Interpretationsklausur
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Diese Seite ist Teil einer Materialiensammlung zum Bildungsplan 2004: Grundlagen der Kompetenzorientierung. Bitte beachten Sie, dass der Bildungsplan fortgeschrieben wurde.
Cicero schreibt an seinen Bruder Quintus, als dessen Amtszeit als Statthalter in der Provinz (Klein-)Asien um ein weiteres Jahr verlängert worden war. Da an der kleinasiatischen Küste viele alte Griechenstädte zu finden sind, kommt Cicero in diesem Brief auch an zwei Stellen auf die Griechen zu sprechen:
Atque etiam e Graecis ipsis diligenter cavendae sunt quaedam familiaritates praeter hominum perpaucorum, si qui sunt vetere Graecia digni: sic vero fallaces sunt permulti et leves et diuturna servitute ad nimiam assentationem eruditi: quos ego universos adhiberi liberaliter, optimum quemque hospitio amicitiaque coniungi dico oportere; nimiae familiaritates eorum neque tam fideles sunt-non enim audent adversari nostris voluntatibus-, et invident non nostris solum, verum etiam suis. (...)
Quapropter incumbe toto animo et studio omni in eam rationem, qua adhuc usus es, ut eos, quos tuae fidei potestatique senatus populusque Romanus commisit et credidit, diligas et omni ratione tueare et esse quam beatissimos velis. Quod si te sors Afris aut Hispanis aut Gallis praefecisset, immanibus ac barbaris nationibus, tamen esset humanitatis tuae consulere eorum commodis et utilitati salutique servire: cum vero ei generi hominum praesimus, non modo in quo ipso sit, sed etiam a quo ad alios pervenisse putetur humanitas, certe iis eam potissimum tribuere debemus, a quibus accepimus; non enim me hoc iam dicere pudebit, praesertim in ea vita atque iis rebus gestis, in quibus non potest residere inertiae aut levitatis ulla suspicio, nos ea, quae consecuti sumus iis studiis et artibus esse adeptos, quae sint nobis Graeciae monumentis disciplinisque tradita. Quare praeter communem fidem, quae omnibus debetur, praeterea nos isti hominum generi praecipue debere videmur, ut, quorum praeceptis sumus eruditi, apud eos ipsos, quod ab iis didicerimus, velimus expromere.
Und man muss sich auch sorgsam vor vertraulichem Umgang gerade mit den Griechen hüten - außer dem Umgang mit sehr wenigen, wenn es irgendwelche sind, die des alten Griechenlands würdig sind: so aber sind sehr viele betrügerisch, leichtsinnig und wegen der lang andauernden Unfreiheit erzogen zu allzu großer Schmeichelei: ich behaupte, dass all diese freundlich behandelt werden müssen und man sich gerade die Besten durch Gastfreundschaft und Freundschaft verbinden muss; allzu enge Freundschaften mit ihnen sind auch nicht so verlässlich - Sie wagen es nämlich nicht, sich unseren Wünschen zu widersetzen - und sie sind nicht nur neidisch gegenüber unseren, sondern sogar gegenüber ihren eigenen Landsleuten. (...)
Deshalb bleibe mit ganzer Seele und allem Eifer der Einstellung treu, die du bisher gezeigt hast, nämlich diejenigen, welche der Senat und das Volk von Rom deiner Zuverlässigkeit und Macht übergeben und anvertraut haben, zu lieben, auf jede Art und Weise zu schützen und den Willen zu haben, dass sie so glücklich wie möglich sind. Wenn dich aber das Los zum Statthalter über Afrikaner, Spanier oder Gallier, wilde und unzivilisierte Völker, gemacht hätte, wäre es trotzdem die Aufgabe deiner Bildung, für ihre Vorteile zu sorgen und ihrem Nutzen und Wohl zu dienen: Weil wir aber über die Art von Menschen gebieten, bei der gerade die menschliche Bildung nicht nur zu Hause ist, sondern von der sie, wie man glaubt, zu anderen gelangt ist, müssen wir diese gewiss vor allem denen erweisen, von denen wir sie übernommen haben; denn ich werde mich nicht schämen - zumal bei diesem/meinem Leben und diesen/meinen Taten, bei denen kein Verdacht der Trägheit oder Leichtfertigkeit auftreten kann - zu sagen, dass ich das, was ich erreicht habe, durch diese Studien und Künsten erlangt habe, die uns durch die Schriftwerke und Schulen Griechenlands überliefert worden sind. Deshalb müssen wir uns außer einer allgemeinen Zuverlässigkeit, die allen Menschen geschuldet wird, vor allem diesem Menschenschlag verpflichtet zeigen, so dass wir denen selbst gegenüber, durch deren Lehren wir gebildet worden sind, das, was wir von ihnen gelernt haben, zeigen können.
Aufgaben:
1. |
a. Arbeiten Sie aus dem lateinischen Text heraus, wie Cicero hier die Griechen charakterisiert. (Lat. Zitate jeweils mit Zeilenangabe!). |
(10 P.) |
b. Ziehen Sie ein Fazit aus Ihren Beobachtungen. |
(3 P.) |
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2. |
a. Erschließen Sie aus dem vorliegenden Text, welche Intentionen der Briefschreiber verfolgt. |
(2 P.) |
b. Zeigen Sie, dass Cicero seine Intentionen durch die Wahl der Verben und Verbformen auch sprachlich deutlich macht. |
(8P.) |
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3. |
Der Dichter Horaz hat das Verhältnis Römer-Griechen folgendermaßen charakterisiert: Graecia capta ferum victorem cepit et artes / intulit agresti Latio. Das eroberte Griechenland nahm den wilden/rohen/ ungebildeten Sieger ein und trug Künste in das bäurische Latium. Stellen Sie - ausgehend von diesem Zitat - das Verhältnis Römer-Griechen auf der Grundlage Ihrer Lektürekenntnisse dar. |
(12 P.) |
4. |
Verfassen Sie - auf der Grundlage Ihrer Lektürekenntnisse (!) - einen Zeitungsartikel mit der Überschrift "Die alten Römer als Vorbilder in Sachen Integration?!". |
(10 P.) |
bonam fortunam!
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