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Bei­spiel für eine Lern­auf­ga­be

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

(Kurs­stu­fe. Ethi­sche Kon­flikt­fäl­le)

Spät­ab­trei­bung – ja oder nein [ 203 ]

Chris­ti­na (35 Jahre) ist seit zwei Jah­ren ver­hei­ra­tet und hat im letz­ten Som­mer ihr ers­tes Kind be­kom­men. Seit ihrem 4. Le­bens­jahr ist sie selbst fast blind, hat aber – mit einem klei­nen Seh­rest - an einer nor­ma­len Schu­le Ab­itur mit Durch­schnitt von 1,0 ge­macht, an­schlie­ßend in Göt­tin­gen evan­ge­li­sche Theo­lo­gie stu­diert und ar­bei­tet als Pfar­re­rin der Lan­des­kir­che, ist al­ler­dings zur­zeit im Er­zie­hungs­ur­laub. Sie wohnt mit ihrem klei­nen Sohn und dem Mann, der auch Pfar­rer ist, im Pfarr­haus, die bei­den tei­len sich nor­ma­ler­wei­se eine Stel­le, wegen ihres Er­zie­hungs­ur­laubs ar­bei­tet ihr Mann zur Zeit 100%.
Nach dem Stu­di­um und dem Vi­ka­ri­at sind sie be­wusst wie­der nach Gos­lar, in ihre Hei­mat­stadt ge­zo­gen, in der auch ihre zwei Jahre jün­ge­re
un­ver­hei­ra­te­te Schwes­ter und ihre – noch sehr rüs­ti­ge – Mut­ter leben, ihr Vater ist vor 2 Jah­ren plötz­lich ge­stor­ben. Die Schwes­ter ar­bei­tet als Grund­schul­leh­re­rin, die Mut­ter war nicht be­rufs­tä­tig, son­dern hat sie wäh­rend ihrer Schul­zeit und ihres Stu­di­ums mit gro­ßem En­ga­ge­ment un­ter­stützt. Die Mut­ter ist fi­nan­zi­ell sehr gut ge­stellt, da sie meh­re­re Miet­ein­nah­men aus meh­re­ren gro­ßen Im­mo­bi­li­en am Ort hat. Ein jün­ge­rer Bru­der (26 Jahre) stu­diert in Ber­lin Wirt­schafts­in­for­ma­tik und lebt dort mit sei­ner Freun­din zu­sam­men. Er be­rei­tet sich ge­ra­de auf die Ab­schluss­prü­fun­gen vor und ist daher nur sel­ten in Gos­lar.
Die Mut­ter und die Schwes­ter sind eben­falls in der Kir­chen­ge­mein­de ver­wur­zelt, Chris­ti­na selbst setzt sich auch neben ihrem Beruf häu­fig mit re­li­giö­sen Fra­gen aus­ein­an­der und nimmt re­gel­mä­ßig an Stil­len Tagen und Ex­er­zi­ti­en teil.
Durch Mo­bi­li­täts­trai­ning und Blin­den­hund ist sie sehr mobil und kann ihre all­täg­li­chen Be­sor­gun­gen bis auf we­ni­ge Aus­nah­men gut al­lei­ne be­wäl­ti­gen.
Als ihr Sohn ge­ra­de ein gutes hal­bes Jahr alt ist, merkt sie, dass sie wie­der schwan­ger ist. Sie ver­zich­tet – wie auch schon bei der ers­ten Schwan­ger­schaft - auf prä­na­tal­dia­gnos­ti­sche Un­ter­su­chun­gen (z.B. zur Fest­stel­lung des Down­syn­droms). Im sieb­ten Schwan­ger­schafts­mo­nat stellt der Arzt fest, dass das un­ge­bo­re­ne Kind, ein Junge, auf­fal­lend klein ist und schickt sie zu wei­te­ren Un­ter­su­chun­gen zu einem Spe­zia­lis­ten. Die­ser dia­gnos­ti­ziert Tri­so­mie 13, ein Gen­de­fekt, der in der Regel zu einer ex­trem kur­zen Le­bens­er­war­tung und zu sehr star­ken Be­hin­de­run­gen führt. Die In­di­ka­ti­on für eine Spät­ab­trei­bung ist ein­deu­tig ge­ge­ben. [ 204 ]


[203] Quel­le: Bei die­sem Fall han­delt es sich um einen kon­kre­ten Fall aus dem pri­va­ten Um­feld, der - unter Ver­wen­dung einer ARD-Do­ku­men­ta­ti­on – an­ony­mi­siert wurde. Es sind hier zwei Bio­gra­phi­en ver­mischt: Die Er­fah­run­gen einer blin­den Frau aus dem pri­va­ten Um­feld und die in der Do­ku­men­ta­ti­on por­trä­tier­te blin­de Frau. (Do­ku­me­na­ti­on: Blind – nicht blöd, ARD. No­vem­ber 2009).
[204] Quel­le: An­ge­li­ka Scholz

 

Was ist kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt?: Her­un­ter­la­den [pdf] [650 KB]