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Expertenbefragung


Experten

Experten sind fachlich qualifizierte und meist auch wissenschaftlich ausgebildete Fachleute, in weiterem Sinn aber auch alle, die in einem Problembereich, z. B. als Beteiligte oder Betroffene, sich besonders gut auskennen.


Ziel

Ziel einer Expertenbefragung ist es, genauere Kenntnisse über ein Problem zu erhalten, zu dem die Grundlagen schon erarbeitet worden sind und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, an denen andere schon gearbeitet haben bzw. Erfahrungen sammeln konnten.

Ohne Vorinformationen macht eine Expertenbefragung keinen Sinn. Sie kann also immer erst nach der Recherche (z. B. Fachliteratur oder Internet) erfolgen. (Will man z. B. einen Experten zu seinen Prognosen über die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes befragen, muss man die aktuellen Daten und die Entwicklung der letzten Monate kennen!)


Vorabinformation

Nach diesem Arbeitsschritt beginnt die Planung der Expertenbefragung. Bevor diese konkret werden kann, müssen einige grundsätzliche (Leit-) Fragen geklärt werden. z. B.:

  • Zu welchem Problemfeld / Thema sollen zusätzliche Informationen oder Beurteilungen eingeholt werden?
  • Welche Informationen sind schon vorhanden? Muss noch weiter recherchiert werden?
  • Welche Fragen aus unserem Problembereich haben wir an den Experten?
  • Welcher Experte ist für unsere Fragestellung geeignet? Was können wir von ihm zu unserem Thema erwarten? Wo liegen die Schwerpunkte seiner Arbeit? Vertritt er bestimmte Interessen? (Ist er parteiisch?)


Vorbereitung

Sind diese Fragen geklärt, beginnt die konkrete Phase der Vorbereitung der Expertenbefragung. Auch hierzu müssen einige Vorbereitungen getroffen werden:

Wie soll die Befragung strukturiert werden? (Man kann z. B. einen Leitfaden erstellen, in  dem festgehalten wird, wie der Kontakt aufgenommen werden soll; welche Informationen, Erfahrungen, Einschätzungen oder Bewertungen erfragt werden sollen; wie die Fragen aufgebaut werden sollen - vom Allgemeinen zum Besonderen - von offenen zu geschlossenen Fragen; und wie das Gespräch beendet werden soll.

  • Konkrete Fragen sollten am besten vorformuliert werden.
  • Wer stellt die Fragen?
  • Wo wird die Befragung durchgeführt? (Welche Sitzordnung?)
  • Wie soll die Befragung aufgezeichnet werden? (Video, Tonband, Mitschrift)
  • Vor allem wenn Video- oder Tonbandmitschnitte geplant sind, ist es sinnvoll, eine Testbefragung durchzuführen (simulieren), um sicher zu stellen, dass die Technik auch das gewünschte Ergebnis liefert.

 

Durchführung

  • Kontaktaufnahme: Dies ist erste Schritt und sollte persönlich erfolgen. Man begrüßt den Gast, und man stellt sich vor. Ziele und Ablauf der Befragung werden offen gelegt, um den Gesprächspartner zu motivieren. (Voranfragen erfolgen dagegen in der Regel telefonisch oder schriftlich).
  • Eröffnungsfragen („Wir interessieren uns für …“, „Können Sie uns sagen“, ....?) führen zum Thema hin.
  • Informationsfragen (“Wir haben gelesen, dass... stimmen Sie dem zu?“ „Der Leiter des Arbeitsamtes hat gesagt... sehen Sie das auch so?“) legen die Grundlage für das Gespräch.
  • Sondierungsfragen: („Das haben wir so noch gehört. Können Sie uns dies näher erläutern?“) führen in die Einschätzungsphase.
  • Einschätzungsfragen: „Was halten Sie von...?“ „Woran liegt das Ihrer Meinung nach?“, „Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?“
  • Offene Fragen: „Wie haben Sie das gemacht?“ (warum, wozu)
  • Bewertungsfragen stehen am Ende des Gesprächs. Hier geht es in die Bewertung des Problems und um das Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten (“Wie beurteilen Sie den Vorschlag ...?“ „Welche Vorschläge haben Sie zu machen?“).
  • Rhetorische Fragen („Davon sind Sie wohl nicht überzeugt!“) können die Skepsis gegenüber bestimmten Wegen verdeutlichen.
  • Dank: Am Ende sollte man nicht vergessen, sich für das Gespräch zu bedanken. Ist eine Veröffentlichung geplant (z. B. in der Schülerzeitung), muss das Gespräch autorisiert werden.

 

Auswertung

Zielsetzung der Befragung, Leitfaden, Ergebnisse müssen nun zusammengefasst werden. Man kann dabei nach folgenden Kriterien vorgehen:

  • Beschreiben: Ziele, Rahmenbedingungen, Inhalt
  • Untersuchen: Sind alle Sachverhalte beantwortet worden? Sind einige offen geblieben? Ist der Experte einigen Fragen bewusst ausgewichen?
  • Beurteilen: Aussagewert der Expertenbefragung. (Welche Ansätze / Interessen hat der Experte vertreten? War er zu einseitig? Sollte man eine weitere Expertenbefragung durchführen, um andere Ansätze genauso beurteilen zu können?)

Nach LEU (Hrsg.) (1999): Seminarkursbuch. H-99/14, S. 53, 1999. Stuttgart und Mehrmann, Elisabeth (1995): Vom Konzept zum Interview. Düsseldorf.