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Ers­tes Tes­ta­ment

In­fo­box

Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Bil­der­vor­schlag

Marc Cha­gall, Mose vor dem bren­nen­den Dorn­busch                   

Sie­ger Köder, Der bren­nen­de Dorn­busch


Text 1: Ex 3,1-15 – Die Be­ru­fung des Mose

1 Mose wei­de­te die Scha­fe und Zie­gen sei­nes Schwie­ger­va­ters Jitro, des Pries­ters von Mi­di­an. Eines Tages trieb er das Vieh über die Step­pe hin­aus und kam zum Got­tes­berg Horeb.2 Dort er­schien ihm der Engel des Herrn in einer Flam­me, die aus einem Dorn­busch em­por­schlug. Er schau­te hin: Da brann­te der Dorn­busch und ver­brann­te doch nicht.3 Mose sagte: Ich will dort­hin gehen und mir die au­ßer­ge­wöhn­li­che Er­schei­nung an­se­hen. Warum ver­brennt denn der Dorn­busch nicht?4 Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das an­zu­se­hen, rief Gott ihm aus dem Dorn­busch zu: Mose, Mose! Er ant­wor­te­te: Hier bin ich.5 Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schu­he ab; denn der Ort, wo du stehst, ist hei­li­ger Boden.6 Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott dei­nes Va­ters, der Gott Abra­hams, der Gott Isaaks und der Gott Ja­kobs. Da ver­hüll­te Mose sein Ge­sicht; denn er fürch­te­te sich, Gott an­zu­schau­en.7 Der Herr sprach: Ich habe das Elend mei­nes Vol­kes in Ägyp­ten ge­se­hen und ihre laute Klage über ihre An­trei­ber habe ich ge­hört. Ich kenne ihr Leid.8 Ich bin her­ab­ge­stie­gen, um sie der Hand der Ägyp­ter zu ent­rei­ßen und aus jenem Land hin­auf­zu­füh­ren in ein schö­nes, wei­tes Land, in ein Land, in dem Milch und Honig flie­ßen, in das Ge­biet der Ka­naa­ni­ter, He­ti­ter, Amo­ri­ter, Pe­ri­si­ter, Hi­wi­ter und Je­bu­si­ter.9 Jetzt ist die laute Klage der Is­rae­li­ten zu mir ge­drun­gen und ich habe auch ge­se­hen, wie die Ägyp­ter sie un­ter­drü­cken.10 Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pha­rao. Führe mein Volk, die Is­rae­li­ten, aus Ägyp­ten her­aus!11 Mose ant­wor­te­te Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pha­rao gehen und die Is­rae­li­ten aus Ägyp­ten her­aus­füh­ren könn­te?12 Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich ge­sandt und als Zei­chen dafür soll dir die­nen: Wenn du das Volk aus Ägyp­ten her­aus­ge­führt hast, wer­det ihr Gott an die­sem Berg ver­eh­ren.13 Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Is­rae­li­ten kom­men und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch ge­sandt. Da wer­den sie mich fra­gen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen dar­auf sagen?14 Da ant­wor­te­te Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Is­rae­li­ten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch ge­sandt.15 Wei­ter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Is­rae­li­ten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abra­hams, der Gott Isaaks und der Gott Ja­kobs, hat mich zu euch ge­sandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nen­nen in allen Ge­ne­ra­tio­nen.


Text 2: Ex 33,18.20-23 – Sein Ant­litz kann man nicht sehen

18 Dann sagte Mose: Laß mich doch deine Herr­lich­keit sehen! 19 Der Herr gab zur Ant­wort: Ich will meine ganze Schön­heit vor dir vor­über­zie­hen las­sen und den Namen des Herrn vor dir aus­ru­fen. Ich ge­wäh­re Gnade, wem ich will, und ich schen­ke Er­bar­men, wem ich will. 20 Wei­ter sprach er: Du kannst mein An­ge­sicht nicht sehen; denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben blei­ben. 21 Dann sprach der Herr: Hier, diese Stel­le d! Stell dich an die­sen Fel­sen! 22 Wenn meine Herr­lich­keit vor­über­zieht, stel­le ich dich in den Fels­spalt und halte meine Hand über dich, bis ich vor­über bin. 23 Dann ziehe ich meine Hand zu­rück, und du wirst mei­nen Rü­cken sehen. Mein An­ge­sicht aber kann nie­mand sehen.

Auf­ga­ben

  • Deu­tet – zu­nächst ohne Hil­fe­stel­lung – mit der euch ver­trau­ten Me­tho­de die Bil­der von Cha­gall und Köder.
    Kon­fron­tiert dann eure Deu­tung mit In­ter­pre­ta­tio­nen von Fach­leu­ten.
  • Lest den da­zu­ge­hö­ri­gen bi­bli­schen Text (Ex 3,1-15) und ver­gleicht die Bil­der mit dem Text. Wo gibt es Über­ein­stim­mun­gen? Wo er­kennt man ei­ge­ne Ak­zen­te?
    Be­zieht euer Wis­sen aus frü­he­ren Jahr­gangs­stu­fen mit ein.
  • Prüft, ob der zwei­te Bi­bel­text (Ex 33) die Kern­aus­sa­ge des ers­ten (Ex 3) be­stä­tigt und for­mu­liert nun ein ers­tes Er­geb­nis zum Got­tes­bild in Ex 3 und Ex 33.
  • Er­ar­bei­tet – mit Hilfe der me­tho­di­schen An­lei­tung durch den Re­li­gi­ons­leh­rer / die Re­li­gi­ons­leh­re­rin – an­hand von fach­wis­sen­schaft­li­chen Tex­ten eine fun­dier­te Aus­le­gung der Bi­bel­stel­len und stellt sie eurer Kern­aus­sa­ge ge­gen­über (Bezug zur LPE „Bibel ver­ste­hen“)
  • Ver­gleicht eure Er­geb­nis­se mit den ers­ten Fas­sun­gen der Got­tes­dienst­tex­te (siehe An­for­de­rungs­si­tua­ti­on). Über­prüft und er­wei­tert evtl. euren Kri­te­ri­en­ka­ta­log : Wie kann ein Christ ver­ant­wort­lich und an­ge­mes­sen von Gott reden?

Zum Ver­ständ­nis der Bi­bel­stel­le Ex 3,1-15

Mit­ten in sei­ner Tä­tig­keit des Scha­fe­hü­tens wird Mose mit einem selt­sa­men Er­eig­nis kon­fron­tiert. Die Bibel nennt es eine „au­ßer­ge­wöhn­li­che Er­schei­nung“ (V.3), jen­seits aller nor­ma­len All­tags­er­fah­rung: Aus einem Dorn­busch schla­gen Flam­men, ohne dass die­ser ver­brennt. Die na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Ge­set­ze schei­nen auf­ge­ho­ben, die Zeit scheint still zu ste­hen. Die Bibel er­zählt, dass hier eine Of­fen­ba­rung Got­tes statt­fin­det - so wird Mose von Gott an­ge­spro­chen -, doch sie hält fest: Gott lässt sich nicht sehen, seine An­we­sen­heit wird nur im Wort deut­lich und da­durch, dass das Ge­sche­hen sich auf „hei­li­gem Boden“ er­eig­net. Gott stellt sich dem Mose vor als Gott Abra­hams, Isaaks und Ja­kobs, also als Gott sei­nes Vol­kes Is­ra­el. Gleich­zei­tig deu­tet er an, dass er in der Ge­schich­te sei­nes Vol­kes und in den Le­bens­ge­schich­ten der Men­schen prä­sent ist.

Auch wenn er sich nicht zeigt, lässt er sich an­spre­chen und spricht selbst an. Er er­scheint als eine an­sprech­ba­re Per­son, nicht als an­ony­mes Schick­sal. So will er auch für die ver­sklav­ten Is­rae­li­ten ein­tre­ten und for­dert Mose auf, sein Volk aus der Un­ter­drü­ckung in Ägyp­ten her­aus­zu­füh­ren.

Mose re­agiert nun, wie wir es alle tun wür­den: Er will grö­ße­re Ge­wiss­heit über den „Auf­trag­ge­ber“ haben, er will sei­nen Namen er­fah­ren. Der Name ist das, was eine Per­son, ein Wesen iden­ti­fi­ziert. Doch Gott ant­wor­tet nicht so, wie es Mose wünscht. Er of­fen­bart ein Wort, das we­ni­ger Name ist als Hin­weis auf das Wesen und den Wil­len Got­tes. Das Te­tra­gramm JHWH ver­weist auf die stän­di­ge Ge­gen­wart Got­tes: Ich bin der „Ich-bin-da“ (V.14). Mehr müs­sen die Men­schen nicht wis­sen, sie müs­sen Gott nicht be­griff­lich fas­sen kön­nen, sie sol­len aber dar­auf ver­trau­en, dass Gott sie in ihrem Leben be­glei­tet und trägt.

Der Got­tes­na­me „Jahwe“ schließt also bei­des ein: die Nähe und Prä­senz Got­tes und seine Ver­bor­gen­heit und Un­be­greif­lich­keit.

 

Bi­bli­sche Ori­en­tie­run­gen: Her­un­ter­la­den [doc] [35 KB]

Bi­bli­sche Ori­en­tie­run­gen: Her­un­ter­la­den [pdf] [108 KB]