KLAUSUR-NIOBE (vv 6 - 38):
Rede der Niobe:
Die Schülerinnen und Schüler sollen mit deutschen Oberbegriffen und lateinischen Belegen die Vorzüge der Niobe benennen.
In einem weiteren Schritt werden sie aufgefordert, aus der Perspektive der Niobe eine Werteskala zu erstellen, die es zu begründen gilt. Das Resultat dieser Aufgabe ist ein Persönlichkeitsprofil der Niobe.
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Reproduktion und Reorganisation von Textabschnitten sind innerhalb der Textkompetenz übliche Anforderungen an Interpretationsaufgaben. Kompetenzorientierung kann an dieser Stelle heißen, die Schülerinnen und Schüler aufzufordern, ein Persönlichkeitsprofil aus der Perspektive der Niobe zu erstellen, indem sie die von der Protagonistin erstelle Werteskala darstellen und mit Hilfe selbstgewählter Parameter neu strukturieren. Dabei
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kann der wichtigste Wert an erster Stelle genannt werden (Klimax descendens),
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kann der wichtigste Wert an letzter Stelle genannt werden (Klimax ascendens),
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können Aussagen, die zu ein- und demselben Wert entweder aufeinanderfolgend oder „verstreut“ in einem Textabschnitt auftauchen, durch die Versquantität, die Häufigkeit verwendeter Stil- und Sprachmittel oder durch die Exponiertheit im Textumfeld diesen Wert zum wichtigsten machen.
(PROBLEMLÖSUNGSKOMPETENZ)
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UNTERRICHTSEINHEIT-ARACHNE:
Text 2 (met. VI, 5 - 25: Im Gegensatz zum Niobetext entwirft nicht die Protagonistin selbst ein Persönlichkeitsprofil, sondern der Erzähler. „Non illa loco nec origine gentis / clara, sed arte fuit.” (met. VI, 7 f.). In dieser bracchyologisch verfassten Sequenz „steckt” schon das vom Erzähler installierte Arachne-Persönlichkeitsprofil: Ihr Stolz fußt lediglich auf ihre Leistung und nicht wie bei Niobe auf ihrer Abstammung oder Herkunft. Dennoch investiert der Erzähler für die Darstellung der bescheidenen Verhältnisse, aus der Arachne stammt, sechs Verse, anders ausgedrückt 36 Worte. Die Erzählung von dem geringen Sozialstatus gipfelt in der Alliteration „parva parvis“ (met. VI, 13), wobei beide Adjektive im Metrum durch die Penthemimeres getrennt sind.
Man würde sicherlich erwarten, dass die Bewunderung des Vaters, der Mutter, der Freunde oder der Maeonern für die Weberin zur Sprache komme. Stattdessen lässt der Erzähler die Gebirgs- und Meernymphen die Webkunst der Arachne bewundern, gleichermaßen hervorgehoben durch die parallele und anaphorische Stellung von „deseruere“ (met. VI, 15 /16). In der Beschreibung der Kunstfertigkeit werden Eleganz, Unbeschwertheit und Sicherheit durch die entsprechenden poetologischen Sachfelder hervorgehoben (met VI, 18: „tantus decor“, met VI, 20 f.: „repetita … vellera“, met. VI, 20: „mollibat“, met. VI, 20 f.: „longo …tractu“, met. VI, 22: „levi … pollice“). Ihre Kunst erscheint dem Erzähler oder auch dem Zuschauer – das lässt der Potentialis der Vergangenheit „scires“ (met. VI, 23) offen – so übermenschlich, dass wie in den Versen 7 und 8 eine bracchyologische Sequenz („scires a Pallade doctam“ (met. VI, 23)) formuliert wird. Allein diese Aussage verletzt Arachne in ihrem Stolz und provoziert sie zur Bereitschaft, sich im Weben mit der Göttin Pallas Athene zu messen: „certet … mecum: nihil est, quod victa recusem!“ (met. VI, 25))
Die Schülerinnen und Schüler sollen mit deutschen Oberbegriffen und lateinischen Belegen die Vorzüge der Arachne aus der Sicht des Erzählers benennen. Zuvor „üben“ sie diese Fertigkeit anhand zweier deutscher Texte unterschiedlicher Textsorte (Blogeintrag aus einem Internetforum, Nachruf in einer Zeitung).
In einem weiteren Schritt werden sie aufgefordert, aus der Sicht des Erzählers eine Werteskala zu erstellen, die es zu begründen gilt. Das Resultat dieser Operation ist ein Persönlichkeitsprofil der Arachne.
(3_2_Arachne_Text 2)
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Um die oben erwähnten Fertigkeiten für die 2. Aufgabe der Niobe – Klausur anwenden zu können, müssen die Möglichkeiten der Bewertungen a)- c) mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden.
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