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Beispiel für eine Lernaufgabe

(Kursstufe. Ethische Konfliktfälle)

Spätabtreibung – ja oder nein [ 203 ]

Christina (35 Jahre) ist seit zwei Jahren verheiratet und hat im letzten Sommer ihr erstes Kind bekommen. Seit ihrem 4. Lebensjahr ist sie selbst fast blind, hat aber – mit einem kleinen Sehrest - an einer normalen Schule Abitur mit Durchschnitt von 1,0 gemacht, anschließend in Göttingen evangelische Theologie studiert und arbeitet als Pfarrerin der Landeskirche, ist allerdings zurzeit im Erziehungsurlaub. Sie wohnt mit ihrem kleinen Sohn und dem Mann, der auch Pfarrer ist, im Pfarrhaus, die beiden teilen sich normalerweise eine Stelle, wegen ihres Erziehungsurlaubs arbeitet ihr Mann zur Zeit 100%.
Nach dem Studium und dem Vikariat sind sie bewusst wieder nach Goslar, in ihre Heimatstadt gezogen, in der auch ihre zwei Jahre jüngere
unverheiratete Schwester und ihre – noch sehr rüstige – Mutter leben, ihr Vater ist vor 2 Jahren plötzlich gestorben. Die Schwester arbeitet als Grundschullehrerin, die Mutter war nicht berufstätig, sondern hat sie während ihrer Schulzeit und ihres Studiums mit großem Engagement unterstützt. Die Mutter ist finanziell sehr gut gestellt, da sie mehrere Mieteinnahmen aus mehreren großen Immobilien am Ort hat. Ein jüngerer Bruder (26 Jahre) studiert in Berlin Wirtschaftsinformatik und lebt dort mit seiner Freundin zusammen. Er bereitet sich gerade auf die Abschlussprüfungen vor und ist daher nur selten in Goslar.
Die Mutter und die Schwester sind ebenfalls in der Kirchengemeinde verwurzelt, Christina selbst setzt sich auch neben ihrem Beruf häufig mit religiösen Fragen auseinander und nimmt regelmäßig an Stillen Tagen und Exerzitien teil.
Durch Mobilitätstraining und Blindenhund ist sie sehr mobil und kann ihre alltäglichen Besorgungen bis auf wenige Ausnahmen gut alleine bewältigen.
Als ihr Sohn gerade ein gutes halbes Jahr alt ist, merkt sie, dass sie wieder schwanger ist. Sie verzichtet – wie auch schon bei der ersten Schwangerschaft - auf pränataldiagnostische Untersuchungen (z.B. zur Feststellung des Downsyndroms). Im siebten Schwangerschaftsmonat stellt der Arzt fest, dass das ungeborene Kind, ein Junge, auffallend klein ist und schickt sie zu weiteren Untersuchungen zu einem Spezialisten. Dieser diagnostiziert Trisomie 13, ein Gendefekt, der in der Regel zu einer extrem kurzen Lebenserwartung und zu sehr starken Behinderungen führt. Die Indikation für eine Spätabtreibung ist eindeutig gegeben. [ 204 ]


[203] Quelle: Bei diesem Fall handelt es sich um einen konkreten Fall aus dem privaten Umfeld, der - unter Verwendung einer ARD-Dokumentation – anonymisiert wurde. Es sind hier zwei Biographien vermischt: Die Erfahrungen einer blinden Frau aus dem privaten Umfeld und die in der Dokumentation porträtierte blinde Frau. (Dokumenation: Blind – nicht blöd, ARD. November 2009).
[204] Quelle: Angelika Scholz

 

Was ist kompetenzorientierter Religionsunterricht?: Herunterladen [pdf] [650 KB]