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G8 im Jahre 2011

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.


Wer vor 10 Jah­ren Ab­itur ge­macht hat und nun seine ehe­ma­li­ge Schu­le wie­der be­tritt, er­kennt oft das Ge­bäu­de und die At­mo­sphä­re kaum wie­der. Wo vor 10 Jah­ren noch die Schü­le­rin­nen und Schü­ler häu­fig in tris­ten Be­ton­bau­ten aus den 70er Jah­ren von 8 bis 13 Uhr (und manch­mal auch nach­mit­tags) un­ter­rich­tet wur­den und da­nach mög­lichst schnell nach Hause woll­ten, trifft man nun auf an­spre­chend ge­stal­te­te Lern- und Auf­ent­halts­be­rei­che, in denen Schü­le­rin­nen und Schü­ler ge­mein­sam ler­nen und ar­bei­ten oder ei­gen­stän­dig re­cher­chie­ren, und fin­det häu­fig ein reich­hal­ti­ges Be­treu­ungs­an­ge­bot in der Mit­tags­pau­se und bis weit in den Nach­mit­tag vor.

Die Schul­re­form ist an der Basis an­ge­kom­men: Die meis­ten Schu­len sind Ganz­tags­schu­len mit Mit­tags­ver­pfle­gung und Frei­zeit­an­ge­bo­ten, bie­ten För­der­un­ter­richt an, Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen en­ga­gie­ren sich in der Eva­lua­ti­on oder ar­bei­ten in Steue­rungs­grup­pen mit. Auch der Un­ter­richt hat sich ver­än­dert. Prä­sen­ta­tio­nen, GFS, Me­tho­den­trai­ning, Schul- und Kern­cur­ri­cu­lum ge­hö­ren selbst­ver­ständ­lich zum Schul­all­tag, und auch das Schlag­wort der Schul­re­form 2004 „ von der Input zur Out­put-Ori­en­tie­rung “ prägt die Un­ter­richts­pra­xis: Die Lehr­kräf­te rich­ten den Blick immer stär­ker auf das, was die Schü­le­rin­nen und Schü­ler am Ende einer Un­ter­richts­se­quenz wirk­lich kön­nen, auf das, was von dem er­ar­bei­te­ten Stoff real „hän­gen ge­blie­ben“ ist. Mehr als in frü­he­ren Jah­ren füh­len sie sich in der Ver­ant­wor­tung für den real er­ziel­ten Lern­er­folg, für das, was die Schü­le­rin­nen und Schü­ler am Ende wirk­lich kön­nen.

Aber das G8 ist so um­strit­ten, dass die grün-rote Lan­des­re­gie­rung in ihrem Ko­ali­ti­ons­ver­trag den Schu­len die Mög­lich­keit er­öff­net, in einem Schul­ver­such G8 und G9 ne­ben­ein­an­der ein­zu­füh­ren [1] . Die Pro­ble­me des acht­jäh­ri­gen Bil­dungs­gangs wer­den auch sie­ben Jahre nach sei­ner Ein­füh­rung nicht nur in den Leh­rer­zim­mern son­dern auch in den Me­di­en immer noch dis­ku­tiert. In einem Brief an seine Toch­ter Marie, stellt Hen­nig Su­ße­bach in der Zeit vom 26.5.2011 die Frage „ Warum müs­sen Fünft­kläss­ler sonn­tags büf­feln statt Freun­de zu tref­fen? Wes­halb die­ser Un­sinn? [2] und schil­dert den All­tag sei­ner elf­jäh­ri­gen Toch­ter, der nur von Pau­ken und Stress ge­prägt ist und in dem Spie­len und Hob­bies kei­nen Platz mehr zu haben schei­nen.
Wie die­ser Vater stöh­nen Schü­le­rin­nen und Schü­ler, Leh­re­rin­nen und Leh­rer in ganz Deutsch­land über Nach­mit­tags­un­ter­richt und Stoff­fül­le, be­kla­gen das sinn­lo­se Pau­ken für „Ab­fra­ge­ar­bei­ten“ mit Un­men­gen an Stoff, der aus­wen­dig ge­lernt wer­den muss. Eine Re­duk­ti­on des Stoffs habe nicht statt­ge­fun­den, lau­tet der Vor­wurf in der Pres­se, die Schu­le wäre noch mehr als im G9 ein Art „Nürn­ber­ger Trich­ter“. Ei­gent­lich hät­ten die Leh­re­rin­nen und Leh­rer le­dig­lich den Stoff auf 8 Jahre ver­teilt und wür­den ge­nau­so wei­ter un­ter­rich­ten, wie sie es seit lan­gen Jah­ren tun wür­den – auf Kos­ten der Schü­le­rin­nen und Schü­ler…
Aber auch für Leh­re­rin­nen und Leh­rer aller Fä­cher ist das G 8 Stress. Man­che von ihnen be­kla­gen, dass vor allem in Kern­fä­chern jetzt In­hal­te in viel kür­ze­rer Zeit ver­mit­telt wer­den müss­ten und dass „ sie zu­sätz­lich dazu, dass sie den Stoff jetzt in kür­ze­rer Zeit ma­chen müs­sen, auch noch das ganze kom­pe­tenz­ori­en­tier­te Zeug ma­chen müss­ten … Prä­sen­tie­ren, Re­cher­che und so wei­ter …. Das ist nicht zu schaf­fen …

Stimmt dies auch für das Fach Re­li­gi­on? Muss man „ zu­sätz­lich zu dem Stoff noch das ganze kom­pe­tenz­ori­en­tier­te Zeug ma­chen? “ Sind Me­tho­den­trai­ning, Pla­ka­te, GFS und Prä­sen­ta­tio­nen wirk­lich das, was mit „kom­pe­tenz­ori­en­tier­tem Ler­nen“ ge­meint ist? Reicht es, den Blick auf den „Out­put“, also die Lern­er­geb­nis­se der Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu rich­ten?
Oder ist kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Un­ter­richt noch mehr? Eine noch stär­ker ver­än­der­te Un­ter­richts­kul­tur?


[1] Vgl. Ko­ali­ti­ons­ver­trag der grün-roten Lan­des­re­gie­rung, Mai 2011,
http://​www.​grue­ne-​bw.​de/​fi­lead­min/​gru­e­n­ebw/​da­tei­en/​Koa​liti​onsv​ertr​ag-​web.​pdf

[2] Su­ße­bach, Hen­nig: Liebe Marie, in: Die Zeit vom 26.5.2011, Down­load unter:
http://​www.​zeit.​de/​2011/​22/​DOS-​G8

Was ist kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt?: Her­un­ter­la­den [pdf] [779 KB]