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Über­prü­fung des Lern­er­folgs

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Klas­sen­ar­bei­ten sind und blei­ben für die Lehr­kräf­te eben­so wie für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler die wich­tigs­te Form der Leis­tungs­be­wer­tung. Gleich­zei­tig be­schrän­ken sie sich häu­fig auf die fach­lich- in­halt­li­che Di­men­si­on und haben sich in ihrer kon­kre­ten Ge­stal­tung im Schul­all­tag in den letz­ten Jah­ren nur wenig wei­ter­ent­wi­ckelt. [ 169 ]
Be­trach­tet man die oben dar­ge­stell­te ver­än­der­te Lern- und Un­ter­richts­kul­tur in einem kom­pe­ten­zen­ori­en­tier­ten Re­li­gi­ons­un­ter­richt, er­ge­ben sich zwei we­sent­li­che Kon­se­quen­zen: Zum einen müs­sen sich die For­mu­lie­run­gen der Auf­ga­ben än­dern. Die in Klas­sen­ar­bei­ten häu­fig ver­wen­de­ten W-Fra­gen müss­ten – wie in den EPA – durch Ope­ra­to­ren er­setzt wer­den, die Re­pro­duk­ti­on von Un­ter­richts­stoff müss­te zu­guns­ten von Auf­ga­ben­stel­lun­gen aus den ver­schie­de­nen­An­for­de­rungs­ebe­nen re­du­ziert wer­den. Dar­über hin­aus soll­ten Auf­ga­ben auch die Ge­le­gen­heit bie­ten, im Laufe der ver­gan­ge­nen Schul­jah­re er­wor­be­nes Grund­wis­sen zu in­te­grie­ren. [ 170 ]
Neben die­ser ver­än­der­ten Auf­ga­ben­kul­tur er­gibt sich aus der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung des Un­ter­richts eine wei­te­re Ver­än­de­rung der Auf­ga­ben in Klas­sen­ar­bei­ten. Wenn der Un­ter­richt nach Mög­lich­keit von der kon­kre­ten Le­bens­welt der Schü­le­rin­nen und Schü­ler und – so­weit vor­han­den – von kon­kre­ten An­for­de­rungs­si­tua­tio­nen aus­geht, liegt es nahe, dass dies auch bei der Leis­tungs­mes­sung der Fall sein soll­te. Auf­ga­ben in Klas­sen­ar­bei­ten könn­ten also – ganz oder teil­wei­se - von kon­kre­ten (evtl. le­bens­na­hen) Pro­blem­stel­lun­gen aus­ge­hen, für deren Be­wäl­ti­gung die im Un­ter­richt er­wor­be­nen fach­li­chen, me­tho­di­schen und evtl. auch so­zia­len Kom­pe­ten­zen be­nö­tigt wer­den. Dies könn­ten zum Bei­spiel ak­tu­el­le Er­eig­nis­se (Pres­se­be­rich­te, Fotos etc.), Ka­ri­ka­tu­ren etc. sein. So wäre es denk­bar, den Schü­le­rin­nen und Schü­lern die Be­richt­er­stat­tung über ein kon­kre­tes Er­eig­nis vor­zu­le­gen und sie zu bit­ten, einen Le­ser­brief zu schrei­ben, der aus der Sicht des christ­li­chen Glau­bens Stel­lung zu dem Er­eig­nis be­zieht. [ 171 ] Bei jün­ge­ren Schü­le­rin­nen und Schü­lern könn­te die Klas­sen­ar­beit aus der Be­wäl­ti­gung einer (fik­ti­ven) Si­tua­ti­on be­ste­hen.
Hier­bei ist na­tür­lich dar­auf zu ach­ten, dass alle An­for­de­rungs­ebe­nen be­rück­sich­tigt wer­den und auch die un­te­ren An­for­de­rungs­ebe­nen wie Re­pro­duk­ti­on und Re­or­ga­ni­sa­ti­on wei­ter­hin ab­ge­prüft wer­den und mit einem ent­spre­chen­den Ge­wicht in die Ge­samt­be­wer­tung ein­ge­hen. [ 172 ]

Diese Form der Leis­tungs­mes­sung und die damit ver­bun­de­ne Ent­wick­lung von Ni­veau­stu­fen der un­ter­schied­li­chen Be­rei­che der er­wor­be­nen Kom­pe­ten­zen [ 173 ] - wird noch aus­führ­lich zu ent­wi­ckeln sein. Man kann je­doch schon sagen, dass sol­che kom­pe­tenz­ori­en­tier­te Prü­fungs­auf­ga­ben – ähn­lich wie die Lern­auf­ga­ben – kom­plex sein soll­ten und ver­schie­de­ne Lö­sungs­we­ge zu­las­sen. Gleich­zei­tig müs­sen sie al­ler­dings so prä­zi­se ge­stellt sein, dass eine Be­wer­tung an­hand kla­rer, für die Schü­le­rin­nen und Schü­ler nach­voll­zieh­ba­rer Kri­te­ri­en mög­lich ist. [ 174 ]


[169] Vgl. Bohl, Prü­fen und Be­wer­ten im of­fe­nen Un­ter­richt, S. 44; S. 50.
[170] Vgl. Grill-Ahol­lin­ger: Kon­zen­tra­ti­on und lan­ger Atem: „Grund­wis­sen“ auf­bau­en, in: „Fast wie im rich­ti­gen Leben…“, S 18.
[171] z.B. zum Thema To­des­stra­fe, Men­schen­wür­de: Stel­lung­nah­me aus der Sicht der DBK zum Tod von Osama Bin Laden (An­fang Mai 2011).
[172] Vgl EPA, S. 10: „das Schwer­ge­wicht der zu er­brin­gen­den Prü­fungs­leis­tun­gen im An­for­de­rungs­be­reich II (mit ca. 40%) liegt und da­ne­ben die An­for­de­rungs­be­rei­che I und III (mit je ca. 30%) be­rück­sich­tigt wer­den, und zwar An­for­de­rungs­be­reich I in hö­he­rem Maße als An­for­de­rungs­be­reich III.“
[173] Vgl. Ni­ko­l­o­va u.a., Das Ber­li­ner Mo­dell re­li­giö­ser Kom­pe­tenz, S. 81. Dort fin­det sich auch ein Bei­spiel für Ni­veau­stu­fen zur Her­me­neu­ti­schen Kom­pe­tenz.
[174] Vgl. hier­zu: Rupp, Vor­trag vom 18.2.2011, S. 9.

 

Was ist kom­pe­tenz­ori­en­tier­ter Re­li­gi­ons­un­ter­richt?: Her­un­ter­la­den [pdf] [650 KB]