Gliederungssignal: ἦ μὴν); c) 297-302 Aufforderung zum Durchhalten (Gliederungssignal: ἀλλὰ); d) 303-Schluss: Erzählung vom Kalchas-Orakel.

Betont wird Agamemnon als Herrscher angeredet; seine Stellung wird anerkannt, um das Verhalten der Achaier dazu im Gegensatz negativ zu bewerten. Agamemnon ist der legitimierte Anführer des griechischen Heeres; zerfällt seine Autorität, zerfällt auch jede Aussicht, den Krieg gegen Troja weiterführen zu können. Dann wäre alles bisher Geleistete umsonst, und für Odysseus gäbe es keine Möglichkeit, Ruhm zu erlangen.

Odysseus wendet weitere Mittel an, das Verhalten der Achaier zu kritisieren. Der Superlativ (285) betont die Unverschämtheit der Achaier. Ferner appelliert Odysseus an die Eide und vergleicht das Verhalten der Achaier mit dem von Kindern und Frauen. Er übt jedoch nicht nur Kritik, sondern er zeigt auch Verständnis für die Not der Achaier. Entscheidend ist jedoch vor allem, dass Odysseus es vermag, den Achaiern wieder ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln und sie an ein gemeinsames und zudem erreichbares Ziel glauben zu lassen. Dass man sich schon lange um den Kriegserfolg bemüht und sich im neunten Kriegsjahr befindet, wird bewusst erwähnt. Der Erfolg kann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Zudem erinnert er an das gemeinsame Erlebnis mit dem Spatzenwunder. Die tatsächliche Dauer wird dabei verwischt: χθιζά τε καὶ πρωίζ' (303): Odysseus vergegenwärtigt etwas lange Vergangenes so, dass die Zuhörer über die tatsächliche Zeitspanne hinweggetäuscht werden und wieder den Zauber des von Optimismus getragenen Anfangs in sich spüren.

Die Rede des Odysseus setzt die Modi funktional passend ein. Es finden sich viele Imperative als unmittelbare Aufforderung an die Griechen. Der Konjunktiv erscheint (299) als ungewisse Erwartung an die Zukunft. Am Anfang und am Ende steht jedoch der Indikativ. Der Ist -Zustand wird beschrieben, und die Erinnerung an das Wunder soll als wirkungsmächtige Realität seine Wirkung auf die Zuhörer entfalten.

 


Unterrichtsmodelle zur Förderungen der personalen Kompetenzen bei der Interpretationsarbeit: Herunterladen [doc][623 KB]

 

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