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Ge­sprächs­re­geln

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

M2.2 Über den Islam spre­chen – mit Mus­li­men spre­chen

Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung

Im­pul­se zur sprach­li­chen Ein­übung und Re­fle­xi­on über das Spre­chen in der An­fangs­pha­se einer Un­ter­richts­ein­heit zum Dia­log zwi­schen Chris­ten und Mus­li­men kön­nen den Schü­le­rin­nen und Schü­lern hel­fen, sich ihrer Kennt­nis­se, Fä­hig­kei­ten und Hal­tun­gen ge­gen­über dem Islam und zur ei­ge­nen Tra­di­ti­on, in der sie, auch wenn es ihnen nicht ex­pli­zit be­wusst ist, ste­hen, be­wusst zu wer­den. Dabei er­öff­nen sich für den Un­ter­richt (Pla­nungs-) Mög­lich­kei­ten, so­wohl an der in­ter­kul­tu­rel­len als auch an der in­ter­re­li­giö­sen Kom­pe­tenz zu ar­bei­ten.

Bevor Ein­zel­ele­men­te der an­de­ren Kul­tur und Re­li­gi­on be­ar­bei­tet wer­den, kann an­satz­wei­se der Per­spek­ti­ven­wech­sel schon be­wusst ge­macht wer­den: Ich werde im Blick des An­de­ren mit einer re­li­giö­sen Her­kunft ver­bun­den; ich sehe beim An­de­ren Dinge, die mir fremd sind. Dies er­mög­licht grund­sätz­lich den Schritt, An­er­ken­nung und Re­spekt ge­gen­über dem Frem­den als an­ge­mes­se­ne Hal­tung an­zu­se­hen und die ei­ge­ne kul­tu­rel­le Be­dingt­heit zu er­ken­nen und an­zu­er­ken­nen. Na­tür­lich ist mit die­ser an­fäng­li­chen Ein­sicht noch keine Hand­lungs­fä­hig­keit ge­ge­ben, die sich in kon­kre­ten Si­tua­tio­nen be­währt.

Wird in der An­fangs­pha­se der Un­ter­richts­ein­heit zu­nächst die Frage des Spre­chen über die Re­li­gi­on ge­stellt, kann dies den Schü­le­rin­nen und Schü­lern den fol­gen­den Schritt zum Spre­chen mit Gläu­bi­gen der an­de­ren Re­li­gi­on er­leich­tern und auf das dafür not­wen­di­ge Takt­ge­fühl (Em­pa­thie) hin­wei­sen.

 

Un­ter­richts­bei­spiel

For­mu­lie­rung von Re­geln für das Spre­chen über die ei­ge­ne Re­li­gi­on und für das Spre­chen über die an­de­re Re­li­gi­on

Die Leh­re­rin/der Leh­rer kon­fron­tiert die Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit fol­gen­dem Im­puls:

„Bevor wir über ein­zel­ne Fra­gen und Pro­ble­me mit der an­de­ren Re­li­gi­on ins Ge­spräch kom­men, soll­ten wir zu­sam­men über­le­gen, wel­che Vor­aus­set­zun­gen ge­ge­ben sein müs­sen, damit ein sol­ches Ge­spräch ge­lingt. Wir müs­sen damit rech­nen, dass wir auch nach un­se­rer Re­li­gi­on ge­fragt wer­den. Es geht also nicht nur darum, wie wir über die frem­de Re­li­gi­on spre­chen, son­dern auch, wie wir über un­se­re Re­li­gi­on, die Re­li­gi­on, die un­se­ren Kul­tur­kreis ge­prägt hat, spre­chen.“

Die Lehr­per­son soll­te keine in­halt­li­chen Vor­ga­ben ma­chen, son­dern die Schü­le­rin­nen und Schü­ler selbst­stän­dig in Klein­grup­pen an der For­mu­lie­rung von Ge­sprächs­re­geln und ihrer Be­grün­dung ar­bei­ten las­sen. An­schlie­ßend wer­den die Vor­schlä­ge ge­sich­tet und ge­sam­melt. Sie kön­nen in spä­te­ren Pha­sen des Un­ter­richts immer wie­der zum Be­zugs­punkt ge­nom­men wer­den.

Mög­li­che Er­geb­nis­se könn­ten so aus­se­hen:

Re­geln für das Spre­chen über die ei­ge­ne Re­li­gi­on:

  • nicht an­ge­ben
  • sie nicht schlecht ma­chen
  • Ver­ständ­nis für die Re­li­gi­on we­cken
  • nicht über­re­den wol­len

Re­geln für das Spre­chen über die frem­de Re­li­gi­on:

  • nicht be­lei­di­gen
  • Ach­tung vor der Re­li­gi­on haben
  • keine Vor­ur­tei­le ver­brei­ten
  • nichts Fal­sches be­haup­ten
  • Ge­mein­sam­kei­ten su­chen

Sind die Er­geb­nis­se der Schü­ler sehr knapp oder zei­gen sie nicht die er­war­te­te Wert­ori­en­tie­rung, ist dies ein wich­ti­ges Indiz für den Leh­rer über die Aus­gangs­la­ge in der Lern­grup­pe. In die­sem Fall gilt es Ge­duld zu haben und den Schü­lern zu­zu­trau­en, auf sich an­schlie­ßen­de Im­pul­se hin selbst­stän­di­ge Lern­schrit­te zu ma­chen.

Ge­ra­de im zu­letzt ge­schil­der­ten Fall könn­te es ein wei­ter­füh­ren­der Schritt sein zu fra­gen: Wie redet ei­gent­lich die ka­tho­li­sche Kir­che über den Islam oder über an­de­re Re­li­gio­nen? Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler könn­ten sich dazu z.B. mit einem kur­zen Aus­zug aus Nos­tra ae­ta­te (NA) (II. Va­ti­ka­ni­schen Kon­zil) aus­ein­an­der­set­zen. „Zeit der Freu­de“ 5/6 und „Mit­ten­drin“ 2 bie­ten dazu den fol­gen­den Aus­zug („Zeit der Freu­de“ unter der Fra­ge­stel­lung „Wie soll­ten Chris­ten und Mus­li­me mit­ein­an­der um­ge­hen?“. In „Mit­ten­drin“ 2 ist das Zitat etwas län­ger):

„Mit Hoch­ach­tung be­trach­tet die Kir­che auch die Mus­lim, die den al­lei­ni­gen Gott an­be­ten, den le­ben­di­gen und in sich sei­en­den, barm­her­zi­gen und all­mäch­ti­gen, den Schöp­fer Him­mels und der Erde, der zu den Men­schen ge­spro­chen hat. Sie mühen sich, auch sei­nen ver­bor­ge­nen Rat­schlüs­sen sich mit gan­zer Seele zu un­ter­wer­fen, so wie Abra­ham sich Gott un­ter­wor­fen hat, auf den der is­la­mi­sche Glau­be sich gerne be­ruft. … Da es je­doch im Lauf der Jahr­hun­der­te zu man­chen Zwis­tig­kei­ten und Feind­schaf­ten zwi­schen Chris­ten und Mus­lim kam, er­mahnt die Hei­li­ge Syn­ode alle, das Ver­gan­ge­ne bei­sei­te zu las­sen, sich auf­rich­tig um ge­gen­sei­ti­ges Ver­ste­hen zu be­mü­hen und ge­mein­sam ein­zu­tre­ten für Schutz und För­de­rung der so­zia­len Ge­rech­tig­keit, der sitt­li­chen Güter und nicht zu­letzt des Frie­dens und der Frei­heit für alle Men­schen.“ (NA 3)

 

Ge­sprächs­re­geln: Her­un­ter­la­den [doc] [33 KB]

Ge­sprächs­re­geln: Her­un­ter­la­den [pdf] [80 KB]