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Sozialstudie


Begriff

Bei dieser Methode handelt es sich um ein Verfahren, das begrenzte Probleme und Fragestellungen des politischen und gesellschaftlichen Nahraums der Lernenden unter Verwendung empirisch ermittelter Untersuchungsbefunde (Statistiken, Befragungs­ergebnisse) und anderen primären Quellenmaterials (Zeitungsmeldungen, Parteiprogramme, Flugblätter etc.) untersucht.

Die Sozialstudie steht dem soziologischen Ansatz der Feldforschung nahe. Die Bezeichnung „socialstudies“ für das entsprechende Schulfach in den USA signalisiert, dass dort entsprechende Methoden favorisiert werden.

Eine Sozialstudie unterscheidet sich von einer Erkundung dadurch, dass hier von vornherein wissenschaftliche Kriterien eine Rolle spielen.

Quelle: Rathenow, Hanns‑Fred Erkundung (1988): Sozialstudie, Praktikum. In: Wolfgang Nückel/DietnehZitzlaff (Hrsg.) (1988): Handbuch zur politischen Bildung. Bundeszentrale für politische Bildung Schriftenreihe Bd. 264, Bonn, S. 279‑283.


Vorgehen

  • Konfrontation mit einem Problem, das Interesse weckt
  • Formulierung gezielter Fragen
  • Datensammlung
  • Interpretation der Daten
  • Werte erkennen, ihre Grundlage erforschen
  • Verallgemeinerung des Ergebnisses
  • Neue Fragen aufwerfen oder die bisherigen Ergebnisse prüfen


Aufgabe der Lehrer

Im Vergleich zur Erkundung übernimmt der Lehrer, der für wissenschaftsorientiertes Vorgehen verantwortlich ist, eine fachlich führende Rolle. Er muss die Schülerinnen und Schüler mit den verschiedenen Arbeitstechniken der Informations­beschaffung und ‑präsentation vertraut machen. Dabei sind unterschiedliche Komplexitätsstufen möglich, etwa bei der Befragung vom einfachen Interview bis zum standardisierten Fragebogen.

Im Gegensatz zur Produktion, bei der den kreativen Kräften der Schüler Raum gelassen wird, ist der Lehrer sowohl für möglichst planvolle, objektive Informationsbeschaffung als auch für die Präsentation mitverantwortlich. Allerdings sollte er der Schulklasse auch deutlich machen, dass sozialwissenschaftliche Methoden selbst interes­sengeleitet und in ihrer Reichweite begrenzt sind.


Themenvorschläge

Einführend bieten sich vor allem Themen aus der Lebenswelt der Schule wie Freizeit oder Konsum an. In der Sekundarstufe können auch Probleme wie Obdachlosigkeit, Arbeits­verhältnisse, Migration und kommunale Probleme wie Altstadtsanierung oder Verkehr angegangen werden.


Regeln zur Erarbeitung einer Sozialstudie

Um genaues, begründetes Wissen zu bekommen, sind bei der Planung und Durchführung von Sozialstudien bestimmte Regeln zu beachten, die für alle verbindlich und von allen nachvollzogen werden können. Dies soll anhand der Methode Beobachtung und Beschreibung aufgezeigt werden.


Sechs Regeln für das Beobachten und Beschreiben

  1. Sich klarmachen, was man beobachten will.
  2. Sich klarmachen, was man beobachten kann und dass man nicht alles auf einmal beobachten kann.
  3. Daran denken, dass man denselben Vorgang (im Verhalten von Menschen!) meist nicht noch einmal beobachten kann. Also Aufzeichnungen machen, wenn es darauf ankommt.
  4. An die verschiedenen Aufzeichnungs­möglichkeiten und ‑geräte denken.
  5. An den denken, dem man die Beobachtung mitteilen will, und daran, was er alles nicht weiß.
  6. Getrennt angeben, was man beobachtet und was man nur gedeutet hat.

Um Meinungen etwas systematischer und vor allem möglichst objektiv zu erfassen, bietet sich ein Fragebogen an, der in Zahlen ausdrückbare An­gaben liefert. Mit ihm, dessen Beantwortung überwiegend durch Ankreuzen geschieht, können Schülerinnen und Schüler in kurzer Zeit eine Menge Leute befragen. Eine Umfrage als Sozialstudie könnte in folgenden Stufen ablaufen:


Wir führen eine Meinungsumfrage durch

  1. Klärung des Forschungsgegegenstandes und Aufstellen von Vermutungen
  2. Forschungsplan: Welche Fragen und wie viele? Hier ist vor allem die Art der Fragen zu überlegen sowie der Aufbau des Bogens unter dem Gesichtspunkt seiner Auswertung und der Erreichbarkeit des Personenkreises.
  3. Durchführung: Wahl des richtigen Zeitpunktes,  freundlicher Umgang.
  4. Auswertung: Zurückhaltung bei Auswer­tung. Wie erreiche ich ein möglichst reprä­sentatives Ergebnis? Welche Form der Präsentation der Ergebnisse wähle ich?

Hier mehr zu Umfragen

Aufsatz entnommen aus: Ackermann, Paul (1997): Forschend lernen: Exkursion, Sozialstudie, Projekt. In Handbuch politische Bildung, hrsg. v. Wolfgang Sander, Bonn (Wochenschau-­Verlag), 463ff.


Bitte beachten Sie, dass die Durchführung einer Sozialstudie im Rahmen eines Unterrichtsprojekts immer nur eine Einführung und Annäherung an sozialwissenschaftliche Methoden darstellen kann.