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Sze­ni­sche Dar­stel­lung


Sze­ni­sche Dar­stel­lung, also das Nach­spie­len be­stimm­ter Si­tua­tio­nen , bie­tet die Mög­lich­keit, das Be­son­de­re von Er­eig­nis­sen und Be­din­gun­gen „sub­jek­tiv“ er­fahr­bar zu ma­chen. Wir kön­nen Be­zü­ge zu un­se­rem ei­ge­nen Er­fah­rungs­be­reich her­stel­len und so z. B. Ge­schich­te im wahrs­ten Sinne des Wor­tes „be­greif­bar“ ma­chen.

Meis­tens spre­chen wir im Un­ter­richt über die his­to­ri­schen und po­li­ti­schen Sach­ver­hal­te auf mehr oder we­ni­ger abs­trak­te Weise und in­ter­pre­tie­ren un­se­re Quel­len von einem Stand­punkt, der weit au­ßer­halb des Ge­sche­hens liegt.


Drei For­men sze­ni­scher Dar­stel­lung

Fol­gen­de drei For­men sze­ni­scher Dar­stel­lung kön­nen ohne gro­ßen Auf­wand im Rah­men eines Pro­jek­tes (oder im Un­ter­richt) rea­li­siert wer­den:

1. “Sta­tis­tik Live“:
  • Wer hat zu Hause keine / wie viele Ge­schwis­ter ?
  • Wer von Euch möch­te spä­ter ein­mal lie­ber als Sin­gle leben ?
  • ... möch­te ein­mal zwei / drei oder mehr Kin­der haben?
  • Deutsch­land ist ein kin­der­freund­li­ches Land: stimmt – teil­wei­se - stimmt nicht – weiß nicht.

Zu sol­chen Fra­gen ver­tei­len sich die Mit­glie­der einer Lern­grup­pe ent­spre­chend ihren Ein­schät­zun­gen, Mei­nun­gen in den Ecken eines Klas­sen­rau­mes, ver­las­sen den Raum oder blei­ben im Raum, ste­hen auf oder blei­ben sit­zen oder bil­den ne­ben­ein­an­der ste­hen­de Rei­hen.

So kön­nen zum Bei­spiel Sta­tis­ti­ken, Um­fra­ge­er­geb­nis­se etc. ver­an­schau­licht wer­den. Grö­ßen­ver­hält­nis­se wer­den ein­drück­li­cher und schnel­ler er­kannt.

Na­tür­lich müs­sen wir das Er­geb­nis un­se­rer Lern­grup­pe immer mit Um­fra­ge­er­geb­nis­sen / Sta­tis­ti­ken ver­glei­chen, die auf einer brei­te­ren Basis ste­hen, denn nur so kön­nen wir ab­schät­zen, wie­weit die Er­geb­nis­se in un­se­rer Grup­pe für un­se­re Ge­sell­schaft re­prä­sen­ta­tiv sind.

2. Stand­bild:

Das Stand­bild ist eine Dar­stel­lung, bei der Spra­che und Be­we­gung außen vor blei­ben. Es geht darum, auf An­wei­sung von aus der Grup­pe er­nann­ten Re­gis­seu­ren eine Sach­aus­sa­ge zu einem Thema sta­tisch dar­zu­stel­len. Die Re­gis­seu­re grup­pie­ren die Schau­spie­ler, legen deren Kör­per­hal­tung und Mimik fest. So kön­nen so­zia­le Be­zie­hun­gen und po­li­ti­sche Hal­tun­gen ver­an­schau­licht wer­den.

Bei­spie­le:

  • „Eine Fa­mi­lie (reich / arm) fei­ert (einen 40.) Ge­burts­tag in der An­ti­ke, im Mit­tel­al­ter, am An­fang der In­dus­tria­li­sie­rung, im Jahre 2000 (Stadt / Land). Stel­len Sie ein Grup­pen­pho­to der Fest­ge­sell­schaft / Fa­mi­li­en­ta­fel auf.“

    oder:

  • „Fried­rich Wil­helm IV lehnt die  ‘Pauls­kir­chen- Krone‘ ab.  Stel­len Sie dies als Ge­mäl­de dar.“

Damit das Stand­bild wirk­lich au­then­tisch ist, müs­sen wir uns über die je­wei­li­ge The­ma­tik in Quel­len­ma­te­ri­al aus die­ser Zeit in­for­mie­ren, es sei denn, das Thema ist aus un­se­rem ei­ge­nen Er­fah­rungs­be­reich ge­nom­men.

In­ter­es­sant ist es, wenn meh­re­re Grup­pen zum glei­chen Thema ein Stand­bild bauen und an­schlie­ßend die un­ter­schied­li­chen As­pek­te der Aus­sa­gen mit­ein­an­der ver­glei­chen. Ein Stand­bild eig­net sich auch gut, um Ar­beits­er­geb­nis­se einer Grup­pe zu­sam­men­zu­fas­sen. Die Üb­ri­gen be­trach­ten und in­ter­pre­tie­ren.

3. Sze­nen / Sket­che

Bei die­ser Form be­ge­ben wir uns di­rekt in den Be­reich der ei­gent­li­chen schau­spie­le­ri­schen Dar­stel­lung. Wir über­neh­men z. B. die Rolle einer his­to­ri­schen Per­son und ver­su­chen deren Emp­fin­dun­gen, Er­fah­run­gen und Kon­flik­te zu „si­mu­lie­ren“. Wir schla­gen dabei eine Brü­cke zwi­schen der frem­den Welt und un­se­ren ei­ge­nen Er­fah­run­gen. Wie auch beim Stand­bild geht es beim Sketch nicht darum, in­di­vi­du­el­le Be­son­der­hei­ten dar­zu­stel­len, son­dern das Ty­pi­sche einer ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Wirk­lich­keit beim „Han­deln“ her­aus­zu­ar­bei­ten. Dabei hel­fen uns his­to­ri­sche Texte oder Bil­der, die wir be­fra­gen: In wel­cher Si­tua­ti­on sind die be­tref­fen­den Per­so­nen? Warum sind sie in der dar­ge­stell­ten Si­tua­ti­on? Wel­cher Be­völ­ke­rungs­grup­pe ge­hö­ren sie an? In wel­cher Stim­mung sind sie? Wel­che Ziele haben sie? etc.

An­schlie­ßend wäh­len wir uns eine Per­son aus und über­le­gen, wel­che Si­tua­ti­on ge­eig­net ist, das Ty­pi­sche die­ser Per­son und ihres Be­zie­hungs­ge­flechts dar­zu­stel­len. Krea­ti­vi­tät ist ge­fragt. Ein paar aus­ge­wähl­te Re­qui­si­ten kön­nen hel­fen.


Nach­re­fle­xi­on

Eine Nach­re­fle­xi­on ist für alle sze­ni­schen Dar­stel­lun­gen wich­tig, um deren Re­le­vanz zu über­prü­fen und sie noch­mals in den ge­sell­schaft­li­chen und zeit­be­zo­ge­nen Zu­sam­men­hang ein­zu­bet­ten.

Die Ak­teu­re fra­gen sich: War mir die Per­son sym­pa­thisch oder un­sym­pa­thisch? Habe ich Nähe oder Dis­tanz ge­spürt? War es leicht oder schwer ihr An­lie­gen zu ver­tre­ten?

Die Be­ob­ach­ter fra­gen: Was ist das Pro­blem? Wel­che Pro­blem­lö­sung wird ge­spielt? Ist das Spiel rea­lis­tisch / an­ge­mes­sen?

Falls nötig, kann die Szene auch wie­der­holt wer­den!