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Armut - Soziale Ungleichheit


Ein Seminarkurs des WG-West-Stuttgart

Soziale Ungleichheit - Armut  

Zu Beginn des Schuljahres wurde den Schülerinnen und Schüler das Projektthema vorgestellt und die Zielvorgaben erläutert (siehe dazu den Link Zeitplan und Programm am Schluss dieses Übersichtsartikels)

Nach der ersten Gruppeneinteilung bestand der erste Arbeitsschritt im Besuch der Stuttgarter Stadtbücherei. Nach einer Führung durch die Bibliothekarin hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, bereits mit der Literatursuche für ihre jeweilige Arbeitsgruppe zu beginnen. Die Stadtbücherei wurde aus mehreren Gründen der „wissenschaftlicheren“ Landesbibliothek vorgezogen. Die Schülerinnen und Schüler verfügen hier über eine Präsenzbibliothek, diese „Anschaulichkeit“ erschien besonders deshalb wichtig, weil die meisten Schülerinnen und Schüler die Nutzung von Bibliotheken noch kaum gewohnt waren. Darüber hinaus bietet die Stadtbücherei die Möglichkeit der Internet-Recherche und stellt alle Veröffentlichungen der Stadt Stuttgart leicht zugänglich zur Verfügung. Dies  war vor allem wegen des angestrebten lokalen Bezuges des Projekts von Bedeutung.

In den Monaten Oktober und November erfolgte die Erarbeitung der ersten Bausteine des Projekts, die dann Anfang Dezember präsentiert wurden. Bis zum Ende des ersten Halbjahres mussten die Schülerinnen und Schüler ihre Zwischenergebnisse so überarbeitet haben, dass sie in der Dokumentation verwendet werden konnten.

Die als „Armut konkret“ bezeichnete Arbeitsphase markierte den Übergang vom ersten zum zweiten Halbjahr. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten in Dreiergruppen jeweils einen Tag in der „Vesperkirche“ mit. In diesem Projekt werden Bedürftige, darunter viele Obdachlose, während der Wintermonate in der Stuttgarter Leonhardskirche verköstigt. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutete diese Möglichkeit der Mitarbeit einen anderen Zugang zum Thema. Es wurde deutlich, dass hinter den abstrakten Definitionen und hinter den Zahlen der Statistik einzelne menschliche Schicksale stehen. Die konkrete Arbeit erwies sich im Nachhinein als ungemein wichtiger Teil des Seminarkurses. Die Schülerinnen und Schüler hatten große Freude an dieser Tätigkeit und waren in hohem Maße neu motiviert. Die Frage nach den Ursachen solcher Armutsbiografien und nach den Folgen, die Armut für die Betroffenen mit sich bringt, stellten sich für die Schülerinnen und Schüler in voller Schärfe erst im Anschluss an diese konkrete Erfahrung. Die Bedeutung dieser praktischen Phase zeigte sich auch darin, dass die Schülerinnen und Schüler nun auch inhaltliche Vorschläge für die weitere Gestaltung des Seminarkurses machten, was im ersten Teil noch nicht der Fall war Dies führte u. a. auch zur Bildung einer neuen Arbeitsgruppe (Vesperkirche).

Die theoretische Arbeit im zweiten Halbjahr begann damit, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit den Ursachen und Folgen von Armut auseinander setzten. Sowohl organisatorische (größere Anzahl der Gruppen) als auch inhaltliche (die Schülerinnen und Schüler sollten in unterschiedlichen Arbeitsgruppen ihre Teamfähigkeit verbessern) Gründe verlangten eine neue Gruppeneinteilung. Hinzu kam noch, dass die Gesamtkonzeption des Seminarkurses dahin ging, dass die Schülerinnen und Schüler nicht möglichst viel Spezialwissen in einem Bereich erwerben sollten, sondern möglichst viele Facetten des übergeordneten Themas kennen lernen sollten. Dies gelang nicht ohne Schwierigkeiten, weil gut eingespielte Gruppen gern zusammen weiterarbeiten wollten, während manche Schülerinnen und Schüler, die in der ersten Phase nicht so zufrieden waren, in dieser Neueinteilung auch neue Chancen sahen.

Im Anschluss an die zweite, theoretische Arbeitsphase sollten die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage ihres erworbenen Wissens mit Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen Gespräche über mögliche Lösungsansätze führen. Die Auswahl der Interviewpartner ergab sich aus den Problemstellungen der vorherigen Arbeitsphase. Es waren Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften, der Stadt Stuttgart, der Schuldnerberatung, einer Sozialarbeiterin und einer Unternehmerin.

Die Dokumentation sollte vier Wochen vor Schuljahresende abgeschlossen sein. Da dieser schriftliche Teil aber sehr umfangreich geworden war und diese Phase der Arbeit in die gleiche Zeit fiel, in der die Schülerinnen und Schüler sehr stark mit Klausuren belastet waren, wurde die Frist um eine Woche verlängert.

Das Kolloquium wurde als Gruppengespräch Mitte Juli durchgeführt und auf Wunsch der Schülerinnen und Schüler vor die Präsentation gelegt, weil sie der Meinung waren, freier präsentieren zu können, wenn sie die „Prüfung“ hinter sich gebracht hätten.

Die abschließende Präsentation fand Ende Juli in der Aula der Schule vor allen Schülerinnen und Schülern der Eingangsklassen (Klasse 11) und der Jahrgangsstufe 1 (Klasse 12)  und dem Kollegium statt.

Hier zwei ergänzende Links zu diesem Artikel:
  Zeitplan und Programm [doc] [67 KB]
Vorschau

Expertenbefragung mit dem Sprecher der Rabbinerkonferenz Deutschlands und Landesrabbiner von Württemberg, Dr. Joel Berger .

Die gesamte Dokumentation „Soziale Ungleichheit - Armut“  finden Sie in: LEU (Hrsg.) (1999): Seminarkursbuch. H-99/14 Stuttgart bzw. auf der CD-ROM dazu: H - 99/15.