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Kompetenzen und Lernziele

Infobox

Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.

Ein häufig genannter kritischer Einwand gegen das kompetenzorientierte Unterrichten ist der Hinweis, dass man bereits in der auf der Curriculumtheorie basierenden lernzielorientierten Didaktik der 1970er Jahre Lernziele formuliert und damit den Fokus auf den „Output“ der Lehr- /Lernprozesse gerichtet habe. Die Kompetenzorientierung sei also eigentlich nichts „Neues“, sondern lediglich ein neuer Begriff für die Lernziele.
Wie verhalten sich aber nun Kompetenzen zu Lernzielen? Wo liegen Gemeinsamkeiten? Welche Unterschiede kann man erkennen?
Zunächst einmal richten Kompetenzen ebenso wie die Lernziele den Fokus auf die Ergebnisse der Bildungsprozesse. Insofern werden in einem lernzielorientierten Unterricht immer auch Kompetenzen gefördert und weiterentwickelt.
Trotzdem ist ein kompetenzorientierter Unterricht nicht einfach eine neue Version des lernzielorientierten Unterrichts, da sie sich in wesentlichen Punkten unterscheiden und ergänzen. Ein grundlegender Unterschied liegt in den Zielen des Unterrichts: Die Curriculumtheorie geht davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler die nötigen Qualifikationen erwerben, um vorhersehbare Lebenssituationen zu bewältigen [115] , in der kompetenzorientierten Didaktik hingegen erwerben sie Kompetenzen, um offene, nicht festgelegte Anforderungssituationen adäquat lösen zu können. [116] Ein weiterer Unterschied ist die Bedeutung der Lernwege: Während in Entwürfen der Curriculumtheorie neben den Lernzielen auch die Lernwege detailliert festgelegt werden sollten, ermöglicht der kompetenzorientierte Unterricht mehrere Wege zum Ziel, die die Lehrkraft gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ja nach den konkreten Gegebenheiten vor Ort auswählen und gestalten kann. [117]
Darüber hinaus entwickelt die lernzielorientierte Didaktik verschiedene Ebenen von Zielen (z.B. Richtziele, Grobziele, Feinziele), so dass für eine Unterrichtsstunde in der Regel mehrere Lernziele ausgewiesen werden, die in den einzelnen Unterrichtsschritten erreicht werden und operationalisierbar sind. [118] Kompetenzen hingegen werden nicht in einer einzelnen Stunde erworben, sondern der Kompetenzaufbau geschieht langfristig und kumulativ, nicht selten auch im Zusammenspiel mehrerer Fächer. Ferner sind Kompetenzen nicht auf einzelne Kompetenzbereiche (wie z.B. der personalen Kompetenz) beschränkt, sondern entstehen im Zusammenspiel von Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen, während die Lernzieldidaktik bewusst einzelne kognitive, affektive und psychomotorische Lernziele unterscheidet und differenziert ausweist. [119]
Der kompetenzorientierte Unterricht ist nun aber nicht das Ende der Lernziele. Vielmehr wird es in der Unterrichtspraxis darum gehen, den Kompetenzaufbau langfristig zu planen und für die Unterrichtspraxis Teilkompetenzen (oder auch Lernziele) zu formulieren. Wenn die Schülerinnen undSchüler beispielsweise den zentralen christlichen Festen die Ursprungsgeschichten zuordnen können (Standards 5/6) sollen, müssen sie über folgende Teilkompetenzen verfügen:

  • Sie kennen die wesentlichen christlichen Feste
  • Sie kennen die Ursprungsgeschichten.
  • Sie können Ursprungsgeschichten und christliche Feste in Verbindung bringen.
  • Sie können Feste und die jeweiligen Ursprungsgeschichten zusammenhängend darstellen.
An diesen Teilkompetenzen erkennt man, dass sie sich jeweils auch als Lernziele für eine oder mehrere Unterrichtsstunden eignen. Kompetenzorientierter Unterricht kann also auf Lernziele nicht verzichten, wenn er den Kompetenzaufbau systematisch fördern möchte. [120]

[115] Vgl. Adam, Lehrpläne des Religionsunterrichts, in: Adam/ Lachmann, Religionspädagogisches Kompendium, S. 199.
[116] Vgl. Schmoll, „Kompetenzorientierung“, in: „Fast wie im richtigen Leben…“, S: 5.
[117] Vgl. Schmoll, „Kompetenzorientierung“, in: „Fast wie im richtigen Leben…“, S: 5.
[118] Vgl. Adam, Lehrpläne des Religionsunterrichts, in: Adam/ Lachmann, Religionspädagogisches Kompendium, S. 204.
[119] Vgl. Adam, Lehrpläne des Religionsunterrichts, in: Adam/ Lachmann, Religionspädagogisches Kompendium, S. 207.
[120] Rupp macht in seinem Vortrag vom 18.2.2011 zu Recht darauf aufmerksam, dass einzelne Standards des Bildungsplans 2004 für den evangelischen Religionsunterricht eigentlich eher Lernziele als komplexe Kompetenzen sind. Dies dürfte auch auf einzelne Standards für den katholischen Religionsunterricht zutreffen.

 

Was ist kompetenzorientierter Religionsunterricht?: Herunterladen [pdf] [650 KB]