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Ma­te­ri­al M2

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Diese Seite ist Teil einer Ma­te­ria­li­en­samm­lung zum Bil­dungs­plan 2004: Grund­la­gen der Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung. Bitte be­ach­ten Sie, dass der Bil­dungs­plan fort­ge­schrie­ben wurde.

Aus: Ver­gil Aen­eis Buch 2 (634-711)

Ae­ne­as er­zählt im zwei­ten Buch der Aen­eis von den schreck­li­chen Er­eig­nis­sen um Troja. Als er er­ken­nen muss­te, dass Troja ver­lo­ren ist, er­schien ihm seine Mut­ter Venus, die ihm riet, zu sei­ner Fa­mi­lie zu­rück­zu­keh­ren, um zu flie­hen.

Und so­bald ich zur Schwel­le der vä­ter­li­chen Woh­nung, zum alten Haus ge­langt war, sagte mein Vater, den ich als ers­ten in die hohen Berge em­por­zu­brin­gen wünsch­te und den ich als ers­ten auf­such­te, dass er nach der Zer­stö­rung Tro­jas sein Leben nicht ver­län­gern und die Ver­ban­nung er­tra­gen wolle: „Ihr, deren Blut noch in blü­hen­der Ju­gend steht, deren Kräf­te noch aus ei­ge­ner Stär­ke stark sind, be­treibt ihr die Flucht.
Wenn die Him­mels­be­woh­ner ge­wollt hät­ten, dass ich wei­ter­le­be, hät­ten sie mir diese Hei­mat­stät­te be­wahrt. Ich habe ein­mal mehr als genug die Zer­stö­rung der Stadt ge­se­hen und ihre Ein­nah­me über­dau­ert. So ver­ab­schie­det den schon ge­bet­te­ten Kör­per und geht fort! Ich selbst werde durch ei­ge­ne Hand den Tod fin­den; der Feind wird sich er­bar­men und die Beute ver­lan­gen. Leicht ist der Ver­zicht auf ein Grab. Schon lange bin ich den Göt­tern ver­hasst und brin­ge un­nütz meine Jahre zu, seit­dem mich der Vater der Göt­ter und der König der Men­schen mit dem Sturm sei­nes Blit­zes an­blies und mit sei­nem Feuer be­rühr­te.“
Wäh­rend er sol­ches be­rich­te­te, ver­harr­te er und blieb an­ge­wur­zelt ste­hen. Wir hin­ge­gen ver­gos­sen Trä­nen, meine Frau Creu­sa, Asca­ni­us und das ganze Haus, dass Vater nicht alles mit sich zu­grun­de rich­ten und sich dem drän­gen­den Schick­sal zu­wen­den wolle. Er ver­nein­te und ver­harr­te bei sei­ner Mei­nung und sei­nem Haus. Mich zieht es wie­der zu den Waf­fen und ich wün­sche elen­digst den Tod. Denn wel­cher Plan oder wel­ches Schick­sal gab es noch für mich?
„Hat du, Vater, er­war­tet, dass ich dich ver­las­sen und einen Schritt fort­ge­hen kann? Ist ein sol­cher Fre­vel dem vä­ter­li­chen Munde ent­schlüpft? Wenn es den Göt­tern ge­fällt, dass von die­ser so gro­ßen Stadt nichts üb­rig­bleibt, dies für dich fest­steht und es dir ge­fällt, dich und die dei­nen dem un­ter­ge­hen­den Troja hin­zu­zu­fü­gen, so steht die Tür für die­sen Tod offen.“

Mit die­sen Wor­ten fass­te Ae­ne­as den Ent­schluss, wie­der in den Kampf zu zie­hen.
Aber es er­schien ein gött­li­ches Zei­chen : Über dem Kopf des Iulus, Ae­ne­as’ Sohn, er­schien eine un­schäd­li­che Flam­me, Blit­ze aus hei­te­rem Him­mel be­stä­tig­ten die Er­schei­nung.

Mein Vater aber davon über­wäl­tigt erhob sich, fleh­te die Göt­ter an und rief das hei­li­ge Ge­stirn an: „Nun, nun gibt es kein Ver­wei­len mehr; ich folge euch und bin zu­ge­gen, wohin ihr mich führt, ihr hei­mi­schen Göt­ter; ret­tet das Haus, ret­tet den Enkel. Euer ist dies Vor­zei­chen, in eurer Macht liegt Troja. Ich füge mich frei­lich, mein Sohn, und wei­ge­re mich nicht, dich zu be­glei­ten.“
So hatte jener ge­spro­chen, und schon hörte man deut­li­cher durch die Mau­ern das Feuer, und die Brän­de walz­ten näher ihre Glut.
„Also wohl­an teu­rer Vater, setze dich auf mei­nen Na­cken; ich selbst werde dich auf meine Schul­tern neh­men und die Last wird mich nicht be­drän­gen; wohin auch immer die Dinge sich ent­wi­ckeln, ge­mein­sam wird uns ein und die­sel­be Ge­fahr sein, ge­mein­sam ein und die­sel­be Ret­tung. Der klei­ne Iulus sei mein Be­glei­ter und meine Gat­tin folge von wei­ter weg mei­nen Schrit­ten.“

Ver­gil, Aen­eis 2, 634-661, 699-711
Atque ubi iam pa­triae per­ven­tum ad li­mi­na sedis
an­ti­quas­que domos, ge­ni­tor, quem tol­le­re in altos
  635
op­tabam pri­mum mon­tis pri­mum­que pe­tebam,
ab­ne­gat ex­ci­sa vitam pro­du­ce­re Troia
ex­si­li­um­que pati. 'vos o, qui­bus in­te­ger aevi
san­gu­is,' ait, 'so­li­da­e­que suo stant ro­bo­re vires,
vos agi­ta­te fugam.
  640
me si cae­li­co­lae vo­luis­sent du­ce­re vitam,
has mihi ser­vas­sent sedes. satis una su­per­que
vi­di­mus ex­ci­dia et cap­tae su­peravimus urbi.
sic o sic po­si­tum ad­fa­ti dis­ce­di­te cor­pus.
ipse manu mor­tem in­ve­ni­am; mi­se­r­e­bitur hos­tis
  645
exu­vi­as­que petet. fa­ci­lis iac­tu­ra se­pul­cri.
iam pri­dem in­vi­sus divis et inu­ti­lis annos
de­mo­ror, ex quo me divum pater atque ho­mi­num rex
ful­mi­nis ad­fla­vit ven­tis et con­ti­git igni.' Talia per­sta­bat me­mo­rans fi­xus­que ma­ne­bat.
  650
nos con­tra ef­fu­si la­cri­mis co­ni­un­x­que Creu­sa
Asca­ni­us­que om­nis­que domus, ne ver­te­re secum
cunc­ta pater fato­que ur­gen­ti in­cum­be­re vel­let.
ab­ne­gat in­cep­to­que et se­di­bus ha­e­ret in isdem.       
rur­sus in arma feror mor­tem­que mi­ser­ri­mus opto.
  655
nam quod con­si­li­um aut quae iam for­tu­na da­ba­tur?
'mene ef­fer­re pedem, ge­ni­tor, te posse re­lic­to
spe­ras­ti tan­tumque nefas pa­trio ex­ci­dit ore?
si nihil ex tanta su­peris pla­cet urbe re­lin­qui,
et sedet hoc animo pe­ri­tu­ra­e­que ad­de­re Troiae
  660
teque tuosque iuvat, patet isti ianua leto.’

Hic vero vic­tus ge­ni­tor se tol­lit ad auras
ad­fa­tur­que deos et sanc­tum sidus ado­rat.
  700
'iam iam nulla mora est; se­quor et qua du­ci­tis adsum,
di pa­trii; ser­va­te domum, ser­va­te ne­po­tem.
vestrum hoc au­gu­ri­um, vestro­que in nu­mi­ne Troia est.
cedo equi­dem nec, nate, tibi comes ire re­cu­so.'
di­xe­rat ille, et iam per mo­e­nia cla­ri­or ignis
  705
au­ditur, pro­pi­us­que aes­tus in­cen­dia vol­v­unt.
'ergo age, care pater, cer­vici im­po­ne­re nostrae;
ipse su­bi­bo um­e­ris nec me labor iste gra­va­bit;
quo res cum­que ca­dent, unum et com­mu­ne pe­ri­clum,
una salus am­bo­b­us erit. mihi par­vus Iulus
  710
sit comes, et longe ser­vet ves­ti­gia co­ni­unx.    

 

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