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Un­ter­neh­mens­be­zo­ge­ne Pro­jek­te


All­ge­mei­ne und un­ter­neh­mens­be­zo­ge­ne Pro­jek­te un­ter­schei­den sich in meh­re­ren Punk­ten ganz ty­pisch von­ein­an­der.

Zu­erst die wohl wich­tigs­ten As­pek­te:

  • Die Schu­le öff­net sich; die Schü­ler und auch die Lehr­kräf­te ko­ope­rie­ren mit einer drit­ten Per­son.
  • Das Klas­sen­zim­mer bzw. die Schu­le ist nicht mehr al­lei­ni­ger Lehr- und Lern­ort.

Der Be­griff „Un­ter­neh­men“ ist hier sehr weit zu fas­sen, näm­lich im Sinne von na­tür­li­chen und ju­ris­ti­schen Per­so­nen des pri­va­ten und des öf­fent­li­chen Rechts.

Es kann sich dabei han­deln um

  • Ein­zel­han­dels­ge­schäft (Kun­den­be­fra­gung)
  • Ge­mein­de­ver­wal­tung (Un­ter­su­chung des Be­triebs­kli­mas durch Be­fra­gung der Mit­ar­bei­ter, Bür­ger­be­fra­gung zum Leis­tungs­an­ge­bot der Ge­mein­de)
  • In­dus­trie­un­ter­neh­men (Tes­ten eines spe­zi­ell für junge Men­schen ent­wi­ckel­ten al­ko­hol­frei­en Ge­trän­kes).


Zu­sätz­li­che As­pek­te

Fol­gen­de zu­sätz­li­che As­pek­te bzw. Vor­tei­le er­ge­ben sich aus un­ter­neh­mens­be­zo­ge­nen Pro­jek­ten:

  • Schü­ler und Lehr­kräf­te wer­den (Ge­schäfts-) Part­ner eines Un­ter­neh­mens – ver­bun­den, d. h. ver­pflich­tet und be­rech­tigt durch einen schrift­li­chen oder münd­li­chen Ver­trag.
  • das Schul-Pro­jekt er­hält Pra­xis­be­zug; Schü­ler und Lehr­kräf­te er­hal­ten Ein­blick in be­trieb­li­che Ab­läu­fe und Zwän­ge und müs­sen sich ein­bin­den.
  • Der Le­bens­raum Schu­le wird wie­der­holt ver­las­sen. Da­durch tre­ten zu­sätz­li­che und viel­fäl­ti­ge As­pek­te der Team­fä­hig­keit, Ko­ope­ra­ti­ons­fä­hig­keit und Selbst­ver­ant­wort­lich­keit auf, z. B. bei der Ein­hal­tung von Ter­mi­nen.
  • Schü­ler- und Leh­rer­ver­hal­ten (sprach­li­che, schrift­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on, Auf­tre­ten) er­hal­ten einen an­de­ren, d. h. einen ernst­haf­te­ren Stel­len­wert. Schü­ler und Lehr­kräf­te re­prä­sen­tie­ren neben sich selbst vor allem ihre Schu­le und ge­stal­ten somit deren Image.
  • Die so häu­fig dis­ku­tier­ten „Schlüs­sel­qua­li­fi­ka­tio­nen“ ge­win­nen an Be­deu­tung, da sie ganz selbst­ver­ständ­lich er- und ge­lebt wer­den (müs­sen).
  • Ver­tre­ter des Un­ter­neh­mens kom­men auch in die Schu­le (und soll­ten auch ge­zielt in die Schu­le ein­ge­bun­den wer­den (z. B. zur Pro­jekt-Vor­stel­lung, zur ab­schlie­ßen­den Prä­sen­ta­ti­on oder zu Zwi­schen­be­rich­ten).
    Die Klas­se, die Schu­le wird selbst zu einem „Un­ter­neh­men“.
  • Be­grif­fe wie Pro­jekt­ma­nage­ment , Pro­jekt-Or­ga­ni­sa­ti­on , müs­sen nicht ge­lernt wer­den; sie wer­den er­lebt und ganz selbst­ver­ständ­lich ver­in­ner­licht.
  • Pro­jekt-Ar­beit vor Ort, au­ßer­halb der Schu­le, führt u.a. zu Kos­ten. Diese müs­sen ge­tra­gen wer­den, in der Regel vom „Ge­schäfts­part­ner“ des Pro­jek­tes. Diese Kos­ten­re­ge­lung (Er­mit­teln der Kos­ten, Er­stel­len eines Um­la­ge­schlüs­sels) steht durch Schü­ler an.
  • Da das Pro­jekt mit sei­nem Er­geb­nis eine Dienst­leis­tung der Schü­ler (und der Lehr­kräf­te) für den Pro­jekt­part­ner dar­stellt, stellt sich die Frage nach einer ad­äqua­ten Ho­no­rie­rung. Auch diese Auf­ga­be be­darf einer in­ten­si­ven, d. h. vor allem of­fe­nen  Be­ra­tung unter Ein­be­zie­hung der Schul­lei­tung.
  • Hin­weis: Die Grün­dung einer Schul­fir­ma kann hier Er­leich­te­rung schaf­fen, auch wenn da­durch eine idea­le Lö­sung nicht so­fort zu er­war­ten ist.
  • Ins­ge­samt kann eine neu­ar­ti­ge, d. h. part­ner­schaft­li­che  Bil­dungs- und Er­zie­hungs­kul­tur ent­ste­hen.


… und wei­te­re Ge­sichts­punk­te

Mög­li­che wei­te­re Ge­sichts­punk­te eines un­ter­neh­mens­be­zo­ge­nen Pro­jek­tes wären:

  • Schü­ler kön­nen Kon­tak­te knüp­fen, z. B. für ein Prak­ti­kum, für einen Fe­ri­en­job, für einen Aus­bil­dungs- oder Ar­beits­platz.
  • Das Un­ter­neh­men kann als Spon­sor für die Schu­le ge­won­nen wer­den.
  • Schließ­lich hat ein er­folg­reich ab­ge­schlos­se­nes, un­ter­neh­mens­be­zo­ge­nes Pro­jekt zwang­los wei­te­re Pro­jek­te zur Folge. Die Schu­le wird zu einem Un­ter­neh­men.


Wie grün­det man nun prak­tisch eine Schul­fir­ma?

Nichts ein­fa­cher als das: Steht ein Pro­jekt an, so schlie­ßen die teil­neh­men­den Schü­ler (ein­schließ­lich der mit­wir­ken­den Lehr­kräf­te) einen ganz „sim­plen“ Ver­trag nach dem BGB mit den sich er­ge­ben­den Rech­ten und Pflich­ten – unter Ein­be­zie­hung der drei Grund­sät­ze der Ver­trags­frei­heit: In­halt, Form, Part­ner.

Alles Wei­te­re er­gibt sich aus dem Ver­lauf des Pro­jek­tes. Ir­gend­wann steht dann die nächs­te Stufe zur Dis­kus­si­on an: Klas­sen­über­grei­fen­de  Re­ge­lun­gen und damit eine auf die ge­sam­te Schu­le be­zo­ge­ne Ver­trags­ge­stal­tung (even­tu­ell unter Hin­zu­zie­hung eines ex­ter­nen Fach­man­nes).

Quel­le: Text­vor­la­ge von Hein­zel­mann, Gus­tav, Fried­rich Au­gust-Ha­sel­wan­der-Ge­wer­be­schu­le, Of­fen­burg,

Ver­öf­fent­licht in: Lan­des­in­sti­tut für Er­zie­hung und Un­ter­richt (Hrsg.) (2002): Pro­jekt­ar­beit. Theo­rie und Pra­xis. H-02/03, Stutt­gart.